Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
versprühten einen ländlichen Charme, umgeben von Bäumen und geschmückt mit Frühlingsblumen, die in einer Unzahl von Töpfen und Fensterkästen wuchsen, sowie zahlreichen Bannern und Flaggen, die im Wind flatterten.
Jangler machte einen Haken auf seiner Liste. Er liebte es, Dinge abzuhaken. Haken waren ein Zeichen für einen erfolgreichen Abschluss – diese Gewohnheit war ein Überbleibsel aus seinem früheren Leben als Anwalt in einer drögen, mit Akten vollgestopften Kanzlei in Ipswich. Bevor Dancing Jax die Kontrolle übernommen hatte, war sein Name Hankinson gewesen, doch daran erinnerte Jangler sich kaum noch. Während der letzten Monate war ihm seine neue Rolle in Fleisch und Blut übergegangen. Er hörte nur noch auf den Namen Jangler, der Mann Hankinson hätte ebenso gut tot sein können. Sein ganzes früheres Leben lang hatte er auf diese Chance gewartet. Über Generationen hinweg war seine Familie Austerly Fellows treu ergeben und damit betraut gewesen, sämtliche Dokumente und Geheimnisse dieser faszinierenden Persönlichkeit zu bewahren.
Noch immer versunken an seinem Bärtchen zupfend, ging er die Liste doch noch einmal durch.
Im Haupthaus hatten sich bereits die Reporter für die Pressekonferenz versammelt, die der Ismus einberufen hatte. Abgesehen von zwei Ausnahmen waren sie alle Dancing Jax hörig und entsprechend in mittelalterliche Kostüme gekleidet, an denen irgendwo eine Spielkarte festgemacht war. Als der Heilige Magus den Raum betrat, erwiesen sie ihm eine dermaßen übertriebene Ehrerbietung, dass die zwei noch nicht befallenen Menschen mit dem Brechreiz rangen. Ein grelles Blitzlichtgewitter brach los und der Ismus stolzierte mit wehendem Schwalbenschwanz vor den Journalisten wie auf einem Laufsteg auf und ab, damit auch jeder ein gutes Bild von ihm bekam.
Vor den Presseleuten waren fünf Stühle aufgestellt. Darauf saßen bereits zwei Buben und zwei Damen, die Teenager aus Felixstowe, die die Hauptcharaktere aus dem Buch personifizierten. Inzwischen waren die vier die berühmtesten Teenager in ganz Großbritannien. Ihre Gesichter tauchten ohne Ausnahme überall auf und bewarben Produkte, die ihrer königlichen Hoheiten würdig waren. Ohne Fotos von ihnen erschienen kein Magazin und keine Zeitung mehr. Und sämtliche Zeitschriften waren voll mit Artikeln, die minutengenau den Ablauf ihres Lebens in dieser langweiligen Welt schilderten. Jeder von ihnen hatte im Fernsehen seine eigene Realityshow.
Zurzeit hatte die Sendung der Pikdame die höchsten Einschaltquoten. Jill aus dem Hause der Pik war für die Tragödie in Felixstowe verantwortlich gewesen, bei der im vergangenen Herbst einundvierzig Jugendliche und Kinder gestorben waren, und es war höchst unterhaltsam, sich anzuschauen, welche Folgen ihr Geständnis hatte. Im Augenblick war sie gegen Kaution auf freiem Fuß, in zwei Monaten musste sie allerdings wieder vor Gericht. Das würde mit Sicherheit ein Wahnsinnsspektakel werden. Laut den aktuellen Meinungsumfragen war ihre Fernsehshow so beliebt wie keine andere – sie garantierte noch nie da gewesene Einschaltquoten. Die verschlagene Art der Pikdame machte die Sendung zu einem wahren Erlebnis, das keiner verpassen wollte. Die britische Öffentlichkeit war süchtig, und zwar nicht nur nach Dancing Jax, sondern auch nach den empörenden und unterhaltsamen Streichen der Pikdame in der Welt des grauen Traums.
Kate Kryzewski und ihr unrasierter Kameramann Sam warteten geduldig ab, bis der Applaus verebbte, während der Ismus den leeren Platz in der Mitte einnahm. Hinter ihm standen seine Bodyguards, drei stämmige Männer mit schwarzen Gesichtern, während die zwei Harlekin-Priester seines Gefolges links und rechts der aufgereihten Stühle Position bezogen hatten.
»Einen gesegneten Tag euch allen«, wandte sich der Ismus an die Anwesenden.
Wieder schwiegen Kate und Sam, während alle um sie herum ausflippten.
Der Ismus lächelte. »Meine treuen Untertanen, ich bitte um Verzeihung, euch um diese Zeit herbeigerufen zu haben, aber ich möchte gerne erklären, was an diesem Wochenende hier vor sich gehen wird. Mir kam zu Ohren, dass es in diesem unseren Land gewisse Kinder gibt, die noch immer nicht den Weg in das Königreich des Prinzen der Dämmerung gefunden haben. Die Worte der Heiligen Schrift haben sie bislang nicht erreichen können.«
Unter den Presseleuten wurde getuschelt und gemurrt, einige spuckten sogar angewidert auf den Boden.
»Verurteilt diese Kinder nicht
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