Daemonenmal
bog um eine Ecke und stand plötzlich inmitten des emsigen Treibens. Noch mehr Gerichtsmediziner, die mit der Dreiecksmethode fotografierten. Montaigne stand etwas abseits und sah sauer aus. Er trug einen grauen Anzug und eine braune Krawatte, die mit Sicherheit nicht seine Frau ausgesucht hatte – sie war viel zu hässlich. Er ließ die Arme hängen. Dann erblickte er mich, und ich konnte deutlich sehen, wie sich ein merkwürdiger Ausdruck von Erleichterung über sein hageres Gesicht stahl, der sofort abgelöst wurde von Angst. „Jill!“ Er rutschte beinahe auf dem Geröll aus, seine schicken Schuhe waren einfach nicht dafür gemacht, um hier draußen in der Wildnis herumzuklettern. „Du siehst …“ Er riss sich gerade noch am Riemen, und ich spürte, wie ein Hebel in meinem Kopf umschaltete – eine Tür, die zuschlug und das Gefühl von Perrys Lippen auf meiner Haut ebenso aussperrte wie die Versuchung, alles und jeden einfach niederzumetzeln, bis nichts mehr übrig war, das mich noch verletzen konnte.
Dieser Schalter war eine wirklich gute Sache. Ich fühlte mich reiner, obwohl mir noch immer klar war, dass ich mich sofort meiner Kleider entledigen und wund schrubben würde, sobald ich es nach Hause schaffte. Es brauchte eine ganze Menge hartes Schrubben – bis rosa gefärbtes Wasser im Abfluss verschwand –, erst dann fühlte ich mich nach einem Besuch im Monde wieder annähernd sauber.
Ich passe absichtlich darauf auf, dass keine Stahlbürste im Haus ist, weil es mich nur in Versuchung bringen könnte, sie zu benutzen.
„Hi, Monty.“ Ich blinzelte in das grelle Sonnenlicht, das so heiß war wie ein Backofen, und rückte meinen Mantel zurecht. Als ich die linke Hand hob, um mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streifen, an der ein silbernes Hufeisen hing, sah ich aus dem Augenwinkel, wie das Amulett schimmerte. Wie eine Fata Morgana. „Bin nur übernächtigt. Was gibt’s? Foster meinte, drei, vielleicht mehr.“
Weiter oben auf einer Seite des Kanals fiel mir Harp auf, die gerade in die Knie ging, um irgendetwas genauer zu betrachten. Ihre Zöpfe hatte sie sich im Rücken zusammengebunden. Neben ihr stand Dominic, aufrecht wie ein Fels und die Haare ebenfalls zu einem Zopf gefasst.
„Da drüben.“ Monty deutete auf die geschäftig herumwuselnden Arbeiter. Unter seinen Achseln hatten sich halbmondförmige Schweißflecke gebildet. „Herrgott. Hast du schon irgendwas rausgefunden, Jill? Irgendeine Spur?“
Ich nickte. „Ein bisschen was.“ Nicht annähernd genug. Eine durchgehrannte Höllenbrut und ein entarteter Wer: das wohl ungewöhnlichste Paar, das die Welt je gesehen hat. „Wie geht es eurem Mann? Dem Anfänger?“
„Noch immer nicht über den Berg.“ Monty seufzte. Er klang erschöpft. „Verdammte Scheiße. Sullivan und der Badger sind als Nächste dran, soll ich sie auf das hier ansetzen?“
Ich schüttelte den Kopf. Das Letzte, das ich wollte, war, dass sich ein oder zwei Polizisten vom Morddezernat mit einem psychopathischen Wer herumschlagen mussten. „Die FBI-Leute dort sind zuständig, ich will nicht, dass noch irgendeiner von euch getötet wird.“
Er nahm es besser auf, als ich erwartet hatte. Er wurde nur noch etwas blasser und zitterte trotz der Hitze. Der Nachsommer hatte dieses Jahr überraschend heftig eingesetzt. „Es sieht also böse aus.“
Wahrscheinlich schlimmer, als du dir vorstellen kannst, Süßer. „Ich geh mal rüber und seh mir die Sache an.“ Ich wollte ihn trösten – ihm einen Klaps auf die Schulter geben oder so was in der Art. Aber wenn ich das täte, würde er doch nur vor meiner völligen Andersartigkeit zurückweichen.
Vor dem Verdorbenen in mir.
Sie stinkt nach Höllenbrut. Es waren weniger die Worte gewesen als vielmehr ihr Ton. Warum sollte es mich kümmern, was ein Werbubi vom Land von mir dachte?
Wegen des Flüsterns in meinem Kopf, das so grässlich schmeichelnd und so schrecklich siegessicher klang – als wäre das Geschäft seiner Meinung nach so gut wie besiegelt. Eine neue Abmachung, eine, die Michail nicht gutgeheißen hatte. Ich habe schon stärkere Trader als dich gebrochen.
Was mir daran wirklich zu schaffen machte, war die leise Ahnung tief drinnen, dass er damit recht haben könnte. Ohne die stetige Anleitung und Erfahrung meines Lehrers wurden die Dinge von Tag zu Tag unberechenbarer.
Ich wurde von Tag zu Tag unberechenbarer. Es war ein ständiger Balanceakt am Abgrund, und es gab keinen Ausweg.
Ich zuckte
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