Danger - Das Gebot der Rache
Psychologin.«
Das war genug. Seit er den Laden betreten hatte, machte er auf abgebrüht, war wieder durch und durch misstrauisch. »Ich gehe.« Olivia schnappte sich ihre Handtasche.
»Warten Sie noch eine Minute«, sagte er. Mehrere Köpfe aus den umliegenden Sitznischen hatten sich ihnen zugewandt.
»Vergessen Sie’s. Ich habe es gestrichen satt, von Ihnen befragt zu werden. Ich weiß, dass das Ganze für Sie nicht viel Sinn macht, aber für mich auch nicht, klar? Es ist nun mal einfach da. Ich dachte … Haben Sie nicht gesagt, dass Sie mir glauben? Ach, zum Teufel, es spielt keine Rolle!« Verärgert wandte sie sich zum Gehen und fragte sich, warum sie sich die Mühe gemacht hatte, diesem starrköpfigen Cop auch nur irgendetwas zu erklären. Sie hörte, wie er ein paar Scheine auf den Tisch knallte, und spürte seine Hand auf ihrem Arm, als sie gerade die Tür erreichte.
»Olivia …«
»Hören Sie auf, Bentz! Was immer Sie sagen wollen, lassen Sie’s. Es interessiert mich nicht. Ich habe meinen Teil geleistet, meine bürgerliche Pflicht erfüllt, und ich habe genug von Ihren Zweifeln, Verdächtigungen und Kränkungen ertragen. Jetzt ist Schluss damit.«
»Sie können mir meine Skepsis nicht zum Vorwurf machen.«
Sie wirbelte zu ihm herum und stieß mit beiden Händen gegen seine Brust. »Doch, das kann ich. Entweder Sie nehmen mich ernst, oder Sie lassen mich endlich in Ruhe!« Sie wurde hysterisch, aber das war ihr egal. Wer war er denn, dass er sie in Frage stellen konnte? Sich über sie lustig machen durfte? Er enttäuschte sie, sie hatte mehr von ihm erwartet. In der einen Minute schien er ihr zu vertrauen, sich ihr zu öffnen, ging sogar so weit, sie zu küssen, und in der nächsten war er wieder der nüchtern-pragmatische Cop mit seinen nervigen Fragen.
Olivia schoss bei Rot über die Straße und schlängelte sich durch den Verkehr. Eine Hupe gellte. Fast erwartete sie, dass Bentz ihr nachsetzen und sie verwarnen würde, aber sie kehrte unbehelligt zum Third Eye zurück und machte sich auch nicht die Mühe, über die Schulter zu blicken, um zu sehen, ob er auf der anderen Straßenseite stand und ihr nachstarrte.
Es war ihr gleichgültig.
Die Gefühle, die sie für ihn empfand, der verzweifelte Wunsch, dass er ihr Glauben schenken möge, nicht nur, um ein Verbrechen aufzuklären, sondern aus persönlichen Gründen, waren grotesk. Sie war eine Närrin. Eine absolute Närrin, die sich vor einem Mann lächerlich machte.
Das, sagte sie zu sich selbst, musste aufhören. Und zwar sofort.
Der Erwählte war unruhig. Nervös. Gereizt schritt er in seiner Kirche auf und ab. Er hatte die ersten Berichte über das Feuer in Bayou St. John gelesen. Es war mit keinem Wort erwähnt worden, dass ein Opfer dargebracht wurde. Man sprach nur von einer jungen Frau, die in den Flammen ums Leben gekommen war. Als ob das ein Zufall gewesen wäre!
Ah … Cecilia. Wie schön sie gewesen war.
Die Polizeibeamten hielten Beweismittel zurück, natürlich, aber das waren Schwachköpfe. Idioten. Er hatte sie eintreffen sehen, ein jämmerliches Trüppchen, und bis jetzt hatten sie seine »Verbrechen« noch nicht miteinander in Verbindung gebracht. Verbrechen, so nannten diese Dummköpfe seine Opfer. Als wäre er ein ganz gewöhnlicher Krimineller. Sie hatten keine Ahnung von seiner Mission, durch die er Gottes Werk ausführte. Und dass er damit noch lange nicht am Ende war.
Er konnte so viel beten, wie er wollte, er wurde nicht ruhiger. Er griff in sein Versteck im Schrank und betastete die Finger- und Fußnägel, winzige Trophäen, die er seinen Opfern abgenommen hatte und die ihm jede einzelne Begegnung wieder vor Augen riefen. Er schloss die Lider und spürte, wie sein Glied steif wurde, als er sich in den Spiegeln betrachtete, die er auf seinem Altar aufgestellt hatte, um die Angst seiner Opfer und seine eigene Erhabenheit besser auskosten zu können, zu sehen, wie sie um Gnade bettelten. Er sehnte sich qualvoll nach jeder Einzelnen von ihnen, sehnte sich danach, die Körper dieser ruchlosen Ungläubigen zu besitzen. Diese Isebels wirkten nach außen hin so unschuldig und waren innerlich doch so verderbt. Und es gab so viele von ihnen!
Doch eine zählte mehr als die anderen. Die Tochter des Cops. Diese eine war ihm ein persönliches Anliegen. Lächelnd dachte er an sie. Bald schon … bald.
Ganz hinten in der Vertiefung fand er den Zopf, den er so sorgfältig geflochten hatte, aus Haaren seiner Opfer.
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