Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
hinterrücks an.
Vielleicht hörte Loclon trotz des Johlens der Leute Georj s Schrei, oder möglicherweise bemerkte er seine Bewegung im Augenwinkel - auf jeden Fall wirbelte er im letzten Augenblick herum und konnte Georj s Schwertschlag gerade noch mit der eigenen Klinge abwehren. Das Kreischen der Zuschauer schwoll ab, als die Gegner den Kampf wieder aufnahmen; sie spürten die entscheidende Veränderung, die sich ergeben hatte. Nun fochten die Duellanten nicht mehr nur um ein bisschen Blut, und der Kampf betraf keine Meinungsverschiedenheit zwischen Unterführern des Hüter-Heers mehr, die einen Ehrenhandel austrugen. Auf einmal ging es um Leben oder Tod.
Loclon verteidigte sich mit der gleichen atemberaubenden Behändigkeit, die er anfänglich beim Angriff bewiesen hatte; allerdings legte er jetzt keinen Wert mehr darauf, den Zuschauern zu gefallen. Georj wiederum wollte nicht nur den Sieg, er war aufs Töten aus. R'shiels Magen krampfte sich zusammen, während sie die zwei Männer aufeinander einhauen sah und die beiden immer mehr Verletzungen davontrugen, die sie allem Anschein nach in ihrem Wüten gar nicht bemerkten.
»Ich glaube, wir sollten Einhalt gebieten, Tarjanian«, sagte hinter ihr eine ruhige Stimme.
Über die Schulter blickte sich R'shiel um und sah hinter sich Garet Warner stehen. Im ersten Augenblick fragte sie sich, wo er zwischendurch gesteckt haben mochte, doch sofort zogen die Ereignisse in der Arena wieder ihre Aufmerksamkeit an. Beide Duellanten bluteten und wirkten erschöpft, aber keiner wollte dem Gegner den Sieg zugestehen. Ihre Klingen verstoben Funken, wenn sie sich mit aller Gewalt kreuzten.
»Georj wird es uns nie verzeihen, wenn wir den Kampf abbrechen, ohne dass eine klare Entscheidung gefallen ist«, gab Tarja zu bedenken. In R'shiels Ohren klang aus seiner Stimme allerdings mehr Beunruhigung als Missstimmung.
»Es besteht die Gefahr, dass jemand den Tod findet«, warnte der Obrist. »Nach meiner Überzeugung zieht Jenga es bei weitem vor, zwei Hüter zeitweilig zu verärgern, anstatt einen tüchtigen Mann zu verlieren. Der Kampf dauert schon lange genug. Außerdem ist Georj gemäß den Regeln unterlegen. Er sollte sich klüger verhalten.«
Tarja schaute Garet ins Gesicht und nickte. »Ihr habt Recht, Obrist.«
R'shiel hielt den Atem an, als die beiden Männer die Arena betraten. Im Stillen fragte sie sich, ob Warners Rang und Tarjas Einfluss ausreichten, um die in Blutgier verfallenen Duellanten zur Vernunft zu bringen. Die Zuschauermenge brach, weil sie schlichtweg zu viel Vergnügen an dem Schauspiel hatte, in höhnisches Gezeter aus, als sie erkannte, welche Absicht die beiden verfolgten. Ein vorzeitiges Ende war unerwünscht. Für die Begriffe der Gaffer war der Kampf gerade erst spannend geworden.
Aufgrund der Größe der Arena trennten noch etwa zwanzig Schritte Warner und Tarja von den Duellanten, als Georj strauchelte und auf den Rücken fiel. Augenblicklich sprang Loclon zu ihm, schwang weit ausholend das Schwert und schlitzte Georjs Gurgel auf, dass das Blut hoch aufspritzte.
Gleichzeitig mit Georjs Aufschrei verstummten aus plötzlichem Entsetzen die Zuschauer. Erneut krampfte sich R'shiels Magen zusammen, als sie Loclon mitten in der Arena stehen und seinen Triumph auskosten sah. Tarja und Garet Warner näherten sich ihm jetzt im Laufschritt, und auch die übrigen Männer, die im Stolleneingang gestanden hatten, liefen in die Arena. Aus Abscheu fast völlig benommen, lehnte sich R'shiel an die kalte Steinmauer.
Tarja eilte zu seinem niedergestreckten Freund. Dort hob er das Georj entfallene Schwert auf, überließ den Kameraden der Fürsorge der anderen Hüter und wandte sich stattdessen Loclon zu. Garet Warner rief - mit überraschend lauter Stimme, wenn man berücksichtigte, wie leise er gewöhnlich sprach - nach ärztlichem Beistand. Als Tarjan sich Loclon näherte, fasste der junge Fähnrich das Schwert wieder fester. Offenbar stellte er sich auf einen zweiten Kampf ein.
R'shiel biss sich auf die Unterlippe, weil ein neuer Krampf ihre Leibesmitte packte. Ihr Mund schmeckte nicht nur die Salzigkeit des eigenen Blutes, sondern auch das Bittere der Furcht.
Während Tarja auf ihn zuschritt, nahm Loclon eine geduckte, kampfbereite Haltung an. Der Zuschauermenge stockte der Atem. Georj hatte sich geweigert, sein Unterliegen einzugestehen, und Loclons Tat war unverzeihlich. Aber es konnte sein, dass es noch mehr Aufregendes zu sehen gab. Gegenwärtig hörte
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