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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Michails Grab.
    Ich war erleichtert, endlich zu wissen, dass ich an seinem Tod nicht schuld war. Wenn ich damals absichtlich getrödelt hatte, dann nur, weil ich ihn liebte. Wäre es anders gewesen, hätte ich Cenci, ohne zu zögern, erschossen. Entweder man ist verdammt oder nicht. Und wenn man es nicht ist, kann man aufhören, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, warum der eigene Meister in einem schäbigen kleinen Hotelzimmer gestorben ist.
    Wenn ich irgendwie zu Michails Tod beigetragen hatte, dann nicht, weil ich ihn absichtlich im Stich gelassen hatte. Das konnte ich mittlerweile mit ruhigem Gewissen behaupten. Und wenn die Trauer in meinem Herzen auch nicht weniger wurde, so war sie zumindest leichter zu ertragen.
    Danach überschlugen sich die Ereignisse. Eine Scurf-Epidemie, die sich von Viejarosas gen Süden hin ausbreitete, sorgte für Angst und Schrecken. Für das Gebiet war Leon zuständig. Wir trieben ein paar Arkel auf, die einen hübschen Trader-Stall führten, der sich auf Vergewaltigung und Erpressung spezialisiert hatte, und machten den Laden dicht. Ich fing mir dabei fast ein halbes Magazin großkalibriger Munition ein, ehe Leon einen der Trader ausschalten konnte. Später erzählte er mir, dass er schon geglaubt hatte, ich hätte den Löffel abgegeben.
    Quatsch, meinte ich. Unkraut vergeht nicht.
    Er lachte, weil er das für einen Witz hielt.
    Um Halloween herum gab es den üblichen Anstieg an Exorzismen. Und schließlich machte ich der Höllenbrut den Garaus, die die Stadt mit gepanschtem Kokain überschwemmt hatte. Gleich nachdem ich ihn zu einem übel riechenden Klumpen geschlagen hatte, tauchte der Nächste auf der Bildfläche auf, um gestrecktes Heroin zu verkaufen. Diesem Höllenabschaum klarzumachen, dass es eine dämliche Geschäftsidee war, gepanschte Drogen nach Santa Luz zu schmuggeln, kostete mich ein paar Liter Blut.
    Darauf folgte fast ein ganzer Monat, in dem so gut wie nichts passierte. Nachts zog ich durch die Straßen, um nach Ärger Ausschau zu halten, und fand keinen.
    Ein schönes, wenngleich unstetes Gefühl.
    Dann kam ich in einer kalten Winternacht mal wieder nach Hause. Die Berge in der Ferne trugen alle ihre Schneemützen. Sobald ich die Garage betreten hatte, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Ich schlüpfte unter dem sich schließenden Garagentor hindurch und tappte leise wie der Tod hinüber zum Seiteneingang.
    Die Tür schloss sich geräuschlos hinter mir. Ich hielt mit der Rechten die Peitsche im Anschlag, in der linken Hand die Glock. Ich schlich durch den kurzen Flur, während das Lagerhaus unter dem Wüstenwind ächzte, der Kälte und den Duft von Salbei mit sich brachte.
    Aber da war noch ein anderer Geruch. Ich schnüffelte vorsichtig, dann holte ich tief Luft. In meiner Brust flammte ein grässlicher Schmerz auf, bevor Eis das Gefühl sofort zum Schweigen brachte.
    Was zum Teufel ist hier los?
    Im Wohnzimmer brannte Licht. Ich trat aus dem Gang, bemerkte eine Bewegung in der Küche und hob die Kanone.
    Er drehte sich nicht mal um. Er trug ein langärmliges Thermoshirt und Jeans, war aber barfuß. Sein Haar war ein gutes Stück kürzer und schimmerte im Licht der Küche rotschwarz. Er summte vor sich hin und gab etwas in den Kochtopf.
    Mein Herz klopfte so heftig, dass ich meinte, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Ehrlich.
    „Du bist spät dran“, sagte Saul über die Schulter. In seinem Haar glitzerte Silber, das mit rotem Band eingeflochten worden war. Er hatte sich ein paar neue Amulette zugelegt, und das Schimmern sah gut aus auf seinem seidig glänzenden Haar. Es würde sogar noch besser aussehen, wenn es erst wieder ein Stück gewachsen war. „Oder früh, nachdem du ja Nachtschicht arbeitest und so. Ich hab gedacht, Omelette wäre eine gute Idee. Hoffentlich magst du Paprikakäse. Im Reservat bekommt man selten wirklich guten. Ich hab ihn echt vermisst. Dazu gibt’s Kartoffeln. Diesmal gebacken. Zum Braten hast du nicht das richtige Öl hier. Hast du eigentlich den kompletten Kühlschrankinhalt weggeworfen?“
    Mein Kiefer war kurz vorm Runterklappen. In meinem Brustkorb brodelte der Schmerz, der mir in jedes lebenswichtige Organ schoss. Ich stand kurz vor einem Herzinfarkt. Jill Kismet, knallharte Jägerin, erliegt einem Herzstillstand, ausgelöst durch ein Omelett.
    Seine Aufmerksamkeit galt dem Herd, sein Hals sah merkwürdig nackt aus ohne die langen Haare. „Ich habe bei den Dakotas länger gebraucht, als ich gedacht hätte. Erst wollte

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