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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
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Menschen dazu bringen konnten, sich zu verändern.
    »Sie meinen also, dass ein normaler Mann, der sich bisher nie etwas zuschulden kommen ließ, zu einem Monster mutieren könnte?«, unterbrach der Sprecher den Monolog der Psychologin.
    Chase schaltete den Fernseher wieder ab. Sie wussten nicht das Geringste über ihn und sein Privatleben. Er arbeitete viel, doch auch wenn seine Eltern tot waren und seine Schwester am anderen Ende der Welt lebte, war er alles andere als einsam. Er hatte Freunde und Kollegen, mit denen er regelmäßig seine Abende verbrachte, aber vermutlich galt man in den Augen anderer nur als normal, wenn man verheiratet war und Kinder hatte. Doch Beziehungen funktionierten in seinem Job nicht – zumindest nicht, wenn man die Arbeit über die Beziehung stellte, was er stets getan hatte. Seine Ehe war deshalb gescheitert und jede andere Partnerschaft war in die Brüche gegangen, ehe etwas Ernsthaftes daraus werden konnte. Keine Frau war bereit, ihn mit seiner Arbeit zu teilen, und er dachte nicht im Traum daran, kürzerzutreten oder sich gar versetzen zu lassen. Er liebte seine Arbeit – sofern man bei dem, was er tat, von Liebe sprechen konnte – und glaubte daran, etwas Bedeutsames zu tun. Das konnte und wollte er nicht aufgeben.
    Allmählich sollte Kate im Bad fertig sein. Die Tür war immer noch geschlossen und dahinter war kein Laut zu hören. Er stand auf, ging zum Bad und klopfte an.
    Keine Antwort.
    »Kate?«
    Nichts.
    Er öffnete die Tür und spähte in den Raum. Das Badezimmer war leer.
    Eine schreckliche Ahnung griff mit eisiger Hand nach ihm. Hatte sie nur vorgegeben, ihm helfen zu wollen, um so viele Informationen wie möglich aus ihm herauszubekommen, bevor sie die Cops alarmierte? Würde jeden Moment ein SWAT-Team das Zimmer stürmen, ihn auf den Boden werfen und festnehmen? Alles nur, damit ihr beschissener Artikel ein wenig spannender wurde?
    Er schlug mit der Faust gegen den Türstock und verfluchte sich dafür, dass er so dumm gewesen war, ihr zu vertrauen, als hinter ihm die Zimmertür geöffnet wurde.
    Chase fuhr herum. Geblendet vom hereinströmenden Tageslicht kniff er die Augen zusammen. Die Umrisse einer Gestalt zeichneten sich im Gegenlicht ab. Keine sichtbaren Waffen, trotzdem fragte er sich, wie er an dem Eindringling vorbei nach draußen kommen sollte – über den Haufen rennen oder einfach an ihm vorbei? –, da trat sein Besucher über die Schwelle und schloss die Tür hinter sich. Das blendende Licht verebbte und Chase sah sich Kate gegenüber, auch wenn er zweimal hinsehen musste, um sie zu erkennen. Sie trug eine Baseballkappe, deren Schirm ihr Gesicht in tiefe Schatten tauchte, das Haar hatte sie darunter verschwinden lassen, nur ein paar blonde Strähnen waren ihr ausgekommen und ragten unter den Rändern der Kappe hervor.
    »Sie sind schon auf«, begrüßte sie ihn und hob eine braune Papiertüte in die Höhe, während er noch darum kämpfte, seinen Pulsschlag wieder zu beruhigen. »Ich habe uns was zu essen besorgt. Nur ein paar Sandwiches aus dem Motelrestaurant und zwei Dr. Pepper – aber erst einmal besser als nichts. Chase? Alles in Ordnung?«
    »Ja sicher. Für einen Moment dachte ich nur …«
    »Dass ich Sie hereingelegt hätte und ein Special-Ops-Team zur Tür hereinstürmt, um sie zu überwältigen?« Die Enttäuschung war ihr anzusehen, als sie die Tüte auf den Tisch stellte und den Inhalt auspackte. Trotzdem suchte sie seinen Blick. »Ich bin Journalistin, ich gebe mein Bestes, um Leuten Informationen zu entlocken, aber ich bin keine Lügnerin.« Dann seufzte sie. »Allerdings kann ich verstehen, dass es Ihnen in Ihrer Situation schwerfällt, Vertrauen zu fassen.«
    »Was hätten Sie an meiner Stelle gedacht, wenn Sie aufgewacht wären und plötzlich allein sind?«
    »Ich habe ja bereits gesagt, dass ich Sie verstehe.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »An Ihrer Stelle wäre ich vermutlich getürmt.«
    »Ich hatte daran gedacht.«
    »Was hat Sie davon abgehalten?«
    Er deutete auf den Tisch. »Die Sandwiches.«
    »Vermutlich werden Sie doch noch schreiend davonlaufen, wenn Sie die Dinger erst einmal probiert haben«, lachte sie. »Ich wette, der Salat ist welk und der Rest auch nicht unbedingt ein kulinarischer Genuss.«
    »Nach dieser Nacht könnten Sie mir einen Gummistiefel vorsetzen und ich würde ihn verschlingen. Vorausgesetzt, es gäbe Ketchup oder Majo dazu.« Er setzte sich zu ihr an den Tisch, öffnete die Plastikpackung,

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