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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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dabei erwischt wird, wie man einem Bewahrer blöd kommt.
    Bewahrer verpflichten sich mit Abschluss ihrer Ausbildung durch den Orden zur Verschwiegenheit – aber wenn man in einem ihrer Häuser Stunk anzettelt, fliegt man in null Komma nichts auf die Schnauze. Draußen in der Welt hat ihre Magie nicht viel Wirkung, aber innerhalb seines Heims ist der Wille eines Bewahrers Gesetz.
    Meistens sterben sie mit ein paar hundert Jahren an Altersschwäche in ihrem Bett. Bei Jägern ist das anders.
    Galina zuckte lächelnd mit den Schultern, einzelne Strähnen blitzten kurz auf, als sich die Sonne in ihrem Haar verfing. Saul beschäftigte sich in einer Ecke und spielte mit Werspielzeugen: Trommeln, gekrümmten Messern, Federn und anderem Kram, aus dem man Amulette und Fetische machen konnte.
    „Wenn es dir hilft, importiere ich das Zeug bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Aber ich bekomme die hier …“ Das Silber tönte in ihrer Hand – antwortete auf die Energie, die knarzend die Wände durchströmte, ausgelöst durch Galinas Lächeln. „… aus Mexiko. Sie sind billig, und notfalls kann ich sie auch selbst herstellen. Und es kann tatsächlich sein, dass sie länger halten als das Kupfer.“
    Auf dem verglasten Tresen zwischen uns lag jede Menge Kleinkram: Talismane von Heiligen – Anton, Judas und Andreas, außerdem Georg und Katherina –, alle auf ganz besondere Art von Vater Guillermo von der Sacred-Grace-Kirche geweiht. Er hatte eine Sondergenehmigung vom Vatikan, die … ahm, älteren Segnungen verwenden zu dürfen. Kleine ausgestopfte Krokodile rissen gähnende Mäuler auf, und eine Sammlung von Kristallkugeln schimmerte im goldenen Licht.
    Galina ist schlank und sogar noch kleiner als ich, auch wenn ihr weiter Mantel aus rotgoldener Energie – das Markenzeichen eines jeden Bewahrers – verbarg, wie klein sie wirklich war. Sie trug ausgewaschene Jeans und darüber ein Tunika-Top im traditionellen Grau, war aber, wie sonst auch, barfuß. Ein silberner Anhänger mit dem Zeichen des Ordens – ein gevierteilter Kreis umschlungen von einer Schlange – funkelte an ihrem Hals.
    Ich nahm mir eins der dünnen Armbänder. Wenn ich mehr als nur eines trage, um die Narbe zu verbergen, werden sie ordentlich Lärm schlagen, wenn sie aneinanderklimpern. Aber vielleicht könnte sie mir daraus einen dicken Reif machen. „Dann wollen wir mal sehen.“ Ich legte es um, ließ den Verschluss einrasten, streckte die Hand aus und schüttelte es, damit es gegen das Mal fiel.
    Gellender Schmerz durchzuckte mich und zwang mich in die Knie, Galinas erschrockener Schrei hallte von den Wänden wider. Die Schutzwälle des Hauses erwachten brummend zum Leben, aber ich hatte ganz andere Probleme. Mein Arm brannte, als stünde er in Flammen, als hätte ich ihn in einen Ofen gehalten und das Feuer fräße sich durchs Fleisch bis auf die Knochen. Ich krümmte mich und zerrte mit der anderen Hand an dem Reif, aber der Verschluss ließ sich nicht öffnen, das Silber wetzte über die Narbe, und ich stieß einen markerschütternden Schrei aus, als der Schmerz sich in meine Brust bohrte und mit tumben Klauen nach meinem Herzen griff.
    Urplötzlich verebbten die Qualen, dicke, heiße Tränen rannen mir aus den Augen. Ich atmete durch, blinzelte und fand mich auf dem Boden wieder. Saul Dustcircle kniete neben mir. Seine Finger umklammerten mein Handgelenk, und der Silberreifgekräuselt wie Papier im Feuer – lag aufgebrochen in seiner anderen Hand.
    „Großer Gott“, flüsterte ich.
    Sauls Augen waren mehr als dunkel, und er sah mir einen Moment lang fest in die Augen. Er stellte keine Fragen, begutachtete nur das Mal. Seine Brauen zogen sich zusammen.
    Heiße Schamesröte stieg in mir auf. Galina sprang über den Tresen und kniete sich neben mich. Sie legte mir den Arm unter die Achseln und half mir, mich aufzusetzen. „Herrgott, Jill, es tut mir leid. Es tut mir ja so leid, mein Gott, geht’s dir gut?“ Die schützenden Energieschilde des Hauses beruhigten sich wieder, wofür ich mehr als dankbar war. Die Verteidigungsmechanismen eines Refugiums auszulösen würde Qualen bedeuten, gegen die der Schmerz in meinem Arm ein Klacks war.
    „G-geht schon.“ Ich versuchte, meine Hand aus Sauls Griff zu reißen. Seine Finger verkrampften sich – ein Werreflex –, aber ich schaffte es trotzdem und unterdrückte den Drang, meinen Arm auf Brandspuren zu untersuchen. Meine Nervenenden zuckten und kreischten. „Interessante Erfahrung“, presste ich

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