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Damit ihr mich nicht vergesst - Die wahre Geschichte eines letzten Wunsches

Damit ihr mich nicht vergesst - Die wahre Geschichte eines letzten Wunsches

Titel: Damit ihr mich nicht vergesst - Die wahre Geschichte eines letzten Wunsches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitch Albom
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klauen und den Leuten Parkplätze anweisen, wenn man halbwegs anständig aussah. So kam man an Geld, was man dann wieder für Drogen ausgeben konnte.«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich war regelmäßig bei den Spielen und hatte Cass womöglich selbst schon ein paar Scheine durchs Fenster gereicht.
    »Fast fünf Jahre lang war ich obdachlos«, fuhr er fort. »Fünf Jahre . Hab immer in diesen verlassenen Siedlungen gepennt. Einmal im Winter bin ich an einer Bushaltestelle fast erfroren. Wusste nicht, wohin. Und ich war halb verhungert und so dünn, dass meine Rippen rausstanden.
    Ich besaß zwei Hosen, und die hatte ich beide am Leib. Und alle drei Hemden. Und dann hatte ich noch diesen grauen Mantel, den ich als Zudecke und Kissen und alles benutzte. Und Converse-Sneaker, die so voller Löcher waren, dass ich mir die Füße mit Backpulver eingerieben hab, damit sie nicht so stinken.«
    Woher kam denn das Backpulver?
    »Na, schaun Sie – wir haben doch alle Crack geraucht. Jeder hat da Backpulver! Das braucht man zur Herstellung.«
    Ich kam mir dumm vor und blickte zu Boden.
    »Und dann hab ich von diesem Mann aus New York gehört, Covington. Er fuhr mit seinem alten Auto durch unsere Gegend. Weil er von der Kirche war, haben wir in Rebbey Rebbe genannt.«
    Wie?
    »Rebbe.«
    Cass beugte sich vor und blinzelte konzentriert, als sei seine bisherige Erzählung nur eine Vorrede gewesen.
    »Rebbe kommt jeden Tag vorbei und hat Essen im Kofferraum von seinem Auto oder stellt was auf die Motorhaube. Gemüse. Milch. Saft. Fleisch. Wer Hunger hatte, kriegte was ab. Wenn er irgendwo anhielt, standen gleich vierzig oder fünfzig Leute Schlange.
    Er hat nie um irgendwas gebeten. Hat nur immer am Ende gesagt: ›Jesus liebt euch, vergesst das nie.‹ Wenn man obdachlos ist, will man davon aber lieber nichts hören, weil man danach ja eh wieder in sein verlassenes Haus zurückgehen muss, verstehn Sie?
    Nach einer Weile kriegte der Pastor Lebensmittelspenden von diesen Tafel-Organisationen, und die hat er neben seinem Haus auf einem leeren Grundstück serviert. Ein paar von uns haben da eine Feuerstelle gebaut, so dass wir das Essen warm machen konnten. Die Leute kamen von ziemlich weit her, brachten eine Schale mit oder einen Löffel, wenn sie so was hatten – ich hab auch schon gesehen, wie manche mit Plastiktüten das Essen aufschöpften und mit den Händen aßen.
    Und der Pastor hielt dann da einen kleinen Gottesdienst ab und dankte dem Herrn.«
    Wie, draußen? Neben seinem Haus?
    »Ganz genau. Und bald mochten alle den Mann echt gern. Wenn wir ihn kommen sahen, hieß es: ›Da kommt Rebbey Rebbe. Schnell weg mit dem Dope und dem Schnaps!‹ Wenn wir ihm beim Ausladen des Essens geholfen haben – Truthahn, Brot, Säfte – , gab er uns immer ein bisschen Geld. Ein anderer Typ und ich, wir hatten unser eigenes System: eine Portion für die Kirche, zwei für uns. Wir versteckten unser Zeug in den Büschen und holten es uns dann später.
    Irgendwann kam der Pastor dann zu mir und sagte: ›Hast du genug zu essen, Cass? Nimm dir ruhig, was du brauchst.‹ Er wusste genau, was ich gemacht hab.
    Und ich hab mich geschämt.
    Eines Abends in der Siedlung war ich grade gut high, als ich plötzlich den Pastor draußen meinen Namen rufen höre. Es ist mir peinlich rauszugehen. Meine Pupillen sind so groß wie Untertassen. Der Pastor fragt mich, ob ich ihm am nächsten Tag bei der Gartenarbeit helfen kann. Ja, sag ich, klar. Er gibt mir zehn Dollar und sagt, wir sehen uns morgen. Als er weg war, wollte ich am liebsten hochrennen und mehr Dope kaufen, um mich zuzudröhnen. Aber ich wollte das Geld vom Pastor nicht so ausgeben. Also geh ich über die Straße und kaufe Essen davon: Fleisch, Cracker, alles Mögliche, damit ich nix davon für Drogen ausgebe.
    In der Nacht schraubt der Typ, der mit mir da wohnt, die Rohre unterm Waschbecken ab, weil die aus Kupfer sind und er sie verhökern kann. Dann haut er ab, und das Wasser läuft aus der Wand. Als ich aufwache, bin ich schon klatschnass, und das Zimmer steht unter Wasser.
    Meine einzigen Kleider sind jetzt durchweicht, und ich geh zum Pastor und sage: ›Tut mir leid, ich kann nicht für Sie arbeiten, meine Kleider sind nass.‹ Und ich erzähl ihm, wie wütend ich auf den Typen bin, aber der Pastor meint nur: ›Mach dir keine Sorgen, Cass. Manchen Leuten ergeht’s noch viel schlimmer.‹
    Und er schickt mich zur Kirche und sagt: ›Geh in den ersten Stock, da sind Kleidersäcke. Such dir

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