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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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mir lieber.“ Schließlich lockerten sich meine Schultern doch ein bisschen. „Und dann muss ich heim. Für heute mach ich Feierabend.“

22
     
    Die gepolsterte Tasche hatte den Pager diesmal nicht retten können. Er war völlig hinüber. Der Blitzschlag hatte ihm den Rest gegeben. Selbst isolierte Elektrogeräte verkraften es nur selten, wenn man während eines Gewitters mit magnetischen Energiefeldern herumspielt. Zu Hause hatte ich ein Ersatzgerät – eine kleine Aufmerksamkeit der Polizei von Santa Luz -und ich brauchte ohnehin neue Munition.
    Außerdem – ich gebs ja zu – war ich ein wenig wacklig auf den Beinen.
    Streich das. Mächtig wacklig.
    Ich fuhr durch den Silbervorhang aus Regen in die Garage, war innerhalb von Sekunden ausgestiegen und lief durch die Waschküche. Es war schön, wieder zu Hause zu sein – volle fünf Sekunden lang.
    Dann fiel mir auf, dass die gesamte Lagerhalle vor lauten Stimmen widerhallte. So hörten sich nur gestresste Werwesen an.
    Ich konnte es ihnen nicht übelnehmen. Wenn sie den Entarteten verloren hatten, waren sie wohl mehr als nur gereizt. Mächtig stinkig könnte es treffen. Was noch mehr Essen bedeutete. Es ist ein Wunder, dass sie nicht alle aufgehen wie die Hefeklöße. Verfluchte Wers.
    Natürlich ist ihr Stoffwechsel wesentlich schneller und ihre Körpertemperatur höher, genau wie meine. Und eine Verwandlung kostet eine Menge Kalorien. Ich hatte nur das Mal einer Höllenbrut, um meinen Körper zur Selbstheilung zu zwingen und schnell genug wieder fit zu sein, um die nächsten Prügel einzustecken.
    Ich hängte gerade meinen Mantel auf, als mir klar wurde, dass sie sich stritten, und zwar nicht gerade leise. Es hat einen Grund, weshalb die Akustik im Haus so gut ist. Ich weiß gerne über jede Schabe Bescheid, die in meinen Wänden krabbelt.
    Nicht, dass ich ein Problem mit Ungeziefer hätte. Zauberei kann durchaus ihre praktischen Seiten haben.
    „Wie soll ich das deiner Mutter beibringen?“ Harp sprach ziemlich laut, was nur selten vorkam. Ihre Stimme klang wie ein scharfes Beil, das sie auf jemanden abfeuerte.
    „Musst du gar nicht.“ Saul Dustcircle sprach leiser, aber nicht weniger schneidend. Diesen Ton hatte ich von ihm bisher noch nicht gehört – zum Glück. „Ich bin kein Welpe mehr, Harper. Ich werde es meiner Mutter verdammt noch mal selbst sagen, wie es sich gehört.“
    „Was bitte hast du vor?“ Harp schlug eine Tonhöhe an, die sie sich sonst für Dominic aufsparte, wenn sie nach einem verpatzten Einsatz hysterisch wurde. Ich konnte mich nicht daran erinnern, sie jemals so außer sich erlebt zu haben – nicht einmal, als sie Michail dabei geholfen hatte, die Höllenbrut zu erledigen, die Santa Luz früher einmal regiert hatte.
    Die Brut, die die Jagdsaison auf Werwesen für eröffnet erklärt und alles darangesetzt hatte, das Barrio in eine Leichengrube zu verwandeln. Damals hatte ich gerade erst mit dem Training angefangen und nicht vor die Tür gedurft. Aber ich hatte viel gehört und genug gesehen, um mir alles lebhaft vorzustellen – vor allem in meinen Albträumen.
    Nun wieder Saul. „Ich werde einmal tun, was richtig ist. Lass es gut sein, Smith. Meine Entscheidung steht fest.“
    „Du bist ein dickköpfiger, arroganter, egoistischer …“
    Ich verließ die Waschküche und bog um die Ecke, wo ich auf Dominic stieß, der in dem kurzen Flur an der Wand lehnte. Er trug sein Haar zu einem mit Leder umwickelten Zopf. Eine einzige Strähne hing ihm ins Gesicht – ein sicheres Zeichen von Erschöpfung. Er nickte mir zu, legte einen Finger auf die Lippen und hob gleichzeitig die andere Hand.
    Das sollte wohl heißen: Halte dich raus, Jill. Harp läuft mal wieder Amok.
    „Es reicht.“ Beinahe hätte ich Sauls Stimme nicht mehr wiedererkannt. Ein unterschwelliges Knurren brachte die Wände und die Statue der Heiligen Jungfrau im Flur zum Beben. Sie war ein Geschenk an Michail von Vater Gui drüben vom Priesterseminar der Heiligen Gnade gewesen. Diesen Ton hatte ich erst ein- oder zweimal von einem Werwesen gehört, wenn ein Alphatier ein Rudelmitglied zurechtwies, das sich in großem Stil danebenbenommen hatte. „Ich habe dich nicht um Rat gefragt. Ich habe dich nicht um deine Meinung gebeten. Ich habe dir lediglich gesagt, was ich vorhabe, und das steht nicht zur Debatte. Ich bin volljährig, und ich habe eine Entscheidung getroffen. Punkt.“
    Harp änderte die Taktik. „Deine Schwester …“
    „Wage es ja nicht.“ Sauls

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