Damian
Mitgefühl. Als Damian dem Gesagten nichts Weiteres hinzufügt, fragt Rachel ganz offen:
„Und das ist Dein düsteres Geheimnis?“ Damian schaut sie an, blickt ihr tief in die Augen und entgegnet ernst:
„Ja.“ In diesem Moment wünschte er sich, dass sich vor ihm ein riesiges, schwarzes Loch auftut, in das er versinken könnte. Er belügt und betrügt Rachel und dennoch verlangt er von ihr, dass sie ihm vertraut. Er ist ein elender Heuchler, ein jämmerlicher Feigling. Sollte er doch irgendwann einmal den Mut aufbringen ihr die Wahrheit über sich zu sagen, oder sollte sie anderweitig erfahren, was seine wahre Natur ist, dann würde er vollstes Verständnis dafür haben, wenn sie ihn verachten und ihn auf Nimmerwiedersehen in den Wind schießen würde. Es wäre ihr gutes Recht. Aber wenigstens hat sie jetzt eine einigermaßen plausible Erklärung, warum er nicht mit ihr essen kann.
„Hier spricht ihr Kapitän. Wir werden in wenigen Minuten unsere Flugreisehöhe verlassen und unseren Landeanflug auf Kairo beginnen. Bitte nehmen sie in Ihren Sitzplatz ein und beachten Sie das Zeichen zum Anschnallen.“ Rachel haucht Damian einen Kuss auf die Lippen und steht auf, um sich zurück in ihren Sessel zu setzen. Nach einigen Sekunden tut es ihr Damian gleich. Als sie sich gegenüber sitzen lässt Rachel ihn nicht aus den Augen. Sie wirkt nachdenklich. Hat sie ihm sein Lügentheater etwa nicht abgenommen? Damian schaut bewusst gelassen aus dem Fenster.
„Wer war diese Frau, die Dich angesteckt hat?“, will Rachel plötzlich wissen. Damian schließt für einen Augenblick die Augen, versucht dieses verhasste Gesicht nicht in sein Bewusstsein zurück zu lassen. Langsam dreht er den Kopf, öffnet die Augen und sieht Rachel lange und ernst an.
„Sie ist jemand abgrundtief böses. Sie hat kein Gewissen, keine Seele und kein Mitgefühl. Sie ist ein Teufel in Menschengestalt und ich habe geschworen sie nie wieder in mein Leben zu lassen, weder in dem ich an sie denke, noch dass ich auch nur ihren Namen ausspreche.“ Damians Gesicht ist eine einzige steinerne Maske, bewegungslos, kalt und starr. Rachel spürt, dass hier zwischen ihnen eine Grenze erreicht ist. Er wird nicht über diese Frau sprechen und Rachel wird nie wieder nach ihr fragen. Der tiefe Schmerz und der abgrundtiefe Hass in Damians Augen sagen genug um Rachel zu verdeutlichen, wie sehr er unter dieser Frau gelitten haben muss. Rachel wendet sich ab von Damian und presst die Lippen fest aufeinander. Wenn sie nur könnte, dann würde sie diese Last, die ihn zu erdrücken scheint von ihm nehmen. Wenn sie nur wüsste wie, dann würde sie Damian den Schmerz nehmen, der ihn so quält. Wie schön wäre es, ihn glücklich zu sehen, den Ausdruck der Leere und Verzweiflung aus seinen Augen schwinden zu sehen. Rachels Herz krampft sich schmerzhaft zusammen bei dem Gedanken, dass Damian von dieser Frau so viel Leid zugefügt wurde. Sie ist vermutlich der Grund für seine verschlossene Art, wegen ihr fällt es Damian so schwer Vertrauen zu finden.
Während das Flugzeug sich unaufhörlich wieder der Erde nähert, fasst Rachel einen Entschluss: Damian wird wieder lachen, seine Augen sollen wieder strahlen, er soll wieder das Leben genießen und lieben. Und Rachel wird alles daran setzen, ihn glücklich zu machen. Sie weiß, sie kann es schaffen. Koste es was es wolle.
„Sir, Mr. Cunningham, ich freue mich, sie wieder in unserem Haus begrüßen zu dürfen.“ Der überaus freundliche Hotelmanager checkt Damian und Rachel persönlich ein.
„Ich hoffe sie hatten einen angenehmen Flug. Darf ich Ihnen noch etwas in die Suite bringen lassen? Eine kleine Erfrischung, einen Imbiss, etwas Obst?“, fragt der Manager aufmerksam, während Damian die Hotelunterlagen unterschreibt.
„Rachel?“ Damian blickt auf und sieht sie fragend an.
„Nein. Danke. Es ist schon so spät…“, entgegnet Rachel müde. Nachdem die Formalitäten erledigt sind, wünscht der Manager seinen Gästen einen angenehmen Aufenthalt und schon bringt ein Page, bewaffnet mit ihrem Gepäck, die Beiden zum Fahrstuhl. Während der Fahrt noch oben in das Penthaus, sagt keiner ein Wort, aber Damian nimmt wieder Rachels Hand, so als wolle er sich und ihr immer wieder versichern, dass sie zusammen gehören. Es ist nur eine kleine Geste und doch fühlt sich Rachel jedes Mal umsorgt und beschützt. Komisch, ihr ist noch nie aufgefallen, wie perfekt sich ihre Hände ineinander schmiegen, so als
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