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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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diesmal sagte ich es nicht laut. „Warum hat er den ganzen weiten Weg von New York hierher gemacht, um seine Tochter abzuholen, wenn er genauso gut dich darum bitten könnte? Immerhin bist du die ranghöchste Höllenbrut der ganzen Stadt.“
    Seine Augen verengten sich. „Vor allem, nachdem du unsere Zahl erst kürzlich so rigoros hast schrumpfen lassen. Man sagt dir inzwischen nach, doch recht impulsiv zu sein.“ Sein Zischen glitt über die Narbe und sandte mit jeder Silbe giftige Lust in mein Fleisch: die alte Zuckerbrot-und-Peitsche-Methode.
    Ich fragte mich, was von beidem er wohl besser fand, die Belohnung oder die Strafe.
    „Das ist keine Antwort auf meine Frage.“ Und damit habe ich wieder etwas Spielraum, was unsere Abmachung angeht. Vorsichtige Erleichterung kämpfte mit erneuter Unruhe.
    Ein einzelnes Schulterzucken, das unendlich viele Rückschlüsse auf absolut gar nichts zuließ. Er wandte den Blick ab, ließ ihn über die Arbeitsplatten in der Küche schweifen und hinterließ eine dünne Schleimspur auf allem, was er ansah. „Ich kann mich wenig für andere Familien und deren dreckige Wäsche begeistern. Er ist hier, er will seinen in die Welt gesetzten Sprössling wiederhaben, und nach unseren Gesetzen steht ihm das zu.“ Perry sah jetzt wieder mich an, und das winzige Lächeln, das er aufgesetzt hatte, erinnerte nun eher an eine verächtliche Grimasse.
    „In die Welt gesetzter Sprössling“ heißt nichts anderes, als dass Navoshtay eine Trader geschwängert hat. Ich schüttelte mich vor Ekel und brachte das Silber in meinem Haar in Wallung. Trotzdem erklärte das noch immer nicht, warum Navoshtay sie höchstpersönlich einsammeln wollte. Soweit ich mich mit den Gebräuchen der Höllenbewohner auskannte, war Cenci von einem Menschen geboren worden und deshalb keine reine Höllenbrut. Sie hatte genauso viele „Rechte“ wie ein Stuhl oder eine Kaffeetasse und theoretisch weniger Macht als ein reinrassiger Dämon. Es hätte für Perry ein Klacks sein sollen, sie mit meiner Hilfe zu einem hübschen Paket verpackt und verschnürt zurückzuschicken – wenn man sie denn lebend zurückhaben wollte. Wenn er die aufmüpfigen Höllenbewohner von Santa Luz und den umliegenden Vororten unter Kontrolle halten konnte, konnte er ja wohl ausreichend Druck machen, um eine einzige Dämonenlady aufzuspüren und ihren Arsch ans andere Flussufer zu katapultieren.
    Andererseits hatte sie tatsächlich eine Menge Macht. Erschreckend viel. Navoshtays Samen in einem Körper, der womöglich alt genug war, etwas von seiner Sterblichkeit abzustreifen … Dieser Gedanke konnte einem Albträume bescheren, und das wollte was heißen. Allerdings hatte ich noch nie erlebt, dass Perry seine Kräfte voll offenbart hätte, nicht einmal, als er mich gebrandmarkt hatte.
    Manchmal lasse ich mich zu dem Gedanken hinreißen, dass er vielleicht nur clever anstatt mächtig ist.
    Perry schwieg, dann sagte er in betörendem Ton: „Sie gerät nicht unwesentlich mit dem Gesetz der Menschen in Konflikt -die du ja immer noch vertrittst. Und du hast unmissverständlich klargemacht, dass der Ärger kein Ende nimmt, solange sie in meinem Revier bleibt. Es bringt mir keinerlei Vorteil, sie hier zu behalten und Arkady zu verärgern. Aus all diesen Gründen ist es mir mehr als egal, warum er sie will. Ich bin nur daran interessiert, dass die Angelegenheit schnell aus der Welt geschafft wird, damit sie mir meine eigenen Vergnügungen nicht noch mehr verleidet, als sie es ohnehin schon getan hat.“
    Die Antwort hatte er sich aber nett aus dem Ärmel geschüttelt. Zu blöd, dass ich ihm das nicht abnahm. Es sah Perry gar nicht ähnlich, einer anderen Höllenbrut so einfach zu gehorchen, egal, wie mächtig sie sein mochte. Höllenbewohner haben es nicht so mit Gehorsam und noch weniger mit Wohltätigkeit. Ihr Feudalsystem funktioniert nur durch eines: Angst. Unter Dämonen gibt es kein Vertrauen. Sie würden sich gegenseitig jederzeit in den Rücken fallen, wenn sie meinen, dass sich das Risiko lohnt.
    Und Gott sei’s gedankt. Sonst würden sie am Ende tatsächlich die Welt beherrschen, anstatt sich in finsteren Ecken herumzudrücken und sich Macht und Vorrechte erkaufen zu müssen.
    „Also, danke, dass du mich ins Bild setzt. Ich werde dich dann anrufen, wenn ich dich brauchen sollte.“ Ich hob die Rumflasche an den Mund.
    Perrys Blick heftete sich gierig an den Flaschenrand und damit automatisch an meine Lippen. „Schickst du mich etwa weg,

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