Dancing Jax - 01 - Auftakt
Glauben seiner Vorväter gefunden. Ich dachte schon, dass die heilige Aufgabe mit mir ihr Ende finden würde.«
»Die Zeit war nicht reif – es hat länger gedauert, als wir angenommen hatten.«
»Ja, das ist mir bewusst. Ich hatte schon gehofft, dass es nun bald so weit sein würde. Die Zeichen waren eindeutig. Die Kinder Kains sind verlorener und fühlen sich leerer als je zuvor. Die scheinheiligen Hebräer sind schließlich verdrängt worden und die Herrschaft der Nazarener ist vorüber. Dafür werden überall und inbrünstig die Götzen verehrt, wie es vorhergesagt worden ist. Der Weg ist geebnet und der verlassene Thron wartet.«
»Steh auf, alter Mann«, trug ihm der Ismus auf. »Der Anfang ist gemacht, die Kugel ins Rollen gebracht. Die Dancing Jacks verrichten bereits ihr Werk. Nun dürfen wir keine weitere Verzögerung zulassen. Du weißt, weshalb ich gekommen bin – was ich haben muss.«
Eilig stand Mr Hankinson auf und hastete zu einem beeindruckenden grünen Safe, der in einer Ecke inmitten der anderen Akten stand.
»Es ist alles hier drin.« Aufgeregt gab er die Kombination ein und stemmte die dicke Metalltür auf. »Alles, was Mr Fellows meinem Großvater übergeben hat – Papiere, Urkunden, Kontoauszüge –, alles, was nötig sein wird, um das glorreiche Zeitalter anbrechen zu lassen. Wie Ihr vermutlich wisst, existiert, aufgeteilt auf verschiedene Konten, eine beträchtliche Summe. Derart hohe Beträge, wenn sie für beinahe achtzig Jahre ruhen, können eine ganze Menge Zinsen bescheren.«
»Wegen des Geldes bin ich nicht hier. Im Augenblick brauche ich etwas anderes.«
»Natürlich, selbstverständlich – ich weiß ganz genau, was Ihr zuallererst benötigt.« Damit nahm er einen eisernen Ring aus dem Safe, an dem große Schlüssel hingen, und übergab ihn dem Ismus.
»Jangler, wahrhaft ein Schlüsselrassler!«, stellte der Ismus vergnügt fest.
Erneut verbeugte sich der alte Mann. »Dies ist der geheime Name, den ein jeder von uns getragen hat, seit Mr Fellows es so bestimmte. Mein Großvater vererbte ihn an meinen Vater und er ihn schließlich an mich. Nur bestimmte Dinge hat man uns verraten – auf wen wir warten sollten und woran wir ihn erkennen würden. Nie hat man uns eine der gebundenen Heiligen Schriften gegeben – die Offenbarung und ihre Wahrheiten haben wir nicht kennengelernt. Selbst als Treuhänder des Hauses haben wir es nie gewagt, in den Keller vorzudringen, noch haben wir über unsere Anweisungen hinaus gehandelt. Ich hoffe, wir haben gute Dienste geleistet. Wir haben uns um das Gewächshaus gekümmert und dafür gesorgt, dass alles weiterhin gedeiht und blüht.«
»Besser als nur gut habt ihr gehandelt«, sagte der Ismus dankbar. »Du sollst bei Hofe an meiner Seite sitzen und einen Platz von hoher Ehre innehaben.« Damit überreichte er ihm das Buch und der alte Mann nahm es entgegen, als wäre es das seltenste und kostbarste Artefakt der ganzen Welt.
»Ich danke Euch, mein Herr«, flüsterte er und drückte es fest an seine Brust.
»Nun, mein so tief ergebener Pharisäer«, fuhr der Ismus mit einem schiefen Lächeln im Gesicht fort. »Folge mir und komm mit uns. Eine ganz besondere Tür soll jetzt geöffnet werden.« Mit rasselnden Schlüsseln schritt er aus dem Büro, gefolgt von seinen Leibwächtern.
Nachdem er dem staubigen Umschlag von Dancing Jacks einen feierlichen Kuss aufgedrückt hatte, griff der Jangler abermals in den Safe, um eine große schwarze Reisetasche hervorzuholen, dann folgte auch er den anderen.
14
Magie und Zauberei sind im Königreich des Prinzen der Dämmerung so natürlich wie duftende Sommerwinde oder die Musik der Flüsse. Dennoch weilen inmitten der umliegenden Berge manche, über welche die Alten Bräuche keine Macht haben. Diese Missgeburten müssen ausgemerzt werden. Sie sind eine Bedrohung für dieses herrliche Land. Findet sie, meldet sie – sie sind eine Krankheit, die wir ausrotten müssen. Ihr, mögen sie auch euer Busenfreund oder sogar euer Bruder sein, ihr müsst sie anzeigen! So lautet der Erlass des Ismus.
Als Martin Baxter durch das große Tor vom Schulgelände fuhr, bemerkte er, dass einer der Übertragungswagen fehlte, und auch andere machten sich zum Aufbruch bereit. Es hatte ganz den Anschein, als wäre die große Tragödie nicht länger Material für Schlagzeilen. Lange hatte es nicht gedauert, den tragischen Tod von einundvierzig jungen Menschen von den Titelseiten zu verdrängen. Vielleicht war
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