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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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nickte und nahm einen Schluck Bier. Ein Corona – er hatte den Rand der Flasche sogar mit einer Limette eingerieben. Er würde mal eine gute Hausfrau abgeben. „Und was?“
    „Dass ich auf dem Holzweg bin. Und dass mich jemand belügt.“ Ich griff meine Gabel und schob mir eine Ladung in Butter geschwenkter Kartoffeln in den Mund. Mein Gott! Werwesen sind alle keine schlechten Köche, aber das ist wirklich gut.
    „Weißt du auch, wer?“
    Das wäre zu schön. Noch hatte ich die Zusammenhänge nicht entwirrt. „Nein. Aber ich weiß, worüber.“
    „Und das wäre?“ Behutsam, logisch, vernünftig gab er mir die Fragen vor, die mir halfen, meine Gedanken klar zu formulieren.
    Ich fing mit dem Wichtigsten an. „Darüber, was genau zwischen Cenci und diesem Werwesen abläuft – das bisher noch nicht mal einen Namen hat – und auch das gibt mir zu denken. Irgendjemand sollte ihn doch vermissen und nach ihm suchen. Ihr glaubt, der erste Mord wäre in Massachusetts gewesen, aber ich wette, das stimmt nicht. Harp, du musst für mich mit deinem Chef telefonieren. Er soll überprüfen, ob die Morde einem bestimmten Muster folgen.“
    „Meinst du wirklich, dass wir einer falschen Fährte gefolgt sind?“ Harp nahm einen gigantischen Bissen von ihrem Hühnchen. Sie musste hungrig sein – und Werwesen brauchen mehr Proteine als alle anderen.
    Endlich funktionierte mein Hirn wieder. Auch wenn es nur eine kurze Weile anhalten sollte – ich brauchte nichts dringender als eine Auszeit. „Nein. Ich glaube, man hat euch an der Nase herumgeführt. Navoshtay hat genügend Einfluss, bis in die höchsten Kreise, um verschiedene Dinge zu vertuschen, aber wahrscheinlich hatte er seine hübschen Finger nicht im Martindale-Kommando. Obwohl ich ihm sogar das zutrauen würde. Wenn es etwas gibt, das er vor uns verbergen will, dann finden wir es in New York. Eure Leute sollen sich mit Clarke zusammentun. Wollen wir doch mal sehen, was sie ausgraben. Und während sie da draußen sind, gebt den Jägern um Himmels willen ein bisschen Geleitschutz.“
    „Gute Idee.“ Dominics Tonfall sagte genau das Gegenteil. „Wie viel von alldem weißt du von dieser Höllenbrut?“
    „Eigentlich gar nichts“, gab ich zu. Mich interessiert viel mehr, was Perry mir nicht erzählt hat. „Was bedeutet, dass ich wahrscheinlich richtigliege.“ Leises Donnergrollen untermalte meine Worte.
    Harp hatte fertig gekaut. „Und was machst du als Nächstes?“
    Das einzig Mögliche. „Perry anrufen und ein Treffen vereinbaren. Ich werde mein Bestes versuchen, aus Navoshtay etwas Nützliches rauszukitzeln. Aber vorher werde ich noch was erledigen, das ich seit Michails Tod nicht mehr getan habe.“
    Sie ruckte unruhig herum, und die Federn in ihrem Haar zitterten. Es sah aus, als wollte sie mit ihrem abgenagten Hähnchenschenkel nach mir werfen. „Ach ja – willst du ins Kino gehen? Ich sterbe vor Neugier, Jill.“
    Ich zog den Kopf ein. Ich wünschte, du würdest so was nicht sagen. Ich griff mir eine andere Keule und biss herzhaft hinein. Kaute gedankenverloren und schluckte. Leckte mir die Finger ab und starrte auf das weiße Fleisch unter der krossen Haut. „Ich werde ins Dazwischen gehen.“
    Schweigen. Man hörte nur, wie der Regen niederprasselte und durch die Dachrinne gurgelte. „Du wirst was?“ Saul klang, als hätte er keine Ahnung, wovon ich redete.
    Hatte er wohl auch nicht. Harp saß da wie vom Donner gerührt. Ich nahm noch einen großen Bissen, schindete Zeit. Dann deutete ich mit dem baumelnden Hühnerschenkel auf mein blaues Auge. „Ich hab aus der Hölle so eine Art Gabe mit zurückgebracht. Ich hab ein dummes Auge und ein schlaues. Das eine sieht die normale Welt. Das andere sieht dahinter und dazwischen. Wenn es sein muss, kann ich auch mehr von diesem Dazwischen sehen. Man braucht dafür nur Blut.“ Und nachdem ich davon eh schon so viel verloren habe, kommt es darauf nun auch nicht mehr an. Ich stieß einen kleinen Seufzer aus. „Allerdings brauche ich jemanden, der mich sichert und Rettungsleine spielt, während ich absteige. Michail ist nicht da, und ich bezweifle, dass Perry dafür der Richtige ist. Vielleicht Galina oder Avery.“
    „Ich mach das.“ Saul sprach nach wie vor leise, aber in seiner Stimme lag Schärfe. „Wenn du wirklich vorhast, so etwas Riskantes zu tun.“
    Ich glaube nicht, dass ich dich dieses Tau für mich halten lasse, Werwesen. Ich kenne dich nicht gut genug. „Keiner der Beteiligten wird mir die

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