Daemonenmal
macht die Schulter?“
Michail hatte ihn einmal vor zwei Tradern und einem Arkeus gerettet. Das war noch vor meiner Zeit gewesen. Armer Pechvogel, dieser Willie.
„Manchmal tut sie noch weh, Jill. Danke der Nachfrage.“ Er klang nicht gerade dankbar – er klang vielmehr, als wäre es ihm lieber, ich würde ihn gar nicht erst ansprechen.
Er hatte angeblich volle zwei Jahre Therapie gebraucht, bevor er nicht mehr schreiend aus dem Schlaf hochgefahren war. Die Kluft zwischen uns gähnte tief.
Aber immerhin war er am Leben. Das war doch auch was wert, oder?
Eine Traube Forensiker schwirrte um einen bestimmten Platz im trockenen Gras des Vorgartens. Ich sah Fosters gegelten Pferdeschwanz. Er nickte und deutete zu Harp hinüber, eine kurze, ruckartige Geste.
Sollte heißen: Wir sprechen später, geh erst mal zum FBI.
„Hey, Harp. Was macht ein Mädchen wie du an einem Ort wie diesem?“ Es platzte aus mir heraus, und ihr knappes Lächeln war wie aus Stahl.
„Das Übliche. Blut und Chaos. Du riechst, als hättest du gerade zu Abend gegessen.“ Sie hob die Augenbrauen. „Tut mir leid, dass ich’s verpasst habe.“
Der Saum ihrer hellbraunen Jacke wurde leicht hochgeweht, als ich die Stufen hinaufsprang und mir aus der Eingangstür eine Geruchsladung in die Nase schoss, die mir die Augen tränen ließ: Entarteter, Höllenbrut und Tod. Der Gestank schabte an meinen Nervenenden und ließ mir die Haare zu Berge stehen. „Das war auch das einzig Gute an diesem Abend, Süße. Du wirst nicht glauben, wer gerade in der Stadt ist.“
„Mittlerweile kannst du mir so ziemlich alles aufs Brot schmieren. Komm mit rein, ich will dir was zeigen.“
„Harp.“ Ich konnte einfach nicht länger warten. „Navoshtay Niv Arkady aus New York ist hier. Ich hab ihn getroffen, als ich eins der Traderlöcher ausgeräuchert habe. Perry macht gerade ein paar Kniefälle, um die Wogen wieder zu glätten, nachdem Saul ein Messer auf Arkady geworfen hat und ich ihn mit dem Sonnenschwert gehauen habe. Die Höllenbrut, nach der wir suchen – unsere hübsche Blondine – ist Navoshtay Siv Cenci. Navoshtays Tochter.“ Und ich muss ein Gebirge an Schulden an Perry zurückzahlen, wenn ich ihn das nächste Mal besuche. Vielleicht sogar früher.
Harp wich jede Farbe aus dem Gesicht. Ungläubig blinzelnd sah sie Saul an, der hinter mir die Treppe hochgekommen war und vermutlich mit den Schultern zuckte – sein Mantel quietschte. Er trat näher und baute sich hinter mir auf stupste mich schon wieder an.
Harp riss die Augen tellerweit auf. Ich wandte mich gereizt ab und warf einen Blick ins Innere des Hauses. „Und es geht noch weiter, Harp. Mach dich auf was gefasst, denn jetzt wird s krass.“
Sie sah noch immer an mir vorbei und zu Saul. Ich hielt kurz inne, um ihr die Chance auf einen ihrer Kommentare zu geben – so was wie Naja, Kismet, wenn man mit dir rumhängt, ist das Leben nie normal. Aber sie schwieg. Stattdessen starrte sie Saul an, als hätte sie ihn dabei ertappt, wie er ein Baby fressen wollte.
Der Werkater hinter mir reagierte darauf, indem er noch näher an mich heranrückte – so dicht, dass ich seinen Oberkörper an meinem Rücken spürte. Ich trat einen Schritt nach links und begutachtete die Vordertür: weiß gestrichen und zwei Bolzenschlösser. Wer immer hier gelebt haben mochte, er war vorsichtig gewesen.
Hatte ihm ja wahnsinnig viel gebracht.
Saul rückte mir auf den Pelz. „Lass das“, zischte ich ihm zu. „Was hast du eigentlich für ein Problem? – Harp, hast du gehört? Der Kopf der Höllenbrut der Ostküste treibt sich in meiner Stadt rum, und er ist hinter seiner Tochter her. Die, wie ich höre, ein ganz schön umtriebiges Mädchen ist.“
Harp schüttelte den dunklen Kopf samt Federn. Sie öffnete den Mund, aber schloss ihn wieder, als fehlten ihr die Worte.
Das verstand ich nur zu gut. Ich ließ die nächste Bombe platzen. „Ich weiß auch, warum sie mit unserem kleinen Fleischfresser rumhängt. Wenn ich es nicht von einem anderen Jäger erfahren hätte, hätte ich’s selbst nicht geglaubt.“
Das rüttelte sie anscheinend auf. „Jill …“ Aber sie unterbrach sich und starrte gebannt auf Saul.
Jetzt reicht es mir aber. Das sieht dir gar nicht ähnlich, Harp. „Komm schon, Agent Smith. Du verrätst mir jetzt dein kleines Geheimnis, und ich weihe dich in meine ein – dann schaffen wir es vielleicht, der Sache ein Ende zu setzen.“
Dominic begrüßte mich mit einem Nicken. Er war vor
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