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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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das Neonlicht auf seinem dunklen Haar. Ich nickte Ramon zu, meine Kehle war so trocken und zugeschnürt, dass ich kein Wort herausbrachte.
    Scarper wurde unter seinem Stoppelbart rot. „Eine Riesenschweinerei“, sagte er, und seine Worte erstarben im Flur.
    „Ja. Riesenschweinerei.“ Meine Stimme klang ebenfalls nicht allzu überzeugend.
    „Wirst du die Mistkerle kriegen, Jill?“ Nun hatte auch Ramon seinen Mund aufgemacht, seine dunklen Augen glänzten vor Rührung – so kannte ich ihn gar nicht.
    Ich sah ihn an, und zum ersten Mal wich ein Mensch meinem direkten Blick nicht aus. „Natürlich kriege ich sie. In meiner Stadt kommt niemand mit so einer Scheiße ungeschoren davon, Gentlemen.“ Ich machte auf dem Absatz kehrt und schritt davon – und stolperte um ein Haar, als Dustcircle mir schon wieder auf die Pelle rückte.
    Ich wartete bis zum Ende des Ganges, dann konnte ich mich nicht länger zurückhalten. „Was soll der Scheiß?“
    „Ich bin nur nett“, sagte er und hielt Schritt. „Dir ist das wirklich wichtig, stimmt’s?“
    Das darf ja wohl nicht wahr sein! „Was denn sonst? Ich bin Jägerin, das hier ist meine Stadt. Verteidigen Werpumas ihr Revier etwa nicht?“ Und was zur Hölle geht dich das überhaupt an, Landei?
    „Doch, manche Dinge verteidigen wir schon.“ Er war noch immer zu nah, ich spürte seine Wärme.
    Ich rieb mir das rechte Handgelenk, gab aber acht, das runzlige Mal nicht zu berühren. Es reagierte auf all den Schmerz und die Trauer, die die Luft erfüllten, und pochte unruhig. Erklärs ihm in Wersprache. „Das sind meine Leute, mein Volk. Keiner macht ihnen Ärger, ohne dass ich ihm dafür Kontra gebe.“
    Er wich ein kleines Stück zurück und räumte mir ein paar Zentimeter mehr Freiraum ein, die sich inzwischen gigantisch weit anfühlten. „Was jetzt?“
    Ich holte tief und seufzend Luft – Luft, in der sein Geruch und mein eigener lagen, vermischt mit dem beruhigenden, allgegenwärtigen Duft meines Ledermantels. „Als Nächstes schau ich in der Lagerhalle und unserem Refugium vorbei. Ich muss ein paar Sachen holen, und sobald es dunkel wird, werde ich ein paar Löcher ausräuchern.“
    „Hört sich gut an.“ Hörte ich da eine gewisse Belustigung? Jedenfalls schien er die Sache plötzlich sehr persönlich zu nehmen. Aber vielleicht war das in seinem Werreservat so üblich, und ich wusste nur nichts davon.
    „Eine Menge Blut und Geschrei, abgetrennte Gliedmaßen -das Übliche.“ Ich seufzte und ging schnell weiter, als er mir wieder zu nahe kam. Ich musste sogar zur Seite hüpfen, was reichlich komisch aussah. Mein Mantel wirbelte auf. Aber schließlich gab Dustcircle es auf. „Du Glückskeks darfst im Wagen warten. Und jetzt hör auf, dich an mir zu reiben.“

15
     
    Galina hielt eine Handvoll dünner Silberreifen in die Höhe, ihre sanften grünen Katzenaugen blickten unter ihrem dunklen Pony besorgt drein. Mit ihrem blassen Teint und den ondulierten Wellen in ihrem glänzenden Haar sah sie aus wie ein Filmstar der Dreißigerjahre. „Willst du die hier mal ausprobieren, Jill?“
    Ich griff mir vier der Kupferarmbänder von der Theke, stopfte sie in meine größte Tasche und legte eine Fünfzigdollarnote auf den Tisch. Dann fiel mein prüfender Blick auf die klingenden Armreifen. Sie waren geweiht worden – ich konnte den klaren blauen Schimmer sehen, der unter der silbernen Oberfläche saß und in den Äther ausströmte. „Meinst du, die halten mehr aus? Das Kupfer macht so schnell schlapp.“
    Eine untergehende Sonne schien durch die hohen Fenster des kleinen Ladens. Galina wohnte im ersten Stock und verließ nur selten ihre eigenen vier Wände. Bewahrer sind an ihre jeweiligen Häuser gebunden – so lautet die Abmachung. Sie schließen ihre Ausbildung ab, lassen sich nieder und schlagen tiefe Wurzeln. Das Heim eines Bewahrers ist so gut wie uneinnehmbar. Aber draußen im Freien betrachten sie gleich mehrere Spezies der Schattenwelt als leckere Zwischenmahlzeit.
    Aus diesem Grund ist das ortsansässige Refugium der Ort, an den sich Jäger, Werwesen und andere Nachtschatten wenden, wenn sie neues Equipment brauchen – Silber, Ikonen, Kugeln, anderes – oder um zu tratschen. Was dein Herz auch begehrt, der Bewahrer deines Vertrauens schafft es dir ran. Natürlich nur, wenn du zahlen kannst – und wenn du dich in letzter Zeit nicht zu sehr danebenbenommen hast. Und man kann sich mächtig viel Ärger mit den Werwesen und Jägern einhandeln, wenn man

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