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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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würden wir nicht zulassen, dass so viele Leute in die Schattenwelt abtauchen. „Selbst der beste Jäger kann nur auf Tatsachen beruhende Vermutungen anstellen, Harp. Hör auf, auf mir rumzuhacken.“ Ich riss mich am Riemen. Sie meinte es nicht böse, sie war einfach nur frustriert und wahrscheinlich genauso müde wie ich.
    Das kam bei ihr an. Sie seufzte, lehnte sich vor und stützte das Kinn auf die Hand. Ich konnte den scharfen Eisengeruch von Unzufriedenheit, vermischt mit würzigem weiblichem Moschusduft, riechen. „Tut mir leid. Ich bin nur … wir hatten ihn, und er ist uns entwischt. Noch mehr Menschen werden sterben, und mir bleibt nichts anderes übrig als abwarten und Tee trinken.“
    „Ein Entarteter handelt rein instinktiv. Er sollte weder schwer zu finden noch zu fangen sein.“ Saul stellte mir und Harp je einen Teller vor die Nase. „Essen, alle beide. Und fahrt die Krallen ein, sie nutzen sich nur ab.“
    Ich blickte auf die Riesenportion vor mir: gebratenes Hähnchenfleisch, Rosmarinkartoffeln, ein kleiner Berg Grünzeug und sogar Gebäck. Ich konnte das Eisen in den grünen Bohnen regelrecht riechen, und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Ich hatte eine Menge Blut verloren.
    Dominic grunzte zufrieden, als Saul ihm seine Portion überreichte.
    Gefräßiges Schweigen breitete sich aus, was mir die Gelegenheit zum Nachdenken gab. Wir haben also einen Entarteten, der sich kein bisschen so benimmt, wie es sich gehört. Und wir haben eine Höllenbrut, die seine Spuren verwischt und alles daransetzt, dass Navoshtati ihn nicht in die Finger bekommt -nicht, dass ich ihr das übelnehme. Ich würde nicht mal meinem schlimmsten Feind wünschen, für Arkadys Spielchen herhalten zu müssen.
    Naja, Perry vielleicht schon. Das wäre sogar nett, und ich könnte nachts verdammt besser schlafen. Die Farben auf meinem Teller vermischten sich, als ich die Augen zusammenkniff und versuchte, irgendein Muster zu erkennen und meinen Gegner zu durchschauen.
    Gegner? Nein. Beute.
    Aber etwas passte einfach nicht.
    Du erledigst die Drecksarbeit meines Vaters … Er gehört mir. Seltsame Wortwahl für eine Höllenbrut. Clarke legte die Hand dafür ins Feuer, dass sie schwanger war.
    Aber was war das für ein Kind? Ein Laborversuch ihres Vaters? Man erzählte sich düstere Geschichten über Navoshtay-sogar noch düsterer als die üblichen Schauermärchen, die Jäger untereinander austauschen. Die meisten Jäger sind Männer und lieben es, bei ein paar Bierchen bis in die Puppen Blödsinn zu verzapfen.
    Aber über die älteste Höllenbrut von New York hat es schon immer Gemunkel gegeben. Sogar Michail nannte ihn einen „besonders gruseligen Hurensohn“. Keiner redete gerne über Navoshtay. Ich war ehrlich überrascht, dass Clarke mich so schnell zurückgerufen hatte.
    Wenn ein Jäger etwas lieber nur indirekt erwähnt, dann ist die Kacke wirklich am Dampfen. Man kann sich nichts Schlimmeres vorstellen als die Dinge, über die ein Jäger nur am hellen Tag und hinter verschlossenen Türen sprechen will.
    Womit schwanger?
    Will ich es wirklich wissen?
    Und wer hat mich zu Galina gelockt und warum? Warum ist Navoshtay hier? Und, zum guten Schluss, warum beschützt seine Tochter ein Werwesen? Denn das tut sie. Anders ergibt ihr Verhalten keinen Sinn. Die Ereignisse drehten sich wie in einem Kaleidoskop mal in die eine, mal in die andere Richtung, während ich verzweifelt versuchte, die Logik hinter alldem zu erkennen. Was für ein beschissenes Durcheinander!
    Saul riss mich aus meinen Gedanken. „Jill? Schmeckt’s dir nicht?“
    „Was?“ Ich blinzelte verwirrt. Schweiß und Reste von Regen und Blut kribbelten mir auf der Haut. Auf einmal wollte ich nur noch eine lange heiße Dusche nehmen und in Ruhe nachdenken.
    „Ich dachte, du magst Hühnchen.“ Er lehnte an der Anrichte und sah mir in die Augen. Die Überreste des silbernen Armbands hingen in einem seiner Zöpfe und blitzten mir verschlagen entgegen, als ‚wüssten sie ein Geheimnis. „Du siehst blass aus, Kätzchen.“
    „Ach. Nein. Ich hab nur nachgedacht.“
    Das Silber glitzerte. Warum trug er das Ding?
    „Worüber denn?“
    Naja, wenn dus unbedingt wissen willst. Vielleicht hilft mir das sogar. „Darüber, wie wenig Sinn das alles ergibt. Eine Frage nach der anderen tut sich auf, und je tiefer ich buddele, desto schräger wird die Sache. Mittlerweile sollte ich auch ein paar Antworten gefunden haben. Aber Fehlanzeige. Was nur eins bedeuten kann.“
    Er

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