Daemonenmal
Amulette. Galina nickte, während sie mir auf die Schulter klopfte.
„Ich rechne das gleich ab. Bist du auch ganz bestimmt okay, Jill?“
Jetzt mach dir mal keinen Kopf, Kleine. Das gehört immerhin zu meinem Job, schon vergessen? Man hat mich dafür ausgebildet. „Das blühende Leben.“ Ich bemühte mich wirklich, nicht sarkastisch zu klingen, und drehte den Kopf zur Seite. Wenn sie so sanft und besorgt wurde, verspürte ich immer das äußerst unangenehme Bedürfnis, sie zu trösten, und benahm mich letztlich immer wie ein Trottel. Es war besser, einfach das Thema zu wechseln. „Ich warte im Wagen.“
„Pass auf dich auf“, rief mir Galina hinterher. Ich stieß einen zustimmenden Ton aus – ich meine, was soll man darauf schon sagen? Ich kann halt nur in begrenztem Umfang auf mich aufpassen. Sofern ich das überhaupt wollte.
Auf meine ganz eigene Art und Weise war ich genau so ein Adrenalinjunkie wie Avery. Oder sogar noch schlimmer. Es ist nicht einfach, dem Kick zu widerstehen, dem Tod ins Auge zu blicken oder knapp am Abgrund des Grauens vorbeizuschrammen, davon zu kosten und schließlich Herr der Lage zu werden.
Die Glocke über der Tür bimmelte, als ich aus der Sicherheit des Ladens heraustrat und mit einem schnellen Blick die Straße überprüfte. Mein Impala wartete brav am Straßenrand, die orange Lackierung glänzte. Mein Baby.
Wenige Minuten später folgte Dustcircle mit einer kleinen Tüte im Arm. Er setzte sich auf den Beifahrersitz, und ich warf den Motor an. „Nette Dame.“
„Solange du dich nicht mit ihr anlegst, schon.“ Ich legte den ersten Gang ein und fuhr los. „Hast du alles, was du brauchst?“
„Jep.“ Ich beschleunigte und brach in Richtung Fairville auf. Ich wollte über die Fünfzehnte und dann runter zum Plaskeny Square.
Station Nummer eins der heutigen Nacht. Mein Herz schlug einmal heftig gegen meine Rippen und verfiel dann wieder in seinen regelmäßigen Trott.
„Stört es dich, wenn ich rauche?“ Er griff in die Tasche und zog eine Packung Charvils hervor. Der Geruch von Kirschtabak stieg mir in die Nase. Es hatte etwas merkwürdig Angenehmes an sich, vor allem, nachdem nun endlich wieder etwas Abstand zwischen uns war.
„Qualm dir von mir aus die Birne weg, aber kurbel das Fenster runter.“ Ich hob gerade erst die Polster erneuern lassen, ich will nicht, dass sie gleich wieder stinken.
„Kann ich dich was fragen?“
Kommt ganz drauf an, Fellknäuel. „Frag.“ Ich setzte den Blinker und bog gemächlich ab.
„Was ist mit deinem Meister passiert – Tolstoi, richtig? Er war berühmt.“
„Hat Harp dir das nicht gesagt?“ Auf einmal schlug mir das Herz bis zum Hals, und meine Hände wurden feucht. „Er hat sich verliebt, und sie hat ihn getötet.“ Er hat sich in eine Sorrow verlieht, sie hat sein Amulett gestohlen und ihm die Kehle aufgeschlitzt. Wenn ich jemals die Gelegenheit bekommen sollte, werde ich sie töten. „Die Werwesen haben ihn zeremoniell verbrannt. Er hatte es verdient.“
Die Stille, die eintrat, war unangenehm. Ich rutschte im Sitz herum und rammte den Fuß auf die Kupplung, ehe ich hinzufügte: „Er war der einzige Mann, der je einen Scheiß auf mich gegeben hat.“
Halt die Klappe, Jill. Das geht ihn nun echt nichts an. Er ist nur ein Wer auf Besuch. Lass es. Ich griff nach vorne und drehte wütend am Radioknopf, tatsächlich hatte ich Glück. Sie spielten Jimi Hendrix, und ich drehte voll auf, beschleunigte. Die Musik und der Wind, der durch die Fenster fegte, taten gut und verdrängten den Kloß in meinem Hals.
Größtenteils.
Das Diablo war ein Höllenbrut-Treffpunkt auf dem Plaskeny-ein niedriger, höhlenartiger Keller am Ende einer staubigen, engen, dreckigen Treppe. Ich goss einen dünnen Schwall Wodka auf die Bar, bevor ich die Flasche zertrümmerte, hübsch theatralisch. Die Schreie waren verstummt, aber es waren noch immer Stöhnen und schwache gurgelnde Laute von dem Arkeus zu hören, den ich gerade in seine Einzelteile zerlegt hatte. Das Gluckern wurde zu einem Plätschern, dann stieg ein gigantischer Gestank auf.
Wieder eine Höllenbrut tot – mehr oder weniger.
Die meisten waren hinüber, lagen zusammengesunken über Stühlen, lösten sich auf den Tischen auf. Die Tanzfläche war das reinste Chaos, und mir taten die Schultern weh. Genauso wie mein Gesicht. Ich hatte mir einen Schlag genau auf die Wange eingefangen, der einem menschlichen Jäger wahrscheinlich das Genick gebrochen hätte. Mein T-Shirt war
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