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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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der schmalen Straße vor dem Feriendorf parkten schon zahlreiche Autos und Kleinbusse. Musiker und einfaches Volk, gekleidet in hell leuchtende Gewänder, die ganz dem Dresscode von Mooncaster nachempfunden waren, waren extra angereist, um der Begrüßungsfeier das gewisse Extra zu verleihen.
    Inmitten der versammelten Menge hörte man hier und da Liedfetzen erschallen. Einige Leute übten die Schritte der höfischen Tänze und tippten mit den Zehen vor sich auf den Boden, andere stimmten ihre Zupf-, Streich- oder Blasinstrumente. Eins der Pferde graste gemächlich und knabberte an den herabhängenden Blüten der Pflanzenampeln.
    Vor diesem Hintergrund zeichnete Sam Kates Einleitung zu ihrem Bericht auf, in dem sie die absurde Scharade erörterte, die der ganzen Welt heute vorgeführt werden sollte.
    Vierzig Minuten später tuckerte der erste fröhlich bemalte Bus den Waldweg entlang. Der Ismus und seine handzahmen Presseteams traten vor, um die Ehrengäste zu begrüßen.
    »Da sind sie also!«, rief er mit weit ausgebreiteten Armen. »Unsere verlorenen und einsamen Schäfchen! Was für eine grandiose Zeit sie haben werden, was für Abenteuer und Spaß wir für sie vorbereitet haben!«
    Sam hinter sich herziehend, bahnte sich Kate Kryzewski einen Weg durch die Menge bis ganz nach vorne. Sam zoomte mit der Kamera an die Busfenster heran, während das Fahrzeug langsam zum Stehen kam.
    Dutzende junger Gesichter pressten sich gegen die Scheiben.
    »Guter Gott!«, wisperte Kate. »Die armen Kinder! Sie sind völlig verängstigt.«
    Man sah den jungen Feriengästen wirklich nicht an, dass ihnen das Wochenende ihres Lebens bevorstand. Finster und schweigsam starrten sie vor sich hin und in ihren Augen lag Furcht. Einige hatten eindeutig geweint, doch die Erwachsenen, die sie begleiteten, hatten sich nicht die Mühe gemacht, die Tränen wegzuwischen.
    Kate ließ den Blick über die breiten Fenster schweifen. Allerlei Altersgruppen waren vertreten. Einige Passagiere schienen gerade erst sieben zu sein, doch waren auch ein paar mies gelaunte Teenager dabei, die stur und missmutig auf die Kopflehne vor sich starrten, ohne dem Auflauf vor dem Bus Beachtung zu schenken. Nur die Erwachsenen schienen völlig aus dem Häuschen darüber, hier zu sein. Sie grinsten, zeigten auf die Ferienanlage, winkten und lachten.
    Die Türen am Ausstieg öffneten sich.
    Wie auf Kommando stimmten die Musiker eine fröhliche Melodie an und der Chor sang das Maienlied aus dem Buch.
    »Willkommen!«, rief der Ismus. »Willkommen, ihr alle!«
    Die Eltern der Kinder stürmten nach draußen, um die seltene Gelegenheit zu nutzen, ihrem Heiligen Magus nahe zu sein und die Buben und Damen zu bestaunen, die inzwischen in den Sätteln ihrer Pferde saßen und den Ankömmlingen würdevoll einen Gruß zunickten.
    Kate hatte nicht einmal versucht, von einem der vier ein Interview zu bekommen. Sie steckten schon viel zu tief drin in diesem Wahnsinn, um irgendetwas Sinnvolles von sich zu geben. Die vier Teenager waren lebende Marionetten, die den Wünschen des Ismus hörig waren und schon fast völlig vergessen hatten, wer sie eigentlich waren.
    Im Augenblick kreisten Kates Gedanken jedoch um etwas anderes. Sie wollte unbedingt mit einem dieser verschreckten Kids aus dem Bus reden. Ungeduldig wartete sie ab, bis die Eltern ausgestiegen waren, und hüpfte dann mit Sam in das Fahrzeug.
    Auf der Stelle stieg ihr der grässliche Gestank dieser abscheulichen Pflanze in die Nase und sie sah, dass Sitze und Boden mit Stängeln und zerkauten faserigen Klumpen übersät waren. Die schmierigen Überreste mussten von den Erwachsenen stammen, denn auf diese Kids hatte Minchet keinerlei Wirkung. Darum waren sie ja hier.
    Im Ganzen waren es siebzehn, die noch immer auf den Sitzen hockten, die man ihnen zugeteilt hatte – mit reichlich Abstand zum nächsten Nachbarn. Die Jüngeren starrten Kate verwirrt und unsicher an, während sie verzweifelt ihre Plüschtiere an sich pressten.
    Es war eine lange Reise gewesen. Man hatte sie überall im Land eingesammelt und ihnen für die Dauer der gesamten Fahrt untersagt, nebeneinanderzusitzen oder miteinander zu reden, wobei Kate bezweifelte, dass sie das überhaupt gewollt hätten. Sie wirkten in sich gekehrt und vermieden jeden Augenkontakt.
    Kate war tief bewegt, auf die gleiche Weise, wie sie auch das Schicksal der trauernden Familien in Gaza, Bagdad und Haiti während ihrer Arbeit dort mit Betroffenheit erfüllt hatte. Aber sie war ein

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