Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern
aus:
• »Frei. Individuell. Basisdemokratisch. (…) Ich bin anders als du. Und das ist auch nicht schlimm. (…) Du kommst mit Schwimmen am schnellsten zu deiner Trauminsel, ich erreiche meine Perlen am Meeresgrund durch Tauchen. Ich und meine Mitschüler machen den Großteil des Schulvolkes aus, und als das werden wir auch wahrgenommen.«
• »In meiner Traumschule verstehen sich alle gut. (…) Mehr Ausflüge zum Unterrichtsthema. (…) Natürlich gibt es Mädchen, aber welche, die nicht nerven.« (Der Jüngste der Befragten)
• » Schule soll vor allem so sein, dass man etwas lernt. (Hervorhebung von mir, NSK) Ich sage, Schule soll so sein, weil sie es momentan nicht ist. Ich sitze zwar oft vor meinen Schulaufgaben am Schreibtisch und versuche Unmengen von Fakten so in meinem Hirn zu verstauen, dass sie dort bis zum nächsten Tag auch bleiben, aber lernen würde ich das nicht nennen. Ich würde gerne im Unterricht den Stoff so vermittelt bekommen, dass ich nach der Stunde das Gefühl habe, wirklich etwas für mich gewonnen zu haben. Ich möchte Teil eines interessanten Unterrichts sein und möchte, dass mein Interesse auch in Fächern geweckt wird, in denen ich sonst nur auf den erlösenden Gong warte. Das funktioniert aber nicht in Klassen mit 30 Leuten, und das funktioniert auch nicht, wenn ich mir von Lehrern 40 Jahre alte Aufzeichnungen
vorbeten lassen muss. Ich bin mir sicher, dass das, was ich am Ende meiner Schullaufbahn behalten werde, nicht ist, was ich im Unterricht ›gelernt‹ habe, sondern Fähigkeiten, die ich mir durch mein eigenes Engagement in der Schülervertretung angeeignet habe.«
• »Die ideale Schule ist für mich ein Ort, zu dem man gerne hingeht, mit dem man sich identifizieren kann. Heute quält sich der normale Durchschnittsschüler dagegen jeden Morgen aus dem Bett, um mit einem vorgefertigten Einheitsbrei, der sich Wissen schimpft, übergossen zu werden. Immer mit einem Auge auf die Uhr, in großer Erwartung auf den Unterrichtsschluss. Wissen will hier keiner erwerben, denn es geht ausschließlich darum, die nächste Schulaufgabe ›rumzukriegen‹, und das mit einer möglichst guten Note.«
Ein alternatives Schulmodell
Muss man in die private Schullandschaft aufbrechen, wenn man eine kind- und jugendlichengerechte Schule finden will? Es erweckt den Anschein. Allerdings gibt es auch staatliche Schulen, die von mir nach jahrelangem und aufmerksamem Hinhören bei meinen Patienten und den eigenen Kindern dieses Prädikat verdienen würden.
Doch das Egbert-Gymnasium im fränkischen Münsterschwarzach hat mich am meisten überzeugt. Der gute Eindruck hatte schon mit der Voltigierlehrerin des Gymnasiums angefangen. Eine kurze Begegnung war das, 100 Meter vom Schulgelände entfernt. Eine junge Frau stand da, putzte ein Pferd - und erzählte mir, dass sie das Gymnasium vorzeitig verlassen hatte und später als Voltigierlehrerin zurückgekehrt sei. »Ich habe diese Schule einfach geliebt. Ich hatte
persönliche Gründe, dass ich nicht mehr weiter in die Schule gehen wollte, doch an der Schule liegt es nicht. Die war und ist einfach gut.« Sie erzählte mir, dass die Schüler Voltigieren als Freifach wählen können. Ich konnte in diesem persönlichen Gespräch ihre Zuneigung zu dieser Schule spüren. Eine Zuneigung, die mein Interesse weckte und meine Neugierde auf diese Schule, zu der eine Schulabbrecherin unbedingt zurückkehren wollte.
Was ich dann in den folgenden Tagen an der Schule erlebte, machte die warmen Worte der jungen Frau erlebbar. Eine der Lehrerinnen sagte: »Wir dürfen nicht vergessen, dass die Schulzeit eine Entwicklungszeit ist. Und unsere wichtigste Aufgabe ist es, die Jugendlichen durch diese Entwicklung zu begleiten.« Die Noten wären auch an dieser Schule wichtig, doch noch wichtiger wäre die Entwicklung jedes Einzelnen. »Und da geht’s mal rauf und runter, auch leistungsmäßig … ist doch normal.« Der Schulleiter gab mir die Möglichkeit, über mehrere Vormittage in die verschiedenen Klassen und deren Aktivitäten hineinzuschnuppern.
Gerade wurde in einer 5. Klasse zwischen Schülern, Elternsprechern und Lehrern in Anwesenheit des Schulleiters im Rahmen einer kleinen Feier der Schulvertrag unterschrieben. Die Schüler selbst formulierten ihre »10 Gebote«. Überhaupt zeichnet diese Schule aus, dass sie um die Bedeutung von Ritualen weiß. Die Schüler haben es sichtlich genossen, dass ihren persönlich formulierten Leitsätzen wie zum Beispiel
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