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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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das Bedürfnis, meine Blase zu leeren, ja selbst zu atmen.
    Töte ihn, flüsterte etwas in mir. Du kannst es. Es wird vielleicht nicht einfach, aber du kannst es schaffen.
    Der übrige Teil von mir stellte sich quer und widerstand der Versuchung. Wenn ich ihn jetzt tötete, wäre das ein Verstoß gegen unsere Abmachung. Und ich wusste genau, wozu mich das in meinen eigenen Augen machen würde.
    Nämlich genauso schlecht wie die Dinge, die ich jagte.
    Er amüsierte sich noch mehr. Perry hörte sich schon fast beschissen fröhlich an. „Wir sehen uns vorher. Sag deinen Freunden von der Regierung, dass ich mich ebenfalls an die Fersen ihres kleinen Problems geheftet habe. Geben wir nicht ein nettes kleines Team ab? Wie eine Familie.“
    Ich verkniff mir jeden Kommentar, stürmte stattdessen über die verbeulte Tür, während hinter mir schallendes Gelächter laut wurde. Ich sah zu, dass ich schleunigst hier wegkam.

11
     
    Ich duckte mich unter dem gelben Absperrband hindurch und atmete durch den Mund. Foster sprang aus einem der Kleintransporter der Gerichtsmedizin und eilte zu mir rüber. Sein dunkelblauer Anorak glänzte grell im Hitzeschleier des Nachmittags.
    Mir war immer noch kalt, und ich fühlte mich wackliger auf den Beinen, als ich zugegeben hätte. Vor allem, weil ich so leicht davongekommen war. Viel zu leicht für meinen Geschmack. Das sah Perry gar nicht ähnlich, für gewöhnlich quälte er mich länger.
    Und ich hatte das ungute Gefühl, dass er das noch früh genug nachholen würde.
    Denk nicht daran. Ich blinzelte den Gedanken fort und sah Foster in die Augen. „Was gibt’s?“
    Der Abwasserkanal am Rand des Percoa-Parks war voller Geröll und Müll. Der scharfe Geruch meiner Beute stieg mir in die Nase, aber diesmal fehlte der exotische Duft von Höllenbrut. Ich war mit offenen Fenstern hierhergefahren, und die Hitze im Impala hatte mein Haar trocknen lassen, nur das Salz klebte noch immer auf meiner Haut. Ich hatte es nicht mal geschafft, für einen Burrito anzuhalten. Mein Magen fühlte sich nicht besonders wohl, und dem Rest von mir war auch nicht gerade nach Jubeln zumute.
    Trotzdem, bis zum nächsten Monat hatte ich meine Ruhe. Ich würde das schaffen. Kleinigkeit.
    „Drei, glaube ich. Vielleicht mehr.“ Foster war blass, sein gepflegtes dunkles Haar war leicht zerzaust. „Die Leute vom FBI sehen sich die Sache gerade an.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Ist Juan dabei?“ Juan Rujillo war der Kontaktmann der Stadt zum FBI, und er leistete gute Arbeit. Anders als das letzte Arschloch.
    „Nein, er hat Urlaub.“ Mike warf mir einen komischen Blick zu. Es sah mir nicht ähnlich, so etwas zu vergessen. „Du siehst scheiße aus, Jill.“
    „Danke.“ Ich hab gerade Hoppe hoppe Reiter mit einem Albtraum gespielt. „Wie viele sinds vom FBI?“ Hoffentlich war das Landei zu Hause gehliehen.
    „Zwei. Ein Mann und eine Frau. Sie ist ein echter Hingucker.“
    „Lass lieber die Hände von ihr, wenn du weißt, was gut für dich ist. Ich gehe einfach mal der Nase nach.“ Nachdem ich die Narbe noch immer nicht abgedeckt hatte, konnte ich alles bestens riechen – den Mief verrottenden Abfalls, saftlos hier draußen in der Trockenheit, und den gashaltigen, reifen Geruch nach menschlichem Tod. Und die Fährte eines einsamen Werwesens.
    Naja, immer noch besser als der Gestank toter Höllenbrut. Und wenigstens wusste ich jetzt, wie ein Entarteter roch.
    Brav. Beschäftige deinen Kopf mal damit, Jill. Und denk nicht immerzu an Perry. Bis zum nächsten Monat bist du ihn los. Bist ein kluges Mädchen, nicht wahr?
    Ich lief den Kanal hinunter. Links und rechts erhoben sich seine hohen Mauern, an denen Saftpflanzen und anderes Gestrüpp wuchsen. Das hier gehörte immer noch zu dem Talkessel, der vom Fluss versorgt wurde und in dem der Großteil der Stadt lag. Gar nicht weit vom Percoa-Park befand sich mein Haus. Doch am Rand der Senke spürte man bereits die Wüste, vor allem, weil in den Kanälen dort kein Wasser floss, bis im Herbst die Sturzfluten einsetzten – was nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen dürfte. Wir hatten schon Anfang September. Der Percoa-Park war nur ein schmaler Landstreifen, den niemand haben wollte, weil er genau zwischen dem Industriegebiet und einer Reihe kleiner Vororte lag, die nach und nach hergerichtet und von Jahr zu Jahr schicker wurden.
    Rate mal, auf welcher Seite mein Lagerhaus stand. Natürlich noch immer auf der falschen, und das nach all den Jahren!
    Ich

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