Dämonenjäger Murphy - Dreizehn Zyklen
dem weiträumigen Areal keimte ein drohendes Knurren auf.
Das persönliche Schoßtier des Mächtigen, abgeschirmt von der Außenwelt, in einem tiefen Schacht hausend, nagend an den Knochen, der in Ungnade gefallenen.
Der Krieger schauderte. Dieser Ort, diese ganze Festung, zerrte an seinem Mut. Er fuhr sich durch die roten Haare. „...der Gefangene“, führte er den abgebrochenen Satz weiter, „er scheint nicht das zu sein, für das er sich ausgibt.“
„Ein Spion?“
„...nein... aber er weiß Dinge, die ich mir nicht erklären kann. Artefakte meines Lebens.“
„Deine Vergangenheit ist für niemanden hier ein Geheimnis. Er wird es aufgeschnappt haben.“
Der Krieger presste hart die Lippen aufeinander. „Das konnte er nicht wissen“, erwiderte er leise. „Unmöglich.“
„Geheimnisse also?“
Er spürte den beschleunigten Schlag des Herzens. Ein aus dem Takt geratenes Pendel, welches mit der Zeit immer ungenauer wurde. „Er weiß von dem Pakt...“
Für einen geringen Augenblick zuckte der rechte Mundwinkel des Mächtigen. Eine kaum wahrnehmbare Geste, derer nur ein guter Beobachter gewahr wurde. „Ich werde ihn selbst aufsuchen“, schnarrte er, „jetzt da die Wolfsbrut, nicht mehr fern ist... dürfen uns keine Fehler unterlaufen...“
Der Mächtige hielt unerwartet inne, die Lider zu einem argwöhnischen Blick verengt, stierte er die gewundene Decke empor. „Etwas ist angekommen“, wisperte er.
Der Krieger wurde barsch zur Seite geschoben. „Ein Angriff?“, fragte er vorsichtig nach und erhaschte einen Teil des Kastens. „Sollen die Wachen informiert werden? – Herr?“
Der Mächtige befand sich bereits auf den ersten Stufen.
„Herr!“
Er hörte das Aufklingen der Schritte, wie sie immer leiser wurden und schließlich ganz verstummten.
Allein im Domizil des Mächtigen. Der Krieger drehte sich langsam um die eigene Achse. Schweiß glitzerte auf seiner Stirn. Er wollte es wissen, die Neugierde endlich befriedigt wissen...
„Ein Würfel“, formten seine Lippen die Erkenntnis. Er trat näher, beäugte die mannshohe Konstruktion und berührte sie sogar mit einer Fingerspitze. „Was plant dieser Teufel...?“
Sein Flüstern ließ das Ding in dem Brunnen aufhorchen. Es gab ein widerliches Knurren von sich, kratzte über den bereits bröckelnden Stein seines Gefängnisses und versuchte nach oben zu klettern. Gierend nach dem neugierigen Menschlein, das nach Antworten suchte.
Dabei hätte er nur einen Blick in den Brunnen werfen müssen, nur einen Blick und alles hätte sich zusammengefügt.
*
Jemand schlug ihm ins Gesicht. Einmal – zweimal, beim dritten Mal hielt er die schon nahende Hand zurück, öffnete die Augen und blinzelte in das matte Gesicht seiner Begleiterin.
„Hallo Nathalie“, brabbelte er und spürte dabei den Sand zwischen den Zähnen.
Sie erwiderte nichts. Ihre vom Staub ergrauten Haare wurden von einem feinen Wind umweht. „Wir haben verloren...“
Der Himmel war nie klarer als jetzt. Keine Wolke, ausgestorben wie der Rest.
Er ließ sich auf die Beine helfen, torkelte ein paar Schritte und nahm Stückeweise bereits die neuen Gegebenheiten auf. „Nicht mehr viel übrig, was?“
„Etwas steht noch.“
Er schwenkte nach rechts. „Monument des Größenwahnsinns“, betitelte er den noch immer stehenden Palast und linste dabei zu einem kaum erkennbaren Fußabdruck. „Unser spiritueller Freund hatte es wohl besonders eilig.“ In einiger Entfernung glaubte er ein paar Turnschuhe liegen zu sehen. Noch weiter, eine Hose wie das dazu passende Shirt.
„Die Hitze muss ihm zugesetzt haben.“ Er fuhr mit der Zunge über den trockenen Gaumen. „Ich kann es ihm nachempfinden.
„Galgenhumor wird uns hier nicht weiterbringen.“
„Und doch ist er das Einzige, was mich davon abhält, nicht laut loszuschreien.“
Sie starrten aneinander an. Murphy und die Geliebte des... David verwarf den Gedanken, versuchte sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. „Wenn wir uns beeilen, kriegen wir vielleicht noch den Abspann mit.“
Eine Karawane bestehend aus zwei Menschen. Umgeben von einer Millionen Morgen Sand. Unter dem verborgen, in den tiefsten Schlünden, die Gebeine der Vergangenheit ruhten.
Die Distanz war gering, so schien es. Eine Strecke für die sie unter normalen Bedingungen nur wenige Minuten gebracht hätten - wandelte sich in einen endlosen Gewaltmarsch.
Die Beine wurden mit jedem Schritt schwerer. Sie sanken ein, bekamen Mühe eine gerade
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