Daemonenmal
zerrissen, und in meinem langen Ledertrenchcoat prangten lange Klauenabdrücke. Ein Kratzer mehr, und er war reif für die Müllhalde.
Einen Höllenbrut-Verschlag auszumerzen, ist nie ein Kinderspiel, vor allem nicht, wenn man alleine ist. Das einzig Gute daran war, dass ich nicht darauf achten musste, wohin ich meine Schüsse abfeuerte – letzten Endes konnte ich nur jemanden treffen, der es verdient hatte. Wenn ich zusammen mit Michail unterwegs gewesen war, mussten wir immer aufpassen, uns nicht gegenseitig abzuknallen. Allerdings – mit deinem Lehrer zusammenzuarbeiten ist wie einen Telepathen an der Seite zu haben, der deinen nächsten Schritt vorhersieht. Und wenn man ein guter Schüler ist, lernt man mit der Zeit, genauso vorausschauend zu handeln.
Oder zumindest, ihm aus dem Weg zu bleiben.
Ich hielt die Kanone unbeirrt auf den Barkeeper gerichtet, eine dürre, zerlumpte Höllenbrut mit einem scheckigen Schopf Haare auf dem Kopf und einer verzerrten Oberlippe. Trotzdem war er attraktiv, auf eine runtergekommene, hämische Weise und mit dieser exotischen Aura, die Höllenbewohner so an sich haben. Er beäugte die Pistole und öffnete den Mund, um etwas zu sagen …
- und ich wirbelte eine halbe Drehung weit herum, schlug hinter mich, ließ die Peitsche aufs Gesicht einer heimtückischen kleinen Höllenlady niederfahren, die sich durch die Trümmer an mich rangeschlichen hatte. Brüllend brach sie zusammen und hielt sich das Gesicht. Wenn sie es überlebte, würde sie durch das Silber auf ewig gezeichnet sein.
Heiße, gemeine Genugtuung schoss mir durch die Adern wie schwerer Wein. Ich grinste wie eine Verrückte, und das gesegnete Silber in meinem Haar spie blaue Funken, während die Amulette in krassem Gegensatz zu der Gewalt lieblich süß klimperten.
„Sorg dafür, dass jeder Bescheid weiß.“ Ich wandte mich wieder an den Barkeeper. Die Kanone verharrte absolut bewegungslos. Da ich mit kleineren Händen gestraft war, als Männer sie haben, habe ich am Anfang immer Baby-Glocks benutzt. Das war nun anders. Ich mag die großen, und meine Knochen kommen mit dem Rückschlag inzwischen viel besser klar. „Wer auch immer diese New Yorker Höllenschlampe versteckt hält, fährt auf einer Einbahnstraße zurück in die Hölle. Ich will sie, und zwar pronto! Kapiert?“
Er wimmerte leise, als die Peitsche wieder zurückschnellte und sich fein säuberlich in meine Faust schmiegte. Es kribbelte mir in den Fingern. Nur zu gern hätte ich den Abzug gedrückt -jemand hatte mir einen Stuhl übergezogen, mein Bein gequetscht und mir mit einer abgebrochenen Flasche um ein Haar die Kehle aufgeschlitzt. Die meisten Dämonen hier drin hatte ich lediglich verwundet und niedergeschlagen, damit sie ausbluteten, aber diesen einen hatte ich getötet.
Ich drückte den Abzug zur Hälfte durch, und der Schlagbolzen fuhr vorsichtig und gemächlich zurück. Er rastete in der oberen Position ein. „Ich werde mich nicht noch einmal wiederholen.“ Meine Stimme klang tödlich leise. Meine Rippen taten weh – das kann schon mal passieren, wenn eine Reihe dieser Kreaturen dich mit den Fäusten bearbeitet. Es hatte mich lächerlich viel Munition gekostet, aber mir war wichtig, dass der erste Typ übel genug aussah, um die Dinge von vornherein klarzustellen. Es waren genügend von ihnen entkommen, um der Unterwelt zu verkünden, dass ich auf dem Kriegspfad war.
Und die erste Salve hatte gesessen. Ein Tohuwabohu aus Schreien und Blut, dazu dröhnende Musik, bis sich ein Querschläger erbarmt und ein lebenswichtiges Kabel im DJ-Pult getroffen hatte. Danach hörte man nur noch Gebrüll und Schreie – und heulende Dämonen.
Und den Tod.
Der Barkeeper floh durch die zerborstene Vordertür. Ich war nicht unbedingt subtil vorgegangen. Die Discokugel, die über der Tanzfläche schwebte, warf rote und violette Tupfen in den Raum. Er war das reinste Trümmerfeld.
Dazu hatte ich nur vierzehneinhalb Minuten gebraucht. Plus minus. Überstunden und zwei Halbautomatische hatten etwas an sich, das ein Mädchen dazu bringen konnte, anderen mächtig in den Arsch zu treten.
Ich holte tief Luft. Meine Finger prickelten, und die Hitze wurde allmählich lästig. Die Narbe pulsierte feucht, dröhnte von der Kraft, die ich durch sie bezogen hatte. Was soll’s, das konnte ich mir leisten. Ich hatte den Monat schon im Voraus bezahlt.
Denk jetzt nicht daran, Jill. Ich schnippte mit den Fingern.
Der Wodka auf dem Tresen fing Feuer. Wusch!
Eine
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