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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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Sie stellte die Dose auf den Schreibtisch, ging auf ihre Freundin zu und umarmte sie herzlich.
    »Ach, Vicky. Wie schön, dich endlich zu sehen. Wo hast du bloß gesteckt?«
    »Und du? Ich dachte, der Erdboden hätte dich verschluckt.«
    »Ich muss dir so viel erzählen!«
    »Ich dir auch!«
    »Ichhabe ungefähr dreißigtausendmal angerufen!«
    »Ich dich auch!«
    »Komisch.« Anna ließ Vicky los. »Aber es sind sowieso eine Menge unglaublicher Dinge passiert. Leg die Akte bloß wieder zurück. Wenn ich dir erzähle, was ich damit erlebt habe …«
    Vicky legte die Dokumentenmappe auf den Schreibtisch und deutete auf die Büchsenmilch.
    »Wolltest du tatsächlich Kaffee machen? Ich hab dir übrigens auch ein Croissant mitgebracht.«
    Lächelnd verschwand Anna in der Küche. Es war, als ob alles, was sie in den letzten Tagen bedrückt hatte, von ihr abgefallen wäre. Vicky war wieder da! Endlich konnte sie mit jemandem über die verwirrenden Ereignisse und diese merkwürdigen Träume reden, die sie noch immer verfolgten. Scheintote Fotografen. Rasselnde Monster-Skorpione. Wüstenstürme in Mädchenschlafzimmern. Während Anna den Kaffee in die Tassen goss, grinste sie. Sie brauchte weder einen Psychoanalytiker noch einen Traumdeuter. Sie brauchte einfach ihre beste Freundin.
    Sie balancierte das Tablett zurück zu ihrem Büro. Schon beim Eintreten spürte sie, dass sich etwas verändert hatte.
    »Was ist das?«
    Vickys Stimme klang kalt und schneidend. Sie hatte sich nicht an Annas Bitte gehalten, sondern die Mappe wieder geöffnet. Die Papiere flatterten durch die Zugluft auf und segelten durch das Zimmer.
    »Nein!«
    Anna stellte das Tablett so heftig ab, dass die Kaffeekanne umfiel und die braune Flüssigkeit auf den Boden tropfte. Aber das war egal. Sie hastete hinter den Blättern her, bis sie alle beisammen hatte und mit zitternden Fingern in der Mappe verstaute. Vicky stand die ganze Zeit reglos daneben.
    »Das ist geheim!«
    Wie konnte Vicky sie nur so hintergehen? Doch statt Reue über ihren Vertrauensbruch zu zeigen, verschränkte ihre Freundin die Arme vor der Brust und baute sich direkt vor Anna auf.
    »Wokommst du her?«
    »Aus Zürich.«
    »Und diese Papiere?«
    »Auch. Du hattest nicht das Recht, sie dir anzusehen.«
    »Solange wir uns noch ein Büro teilen, schon.«
    Vicky hatte sich in den wenigen Augenblicken, in denen Anna das Zimmer verlassen hatte, verändert. Oder war ihr nicht aufgefallen, dass ihre Freundin plötzlich eine ganz andere Haltung hatte? Stolz, selbstbewusst und arrogant wirkte sie. Sie trug einen sündhaft teuren Hosenanzug, außerdem musste sie beim Friseur gewesen sein, denn ihre widerspenstigen Locken waren zu weichen Wellen gezähmt und schimmerten wie gebügelt.
    Vicky deutete auf die Mappe, die Anna immer noch krampfhaft an sich gepresst hielt.
    »Außerdem warst du die Erste, die unsere Geschäftsbeziehung gekündigt hat. Du bist mit fliegenden Fahnen in Wellers Lager gewechselt. Ein Wunder, dass du überhaupt noch einmal vorbeigekommen bist.«
    »Vicky!« Anna ging auf ihre Freundin zu, doch diese wich zurück, als ob sie eine Berührung fürchten würde. »Du hast mir doch selbst dazu geraten. Ich verstehe dich nicht.«
    »Wenn das dein ganzes Problem ist …«
    Vicky drängte an Anna vorbei in ihr Chaos-Büro. Anna folgte ihr und wurde Zeuge, mit welchem angewiderten Gesichtsausdruck Vicky sich umsah. Neben ihrem Computer stand eine Handtasche, die Anna noch nie gesehen hatte. Vicky nahm eine Brötchentüte und hielt sie Anna entgegen.
    »Dein Croissant.«
    Stumm schüttelte Anna den Kopf. Vicky ließ die Tüte samt Croissant in den Papierkorb fallen. Auch das war etwas, das es bei der alten Vicky niemals gegeben hätte. Für Vanillecroissants ließ sie sich vierteilen.
    Vicky klopfte sich den Puderzucker von den Händen und sah sich ratlos um. »Ich bin nur kurz gekommen, um ein paar persönliche Sachen abzuholen. Aber wenn ich den ganzen Plunderhier so sehe, ist das wohl alles eher ein Fall für den Sperrmüll.«
    »Sperrmüll? Was ist denn auf einmal in dich gefahren?«
    Vicky hatte ihr Büro immer geliebt. Den angeschlagenen Kaffeebecher, die vielen Fotos und Postkarten an der Pinnwand, vor allem aber ihren Computer, zu dem sie ein beinahe persönliches Verhältnis aufgebaut hatte und den sie peinlich genau immer auf den neuesten Stand aufrüstete.
    »Das sollte ich wohl eher dich fragen.«
    Vicky setzte sich auf eine Kante ihres Tisches und verschränkte die Arme.

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