Daemonenmal
Energiewirbel in seiner Aura, die nur ein Werwesen hatte.
Er zuckte mit den Schultern, gab dabei acht, mich nicht wegzustoßen. „Weil du es brauchst. Weil ich es will.“ Vorsicht lag in seiner Stimme, er wollte nicht zu viel preisgeben. „Genug für den Moment?“
Nicht annähernd genug. Dabei weiß ich noch nicht mal, was du eigentlich machst. Du verdrehst mir den Kopf, und ich muss doch klar denken können. „Du musst damit aufhören.“ Ich brachte nicht mehr als ein Flüstern über die Lippen. „Ich kann mir das hier nicht leisten.“ Ich kann mir überhaupt nichts von alledem leisten.
„Keine Zwänge, keine Bezahlung, keine Abmachungen. Ich bin keine Höllenbrut.“ Wurde er jetzt doch vernünftig?
Ich hoffte es, andererseits hoffte ich genau das Gegenteil. „So war das nicht …“
„Halt die Klappe.“ Keine Wut, ein schlichtes Schlusswort. Ich fühlte sein gleichmäßiges Herzklopfen unter meiner Wange.
Ich gehorchte. Er hielt mich im Arm, und eine Weile lang war das genug. Lange genug, um mir selbst hundertmal einzureden, gleich würde ich mich von ihm losreißen – und dieses Versprechen, das ich mir selbst immer und immer wieder gab, jedes Mal aufs Neue zu brechen.
24
Als Jäger verbringt man viel Zeit auf Hausdächern. Es ist wichtig, immer möglichst weit oben und damit im Vorteil zu sein -noch so eine Grundregel.
Wenn man jemanden verfolget, der selber die meiste Zeit auf Dächern rumhängt, kann es natürlich ein bisschen verzwickt werden. Doch meine Beute sah nicht einmal hoch. Er glitt durch die Schatten und das Licht der Straßenlaternen, flackerte durch glimmerndes Orange und hielt nur inne, um sich den Rhythmus einer Straße einzuprägen, bevor er sich auf dem unauffälligsten Weg hindurchschlängelte.
Wenn man die übernatürliche Sensibilität einer Höllenbrut hat, kann man es sich leisten, sich weit zurückfallen zu lassen. Doch die Narbe brannte und tobte so sehr, und die unzähligen Eindrücke stürmten jedes Mal so heftig und chaotisch auf mich ein, dass Michail vorgeschlagen hatte, sie abzudecken. Galina führte Kupferarmbänder, und sie schienen einwandfrei zu funktionieren … aber ich konnte noch immer das leise Schlurfen von Michails Stiefeln auf dem Asphalt hören, seinen rasenden Puls. Fast konnte ich die Pheromone riechen, die ihn einhüllten und wie ein Phosphorcape hinter ihm herwehten.
Ich blieb auf Abstand, gerade weit genug, um nicht von ihm bemerkt zu werden. Aber er schöpfte ohnehin keinen Verdacht -wer sollte ihn schon verfolgen?
Das brachte nur jemand wie ich zustande: ein törichtes Mädchen. Gerade erst fertig mit der Ausbildung und voller Neugier, wohin sein Lehrmeister in letzter Zeit so regelmäßig verschwand. Neugierde mochte der Katze Tod gewesen sein, aber Befriedigung ließ sie auferstehen – das war eins von Vals Sprichwörtern.
Ich vermied es, an Val zu denken.
Mein neuer Mantel flatterte leise, und ich fluchte tonlos, stand stockstill. Aber mein Lehrer bremste nicht einmal sein Tempo. Er lief beschwingt in ein Labyrinth von Gassen am Rand des Barrios.
Was gab es da draußen so Interessantes? Ich ließ mich noch weiter zurückfallen, folgte ihm wie einer entfernten Melodie, die empfindliche Trommelfelle mehr als Druck wahrnehmen denn als Musik.
Es war herrlich, und ich konnte es nicht abwarten, meinen Lehrer mit dieser neuen Dimension, die das Mal eröffnete, zu überraschen. Es schien die harten Verhandlungen wert. Obwohl mir noch nicht ganz klar war, wie ich das anstellen sollte, ohne zu verraten, dass ich ihm gefolgt war …
Ich war so mit diesem Gedanken beschäftigt, dass ich um ein Haar die unsichtbare Grenze von Michails Wahrnehmungsfeld übertreten hätte. Er war in einer Gasse im Schutz tiefer Schatten stehen geblieben, und selbst die Luft hielt auf seinen Befehl hin lauschend den Atem an.
Ein Mantel von Stille hüllte mich ein, mein Herz schlug kaum wahrnehmbar. Ich ließ mich in die Hocke sinken und zog mir diese Stille wie eine Decke um die Schultern. Er selbst hatte mir diesen Trick beigebracht, und ich verstand es, ihn perfekt auszuführen. Der aufflammende Stolz in meiner Brust wurde schnell niedergekämpft von Vorsicht und wachsender Besorgnis. Was trieb er da?
Spielte es eine Rolle? Schließlich hatte er ein Recht auf Privatsphäre, oder nicht? Deshalb schlief er auch nicht mehr im seihen Bett mit mir. Ich hatte jetzt mein eigenes Zimmer und meine eigenen Decken.
Ein schmaler Schatten löste sich aus der
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