Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
Vom Netzwerk:
eingeschlafen, während sie die Nachrichten verfolgt hatten.
    Das Telefon klingelte. Es war Carols Mutter.
    »Hallo, Jean. Ja, ich habe sie auch eben in den Nachrichten gesehen. Nein, im Fernsehen sieht man immer etwas dicker aus. Ja, es war wirklich grauenhaft. Nein, ich weiß nicht, wie viele von unserer Schule sind, damit sind sie noch nicht rausgerückt. Paul geht es gut. Ich sag ihr, dass du angerufen hast, sobald sie heimkommt. Okay, du auch, Jean. Mach’s gut.«
    Es war schon das zweite Mal, dass Carols Mutter anrief. Das erste Mal war um halb sieben heute Morgen gewesen, nachdem sie im Radio von allem erfahren hatte. Auch andere hatten angerufen: Barry Milligan hatte gereizt und verkatert geklungen und dass das Rugbyspiel abgesagt worden war, um den Toten Respekt zu zollen, hatte seine Laune auch nicht gerade verbessert. Gerald Benning, Pauls Klavierlehrer, hatte wissen wollen, ob er in Sicherheit war, ebenso wie verschiedene Verwandte, mit denen sie schon seit Jahren keinen Kontakt mehr hatten. Es war hochgradig makaber.
    Als Carol zur Haustür hereinkam, nahm sie ihren Sohn so Luft abschnürend fest in die Arme, wie sie es noch nie getan hatte. Sie hatte vier Überstunden geschoben – ihr Gesicht wirkte grau und abgespannt und die Ringe unter ihren tief liegenden Augen schienen die Dinge zu bezeugen, die Carol in der Notaufnahme gesehen hatte.
    Martin reichte ihr eine Tasse Tee, die sie dankbar annahm, doch den Toast lehnte sie ab.
    »Ich krieg keinen Bissen runter.«
    Während sie ihren Tee trank, sprachen weder ihr Sohn noch Martin auch nur ein Wort. Dann, während sie die Tasse in den Händen wiegte, erklärte Carol: »Nie wieder in meinem ganzen Leben will ich eine solche Nacht mitmachen.«
    »Du warst eben im Fernsehen«, wagte Paul eine Bemerkung. »Du hast denen ganz schön Saures gegeben!«
    »Dieses dumme, taktlose Weibsbild. Warum stellen die so hirnverbrannte, rücksichtslose Fragen?«
    »Das ist ihr Job«, sagte Martin.
    »Am liebsten hätte ich ihr eins auf die Nase gegeben, aber weißt du, warum ich’s nicht gemacht habe? Mir war klar, dass das nur gut wäre für ihre tolle Karriere und ich dann in irgend so einer billigen Die übelsten Ausrutscher im Fernsehen-Show landen würde, die bis zum Ende meiner Tage wiederholt werden würde.« Sie schloss die Augen und schien in sich zusammenzusacken.
    »Ein Bad wartet auf dich«, ließ Martin sie wissen. So hatte er sie noch nie gesehen. Sonst ließ Carol die Grausigkeit ihrer Arbeit immer im Krankenhaus zurück und konnte abschalten, sobald sie zu Hause war. Aber diesmal nicht. Sie war zu schlapp, um noch ein Bad zu nehmen. Sie wollte einfach nur ins Bett fallen.
    Auf halbem Weg die Treppe hoch blieb sie stehen und sagte mit piepsender, niedergeschlagener Stimme: »So viele von ihnen habe ich wiedererkannt. Auch ein paar deiner Schüler waren dabei, Martin.«
     
    Am anderen Ende der Stadt hockte Emma Taylor auf ihrem Bett und starrte die Tapete an. Conor hatte sie im Rettungswagen begleitet. Doch beide standen unter Schock und hatten keinen Ton von sich gegeben. In der Notaufnahme war Emma untersucht worden: Sie hatte einige oberflächliche Verbrennungen an ihren Beinen, die ordentlich versorgt und verbunden worden waren. Nachdem immer mehr und wesentlich schlimmere Fälle eingeliefert wurden, hatte man sie dann entlassen. Auch Conors Schnittverletzungen und Prellungen, die er sich während der Massenprügelei eingefangen hatte, waren verarztet worden, doch den Anblick derer, die man an ihm vorbeigeschoben hatte, während er wartete, wurde er nicht mehr los.
    Emmas sonst so desinteressierte Eltern hatten lautstark ihr Beileid bekundet, waren sonst aber völlig nutzlos gewesen und hatten sich viel mehr dafür interessiert, ob sie womöglich Schadenersatz fordern konnten. Doch zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Emma Taylor eine Situation nicht zu ihrem Vorteil ausgenutzt. Stattdessen war sie schweigend auf ihr Zimmer gegangen, hatte sich die In-Ear-Kopfhörer eingesetzt und die grauenhaften Momente immer und immer wieder in ihrem Kopf Revue passieren lassen. Die ganze Nacht über hatte sie kein Auge zugetan.
    Als ihr Handy klingelte, hörte sie es zwar nicht, sah aber das Display aufleuchten. Sie starrte es an, als hätte sie es noch nie zuvor gesehen. Zumindest die Nummer des Anrufers war ihr tatsächlich unbekannt. Trotzdem ging sie schließlich ran und zog sich einen der Stöpsel aus dem Ohr.
    »Wer ist da?«
    »Conor.«
    »Woher hast du

Weitere Kostenlose Bücher