Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
Fardohnjer unfehlbar in Rage hineinsteigerte, dann war es ein Wort über die Karier, die von den Fardohnjern mit beinahe religiöser Inbrunst gehasst wurden; dass er außerdem die Harshini erwähnte, die sie mit ähnlicher Leidenschaftlichkeit verehrten, musste ihm geradezu zwangsläufig das Gehör des Capitans sichern.
»Die Karier haben eine Harshini in den Klauen?«, vergewisserte sich der junge Flussschiffer. Trotz aller Verehrung war es unwahrscheinlich, dass die Fardohnjer jemals schon einen leibhaftigen Harshini erblickt hatten. Doch im Gegensatz zu Padric und den übrigen Rebellen stellten sie das Überdauern des von Sagen umwitterten Volksstamms durchaus nicht infrage.
»Bist du bereit, mir zu helfen?«
»Eher sollen mich die Fluten ersäufen, als dass ich für die verwünschte Schwesternschaft medalonische Regimenter verschiffe«, antwortete Drendik. Mit einem Zug leerte der Fardohnjer seinen großen Becher und knallte ihn auf den Tisch. »Lass uns aufbrechen, junger Freund, und die Gunst der Götter erringen, indem wir eine ihrer Auserwählten retten. Hast du denn auch Geld?« Tarjanian schüttelte den Kopf, und der Fardohnjer stöhnte auf. »O weh, heutzutage zahlt es sich wahrlich nicht mehr aus, ein Held zu sein.«
50
Furchtsam betrachtete der karische Botschafter R'shiel, während die Strömung des Gläsernen Flusses die Barke erfasste und nach Süden trieb. Schließlich wandte er sich an Elfron. R'shiel kauerte noch auf Händen und Knien zu Ritter Pieters Füßen und rang mit immer neuen Wogen eines scheußlichen Schwindelgefühls. Die Schmerzen, die ihr Elfrons Stab verursacht hatte, waren einem widerwärtigen Pochen gewichen, das im Takt mit ihrem Herzschlag wummerte.
»Was hast du mit ihr gemacht?«
»Ich habe nichts getan«, entgegnete Elfron. »Xaphista selbst hat durch die seinem Stab innewohnende Kraft gesprochen. Sie ist eine Harshini.«
»Aber sie ist doch die Tochter der Ersten Schwester. Oder zumindest war sie's, bis Frohinia sie verstieß. Glaubst du, sie wusste Bescheid?«
»Bestimmt hat sie es gewusst. Habe ich Euch nicht gewarnt, dass die Schwesternschaft mit den Mächten des Bösen im Bunde steht? Ihr könnt von Glück reden, dass sie nicht versucht hat, Euch in ihre Fallstricke zu verwickeln.«
Dass sie mit irgendwelchen Mächten des Bösen im Bunde sein sollte, kam R'shiel das erste Mal zu Ohren. Erneut fiel Pieters Blick auf sie, aber seine Augen spiegelten weder Lust noch Verlangen, sondern nur Abscheu.
»Schaffen wir sie unter Deck.«
»Wir sollten sie an den Mast binden, damit ganz Medalon sieht, dass wir eine Unholdin in unserer Gefangenschaft haben«, schlug Elfron vor. »Man soll erkennen, dass Xaphista sich nicht täuschen lässt.«
»Sei doch nicht närrisch! Wir können nicht mit einer an den Mast gefesselten Medalonerin durch Medalon segeln. Willst du uns Raufscharen auf den Hals hetzen?«
»Sie ist keine Medalonerin, sondern eine Harshini-Hexe«, widersprach der Kaplan. »Medalon müsste frohlocken, weil wir eine Natter vom Busen der im Übrigen durch und durch niederträchtigen Schwesternschaft gerissen haben.«
»Das medalonische Volk hat überhaupt keine Ahnung von den Harshini, sie gelten als untergegangener Stamm. Nur in Karien, wo die Hut des Allmächtigen uns vor der Gefahr der Harshini schützt, wissen wir noch um die Bedrohung. Man würde den Triumph nicht mit uns feiern, Elfron, sondern uns an die Gurgel fahren.«
Nur äußerst widerwillig gab Elfron diesen Einwänden nach. »Nun wohl, lasst sie drunten einsperren. Aber sobald wir den Gläsernen Fluss verlassen haben, der Fardohnjische Golf sicher durchschifft ist und wir uns in karischen Gewässern befinden, wollen wir sie an den Mast binden, sodass zumindest unser Volk an diesem Triumph frohen Anteil genießen kann. Mein Traumgesicht hat sich als wahr erwiesen. Wir werden den Eisenstrom im Strahlenglanz des Ruhms befahren.«
Mit einer herrischen Geste befahl Ritter Pieter zwei Schiffsknechten, R'shiel unter Deck zu bringen. Sie bot keine Gegenwehr auf. Sie fühlte sich noch viel zu schwach und zitterte bloß vor sich hin, während man sie halb übers Deck zerrte, halb trug, sie einen Niedergang hinabbeförderte und schließlich am Ende eines langen Korridors in eine kleine Lagerkammer einschloss.
Durch die Lattentür drang trübe Helligkeit herein. R'shiel betastete den Fußboden, entdeckte einen Haufen modrig riechender Säcke und ließ sich auf sie sinken.
Tränen netzten die schmutzigen
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