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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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schwören, dass eine Höllenbrut nicht lieben kann.
    Trotzdem hatte sie sich für einen Wer in Gefahr gebracht. Hatte ihn beschützt, so gut sie konnte, ihn quer durchs Land von einem Ort zum anderen gebracht, Arkady immer einen Schritt voraus – denn Höllenbrut reagiert nicht besonders erfreut, wenn ihre Spielzeuge sich aus dem Staub machen.
    Sie hat den Wer auf die einzige Art beschützt, die sie kannte: mit Zauberkraft und Blutvergießen. Aber die Momente, in denen er bei klarem Verstand war, wurden immer weniger, bis er nicht einmal mehr sie erkannte. – War vielleicht auch das Teil einer bestimmten Foltermethode gewesen? Was blieb ihr, nachdem er ausgebrochen und schließlich von seinesgleichen zur Strecke gebracht worden war?
    Nur noch das hier.
    „Bist du bereit?“ Rücksichtsvoll und einfühlsam wollte ich klingen – schätze, ich versagte auf ganzer Linie.
    „Ich bin so weit.“ Aber sie zögerte. „Du kennst die Hölle, Jägerin.“ Es war keine Frage.
    Ich zitterte, und zwar nicht vor Kälte. Nickte. Regen prasselte uns beiden auf die Haut. Sie starrte noch immer auf den Holzhaufen, ihr ganzer Körper lehnte sich gespannt nach vorne, der kleinen Senke entgegen.
    „Glaubst du, er wird dort sein?“ Auf einmal klang sie unendlich jung. Es konnte nur die menschliche Zärtlichkeit in ihrer Stimme gewesen sein, die mich wissen ließ, wen sie meinte.
    Der Klotz in meinem Hals war nicht nur die Schwellung der Würgeattacke. „Wohin du auch gehen magst, Billy wartet schon auf dich, Cenci.“
    Sie nickte und trat vorwärts. Mir fielen ihre nackten Füße auf, geschunden und blutig. Schwarze Flüssigkeit floss aus den Wunden, die wenig Ähnlichkeit mit Dämonenblut hatte. Sie war zu dünnflüssig, und auch wenn sie schwarz aussah … na ja, das hat Blut nachts so an sich.
    Zumindest Menschenblut.
    Lieber Gott, lass das die richtige Entscheidung sein. Lass es genug sein.
    Ihre rechte Hand war zu einer verkohlten Klaue verkrümmt – und wieder hatte ich vor Augen, wie sie ihren Vater mit dem Sonnenschwert inmitten der Flammen zu Boden gepresst hatte.
    Ich stolperte. Saul hielt mich fest, stützte mich. Der Hügel war rutschig und gefährlich glitschig, als wir uns an den Abstieg machten.
    Ein Werscheiterhaufen wird von ihnen durch ihre eigene, praktisch veranlagte Magie entfacht. Die Flammen sind weder rot oder schwarz, noch haben sie sonst irgendeine Farbe von Höllenfeuer, Bannfeuer oder magischen Blitzen. Die Scheiterhaufen der Werwesen brennen in einem reinen, heißen Weiß, in dessen Herz ein fröhliches Gelb tanzt.
    Saul Dustcircle stellte sich neben mich, nachdem er das feuchte Holz angezündet hatte. Der stärker werdende Regen zischte und plätscherte, strahlender weißer Rauch quoll empor, als die Werwesen ihre Stimmen zu einem uralten Lied erhoben und den Verstorbenen Frieden wünschten. Wenn man es je selbst mit angehört hat, braucht man dafür keine Übersetzung. Es ist die Melodie der Trauer schlechthin.
    Navoshtay Siv Cenci hatte die Anne um den zusammengesunkenen Wer geschlungen und gab keinen Laut von sich, als die Flammen ihr Fleisch auffraßen.
    Und mehr will ich dazu nicht sagen.

31
     
    Harp hatte die Zähne fest aufeinandergebissen. Die neu eingeflochtenen Federn in ihrem Haar bebten. Sie redete nicht mit mir.
    Auf dem Gleis herrschte chaotisches, lautes Treiben. Helles Sonnenlicht spiegelte sich auf den Waggons – Werwesen fliegen nicht gerne. Also würden alle drei mit dem Zug fahren. Harp und Dominic wollten Saul in der Nähe des Reservats absetzen und sich dann ein paar Tage Erholung gönnen. Das hatten sie sich verdient.
    Harp und Dom hatten den kleinen Berg Papierkram abgearbeitet, den der Report eines „schwerwiegenden zwischenstaatlichen paranormalen Vorfalls“ erforderte. Und ich würde eine pauschale Summe aus dem geheimen Finanztopf des FBI bekommen. Mit ein bisschen Schummeln hatte man eine halbwegs glaubhafte Version der Ereignisse zusammenbasteln können: Ein entartetes Werwesen war eingefangen und erlegt, eine in den Vorfall verwickelte Höllenbrut gegrillt worden. Cenci wurde nur am Rande erwähnt. Alles in allem war es ein hübsch verschnürtes Paket.
    Perry hatte sich noch immer nicht bei mir gemeldet.
    Dominic blickte zu Harp, die ein Stück entfernt am Bahnsteig stand. „Sie wird sich wieder einkriegen“, flüsterte er mir zu. „Danke, Jill. Ganz ehrlich.“
    Der gute alte Dominic, immer bemüht, die Wogen wieder zu glätten. Ich nickte, Silber und Ohrringe

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