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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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wich einem leisen Kichern und dann runzelte sie die Stirn. »Einen gesegneten Tag.« Damit verabschiedete sie sich und steuerte die Tür an.
    Martin kratzte sich das Kinn mit einem Stift, während er zusah, wie Sandra aus dem Klassenzimmer ging. Er hatte gar nicht gewusst, dass die Dixons so religiös waren.
    Nachdem er sich seine Tasche gegriffen hatte, machte er sich auf zum Lehrerzimmer, um einen Kaffee zu trinken und sein Pausenbrot zu essen.
     
    Heute war hier mehr los als sonst. Auch die Lehrer, die für gewöhnlich während der Mittagspause heimfuhren oder einkaufen gingen, waren in der Schule geblieben. Früher hätte das bedeutet, in eine Wolke aus Smog zu laufen, weil die meisten von ihnen rauchten wie die Schlote. Lehrerzimmer waren einmal üble Orte für gesunde Lungen gewesen. Martin war mehr als froh, dass diese Zeiten vorbei waren – so konnte er sein Sandwich mampfen, ohne dass es dabei durch den Gifthauch des Nikotins verseucht wurde. Die Ironie, dass es heutzutage die Lehrer waren, die zum Rauchen hinter den Fahrradständern verschwinden mussten, brachte ihn jedes Mal zum Grinsen.
    Es hatten sich bereits die üblichen Grüppchen gebildet, aber natürlich gab es für alle nur ein Gesprächsthema: die Tragödie und wie sie die Schüler und ihren Unterricht beeinflusste. Martin lauschte in jede der Diskussionsrunden hinein, während er den Deckel von seiner Tupperdose schälte und sein Schinkensandwich herausnahm.
    »Anscheinend hat der Premierminister eben einen Abstecher ins Krankenhaus gemacht«, verkündete Mr Jones, Fachbetreuer für Biologie, als er die SMS überflogen hatte, die eben bei ihm angekommen war. »Hat sich in der Kinderstation fotografieren lassen – hat er seine warmherzig-rührende Publicity also doch noch gekriegt.«
    »Geier«, murmelte Mr Roy aus der Erdkunde.
    »Und diese Pressebusse parken noch immer vor dem Schultor«, grummelte Mr Jones.
    »Molly Barnes aus der Siebten hat einfach nicht mehr zu weinen aufgehört«, berichtete Yvonne Yates, die Französischlehrerin. »Wir mussten schließlich ihre Mutter anrufen, damit sie sie abholen kam – und diese Schweine da draußen haben sich sofort auf sie gestürzt. Richtig widerlich.«
    »Die verschwinden, sobald der nächste Schauspieler oder Popstar mit runtergelassenen Hosen erwischt wird«, prophezeite Mr Roy. »Was eigentlich jederzeit passieren müsste – der letzte Skandal muss schon mindestens eine Woche her sein.«
    Martin wedelte mit seinem halb aufgegessenen Sandwich und stimmte mit ein. »Kann irgendjemand erklären, worum es da eigentlich geht?«, fragte er verwirrt. »Die Hälfte dieser sogenannten Stars hat doch gar nichts vorzuweisen. Weder Talent noch Erfolge, trotzdem werden sie von den Paparazzi auf Schritt und Tritt verfolgt. Warum interessieren sich die Leute so dafür?«
    Mrs Early, die Englischlehrerin, legte ihr Strickzeug beiseite. »Weil sie bessere Kleidung tragen und auf wesentlich glamourösere Partys gehen, als der Leser sich je wird leisten können«, erklärte sie in ihrer schleppenden Gedichtvortragsstimme. »Und jeder genießt es, wenn die überbezahlten Privilegierten erniedrigt werden. Zumindest geht es mir so. Zuzusehen, wie eine Vogelscheuche mit Silikonbusen im Dschungel Känguruhoden herunterwürgt und dabei fast kotzen muss, ist das moderne Äquivalent dazu, mitzuverfolgen, wie die von der Guillotine abgeschlagenen Köpfe der Aristokraten in kleine Körbe rollen. Nichts hat sich verändert. Wir alle gieren danach.«
    Ich nicht, dachte Martin bei sich.
    »Gibt es zurzeit irgendein neues Videospiel oder einen Film?«, unterbrach Mrs Yates. »Einige der Kinder haben sich heute etwas … eigenartig benommen.«
    »Wir alle benehmen uns heute merkwürdig«, erinnerte Mr Jones sie.
    »Nein, das meine ich nicht. Das ist etwas anderes – als würden sie alle an einem Rollenspiel teilnehmen oder so tun, als wären sie jemand anderes. Ich hab’s bisher noch nicht durchschaut.«
    »Jetzt, wo du es erwähnst …« Mr Roy überlegte. »Bei mir im Unterricht war auch ein Schüler, der sich komisch benommen und seltsam geredet hat.«
    In diesem Moment ging die Tür auf und Mrs Hughes, die Schulsekretärin, lugte herein.
    »Martin«, sagte sie fröhlich. »Kannst du mal zum Empfang kommen? Hier ist jemand, der dich sehen will – und schon seit einer halben Stunde wartet.«
    Aufstöhnend packte Mr Baxter sein Sandwich wieder in die Box und folgte ihr den Gang entlang.
    »Ich habe ihr bereits gesagt,

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