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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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über mit glitzernden Steinen besetzt war. Nachdenklich betrachtete Anna diese Schätze. Das Kleid war Haute Couture. Allein die Schuhe waren ein Vermö genwert. Einen Moment lang erwog sie, alles zusammenzupacken und Weller in seine Präsidentensuite schicken zu lassen. Sie war seine Angestellte, nicht seine Schneiderpuppe.
    Aber dann streifte sie doch den Bademantel ab. Wenigstens ein Mal anziehen. Nur ein einziges Mal. Einmal aussehen wie eine dieser Frauen, die niemals auf die Preisschilder sehen. Dann ein Handyfoto machen und es Vicky schicken … aber nein, das ging natürlich nicht. Vicky würde das falsch verstehen.
    Vorsichtig schlüpfte Anna in das Kleid. Die Korsage war natürlich wie erwartet der reinste Horror. Anna verfluchte sich und ihre Faulheit. Mit vier Mal die Woche Yoga wäre dieses verflixte Teil kein Problem. Endlich hatte sie es geschafft und konnte das Kleid sogar schließen. Sie schlüpfte in die Schuhe, dann streifte sie die Handschuhe über. Einen Moment lang wurde ihr schwindelig.
    Du hast zu wenig gegessen, dachte sie. Noch immer standen die Speisen unberührt unter ihren silbernen Hauben auf dem Tisch. Aber das ist ein Kleid, das schon eine Fisole zu viel sprengen könnte.
    Die Absätze schienen meterhoch. Vorsichtig wankte Anna ins Bad. Als sie sich im Spiegel sah, stockte ihr der Atem. Ihre Schönheit war überwältigend. Das Kleid verzauberte ihre Figur und ließ sie schmal und zerbrechlich erscheinen. Der dunkle Goldton schmeichelte ihrem Teint, ihre Augen leuchteten geheimnisvoll.
    Das bin ich nicht, dachte sie.
    Das war eine fremde Frau, die ihr da entgegenblickte. Jemand, der nur eine vage Ähnlichkeit mit Anna Sternberg hatte. Sie erkannte sich nicht mehr wieder. Mühsam trat sie noch einen Schritt näher. Das Korsett war viel zu eng. Die Schuhe schienen zu glühen. Eine Hitzewelle überflutete sie. Sie schwankte und konnte sich gerade noch an der Wand abstützen. Das Badezimmer um sie herum begann, sich vor ihren Augen zu drehen.
    Da stimmt was nicht, dachte Anna. Ich muss raus aus diesem Kleid. Jetzt und sofort.
    Dochalle ihre Bemühungen scheiterten. Sie fühlte sich, als hätte jemand sie in den Stoff eingenäht. Die Schuhe saßen fest und wurden schwer wie Eisen. Anna bekam keine Luft mehr. Sie fasste sich an die Kehle und stolperte zurück ins Zimmer. Keuchend erreichte sie das Bett. Ihre Haut brannte wie Feuer. Ob das ein allergischer Schock war? Panik attackierte sie. Mit letzter Kraft tastete sie nach dem Messer auf dem Serviertisch. Doch als sie es in der Hand hatte, spürte sie, wie ihre Kräfte sie verließen.
    Das Messer glitt aus ihren Fingern und fiel auf den Boden. Annas Körper glühte. Die Luft flimmerte vor Hitze. Noch einmal versuchte sie, den Stoff zu zerreißen. Doch selbst dazu war sie schon zu schwach. Zarter Nebel und weißer Rauch stiegen vor ihren Augen auf.
    Ich verbrenne, dachte sie. Tränen der Verzweiflung schossen in ihre Augen. Ich verbrenne! Weller! Hilf mir! Ich sterbe!
    Die Tür wurde aufgerissen, und ein Schwall kühler Luft drang durch das Zimmer. Jemand hob sie hoch, schüttelte sie, rief ihren Namen, doch Anna konnte nicht mehr antworten. Mit beiden Händen riss er den Brokatstoff auseinander. Sie spürte eine kräftige Hand an ihrem Ausschnitt, Knöpfe sprangen ab, wieder das Geräusch von reißendem Stoff, und dann, endlich, konnte Anna wieder atmen. Immer noch spürten sie Panik und Angst. Sie begann, wild um sich zu schlagen, bis ihr Retter sie an den Schultern rüttelte.
    »Anna!«
    »Nein!«, schrie sie und versuchte, ihr Gesicht mit den Armen zu schützen.
    »Anna, schau mich an!«
    Sie wollte nicht. Wild schüttelte sie den Kopf. Die Hochsteckfrisur löste sich auf, und ihre Haare fielen ihr in aufspringenden Locken auf die Schultern.
    »Ruhig, ganz ruhig.«
    Er presste ihren Kopf an seine Brust. Jetzt bekam Anna erst recht keine Luft mehr. Wieder wollte sie sich wehren, aber es warzwecklos. Seine Arme waren stark, und sie hielten sie so lange, bis sie sich beruhigte und ein Schluchzen in ihre Kehle stieg.
    »Alles wird gut. Es ist nichts passiert.«
    »Weller?«
    Ihre Stimme war nur noch ein heiseres Krächzen. Erst jetzt nahm sie wahr, dass sie nackt in seinen Armen lag. Das war jetzt nicht wichtig. Was zählte, war, dass sie lebte. Langsam, ganz langsam gelang es ihr, das Zittern zu kontrollieren. Ihre Atemzüge wurden regelmäßiger. Mit geschlossenen Augen atmete sie seinen Duft, der Anna schon damals in ihrer ersten Nacht

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