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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Antworten brauche. Das hier ist immerhin meine Stadt. Du bestimmst Zeit und Ort und sorgst dafür, dass ich es in einem Stück überstehe. Ich werde die Dauer von der Zeit abziehen, die ich dir schulde. Und du wirst währenddessen deine fiesen kleinen Madenfinger von mir lassen.“
    Immer noch Stille. Als er schließlich antwortete, klang es, als würde die Haut eines Hais über die Hände eines ertrinkenden Tauchers schrammen. „Sollte ich dieses Wunder zustande bringen, wird es nicht von der Zeit abgerechnet, die du mir schuldest. Das ist lächerlich, mein Schatz.“
    Erleichterung überflutete mich. Er hat nicht sofort Nein gesagt. Gott, ich danke dir. Ich ließ es darauf ankommen. „Lächerlich oder nicht, so werden wir es machen. Du verheimlichst mir etwas, Perikles. Das widerspricht unserem Vertrag. Du kannst ihn also entweder brechen, oder du arrangierst das Treffen für mich, und ich rechne die Zeit gegen meine Schulden auf.“
    Erneutes Schweigen. Ich betete, dass ich nicht gerade die Büchse der Pandora geöffnet hatte. Und außerdem betete ich, dass ihm keine Möglichkeit einfallen würde, es mir auf seine liebenswerte Art heimzuzahlen, wenn ich ihn dieses eine Mal austrickste.
    Egal. Ich werd damit fertig. Das Wichtigste ist, das Morden zu stoppen. Meine Hände klebten vor Angstschweiß, und es rann mir eiskalt den Rücken herunter. Ob es Schweiß oder einfach nur Grauen war, wusste ich nicht. Ich hielt die Augen geöffnet – ich wollte vermeiden, ihn mir am anderen Ende der Leitung vorzustellen.
    Die Schattensprenkel auf meinem Arm sahen auf einmal wie kleine Sicheln aus, auch wenn der Regen, der über das Dachfenster rann, sich nicht verändert hatte.
    „Na schön.“ Seine Worte waren wie Messerklingen, scharf und schroff. „Ich werde es arrangieren und mir alle Mühe geben, deine Sicherheit zu gewährleisten. Darüber hinaus räume ich dir einen gewissen Spielraum bezüglich deiner Rückzahlung ein. Aber glaube nicht, dass du mir entkommen bist, meine Liebste. Ich tue dies, weil es mir Vergnügen bereitet.“
    Du machst es, weil du meinst, dich so ein Stückchen weiter in meinen Kopf graben zu können. Und weil du den Vertrag gehrochen hast – du erzählst mir noch immer nicht die ganze Wahrheit. Diese Runde geht an mich. „Warum erzählst du das nicht jemandem, den es interessiert? Ruf an, wenn der Termin steht. Und, Perry?“
    Er atmete aus, und heißer Pesthauch vibrierte durch das Telefonkabel. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt, und Schweißperlen durchnässten meine zerrissenen, dreckigen, blutgetränkten Kleider.
    „Ja?“
    Ich unterdrückte den Drang, in hysterisches Gelächter auszubrechen – wie eine zu Tode verängstigte Verrückte, die den Finger schon am Abzug hatte und die Waffe unterm Kinn.
    Schließlich gewann ich die Fassung wieder. „Wenn du mich noch mal in eine Falle lockst, schicke ich dich heim, und ich verspreche dir, das wird keine angenehme Reise.“
    „Ich habe auf dich aufgepasst, Julian. Habe meine ach so teure Investition behütet.“ Jedes einzelne Wort war überzogen von schwarzem Eis. Über mir grollte Donner, und Blitze durchschnitten den Himmel. Es schien eine höllisch wilde Nacht zu werden.
    Aber klar doch. „Genau. Und wie beschissen gut du das hingekriegt hat, wo mich doch ein Bewahrer retten musste.“
    „Du bist am Leben. Besser, du überstrapazierst dein Glück nicht, Jägerin. Mir gefällt dieses Gespräch von Sekunde zu Sekunde weniger.“ Er hatte von einem Tenor zum Bariton gewechselt, unter dem reißendes Helletong grollte. Die Warnung war deutlich.
    Er ist eh schon wütend, warum jetzt aufhören. Ich konnte es mir nicht verkneifen. „Arme kleine Höllenbrut. Du denkst doch nicht ernsthaft, dass mich das beeindruckt.“ Dann knallte ich den Hörer auf die Gabel, noch bevor er etwas entgegnen konnte.
    Meine Beine wackelten. Ich ließ mich schwungvoll aufs Bett fallen, meine Knie klappten zu beiden Seiten weg und meine Arme wurden zu labbrigen Nudeln. Jeder Muskel war wie ausgeleiertes Gummi. Ich spürte meinen Puls, der schwach in meiner Kehle pochte. Auf meinen Lippen zitterte ein greller, blutiger Schrei, der sich schließlich mit Gewalt löste – das Gellen eines Vogels, der auf die Stäbe seines Käfigs einhämmert.
    Ein Eisenkäfig mit Kissen aus Pferdehaar und alten Rostflecken auf den aufwendigen Verschnörkelungen. Meine Nerven erinnerten sich an abartigen Schmerz, die Narbe zog sich zusammen, pulsierte, kribbelte.
    Du hast es

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