Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester

werde.“
„Die Erfolgsraten der mikrochirurgischen Vasovasostomie, sind höher im Vergleich zu den bekannten Maßnahmen der künstlichen Befruchtung. Während des Eingriffs wird die Samenflüssigkeit, welche sich aus dem zum Nebenhoden führenden Samenleiterende entleert, auf Farbe, Konsistenz unter dem Mikroskop untersucht. Neben dem fehlenden Nachweis von Spermien unter dem Mikroskop kann eine dickflüssige, zahnpastenartige weiße Samenflüssigkeit ein typisches Zeichen eines Nebenhodenverschlusses sein. In diesem Falle müsste eine Tubulo- vasostomie durchgeführt werden, aber das ist momentan irrelevant. Zur Erfolgskontrolle werden Spermiogramme durchgeführt.“
Daniel stand auf, überlegte, aber er wollte es, obwohl es vielleicht nicht klappte. Es war eine Chance.
„Passiert es oft, dass man keine Spermien mehr produziert?“
„Wenn man länger sterilisiert ist, ja, aber bei dir stehen die Erfolgs- chancen gut. Aber du weißt, dass es keine Garantie gibt.“
„Ich werde es riskieren.“
„In Deutschland sind nur sehr wenige Urologen auf Refertilisierungen beim Mann spezialisiert und um eine Vasovasostomie durchzuführen, müssen die Fachärzte zusätzliche Qualifikationen erworben haben.“
„Was bedeutet, du kannst es nicht?“
„Nein, ich bin nur Urologe, aber ich kann dir bei einem Professor einen Termin verschaffen. Willst du das wirklich?“
„Ja, ich möchte es. Ich möchte mit Jana ein Kind, wenn es denn klappt.“
„Du weißt, dass etwas schief gehen kann?“
„Ich weiß, kann ich eben nicht mehr. Trotzdem werde ich es probieren. Sie möchte Kinder, und ich möchte eine richtige Familie. Jana ist mir selbst das Risiko wert. Für sie würde ich fast alles tun.“
Sven Peters griff nach dem Hörer und Daniel sah in den Park hinaus, in dem die ersten Frühlingsblumen zu wachsen begannen. Langsam schien die Sonne ein Einsehen zu haben und wollte den grauen, tristen Winter vertreiben.
„Daniel, in zwei Stunden habe ich einen Termin für dich im Eppendorfer Krankenhaus. Nur zur Beratung, zunächst. Du kannst es dir immer noch überlegen.“
„Danke, Sven. Ich fahre sofort hin. Sven, zu niemand ein Wort.“
„Ich stehe immer noch unter ärztlicher Schweigepflicht. Ich drück dir die Daumen für beide Vorhaben.“
„Danke!“
Während der Fahrt stellte er sich vor, wie es wäre, mit ihr ein Kind zu haben. Ein kleiner Junge oder ein Mädchen, was, das war ihm egal. Braune Augen, dunkle Haare, auf wackligen Beinen über eine Wiese laufend und er lächelte vor sich hin, so schön fand er das Bild. Genau das war es, das er wollte. Irgendwie spürte er Zärtlichkeit für das kleine Wesen, wenn es denn klappen sollte. Ja, sie würden eine kleine Familie werden.

„Der Samenleiter ist ein sehr dünner Strang, in welchem die Spermien von dem Produktionsort Hoden und Nebenhoden in Richtung Harnröhre wandern. Er hat einen Durchmesser von drei bis vier Millimeter, wobei das tatsächliche Lumen, so wird, die innerste Schicht genannt, in welchem die Spermien sich bewegen, nur 0,3 mm misst. Die äußere Schicht ist dicker und sehr muskulös. Sie unterstützt die Spermien in ihrer Wanderung in Richtung Harnröhre. Bei der Operation wird zunächst der Samenleiter über eine drei Zentimeter messende Hautschnitt freigelegt. Das narbige Gewebe des durchtrennten Samenleiters wird entfernt, um frische Samenleiterenden zu erhalten. Es wird anschließen die Durchgängigkeit in Richtung Nebenhoden überprüft. Dies geschieht, indem die aus dem frisch durchtrennten Samenleiterende auslaufende Flüssigkeit unter dem Mikroskop untersucht wird. Zeigen sich Spermien, kann die Operation planmäßig weitergeführt werden. In manchen Fällen allerdings kommt es durch die Sterilisation zu einer starken Drucker- höhung in den Nebenhodenkanälchen, worauf diese platzen und einen narbig bedingten Nebenhodenverschluss zur Folge haben. In diesem Fall wird der Samenleiter explizit mit einem Nebenhodenkanälchen verbunden. Dank moderner mikrochirurgischer Verfahren ist die Erfolgsrate, trotz diesen sehr feinen Aufbauten, relativ hoch. In zehn- bis vierzigfachen Vergrößerungen werden die beiden Samenleiter mittels hauchdünnen, mit dem Auge kaum erkennbaren Fäden aneinander genäht. Bisher alles verstanden?“
Daniel nickte nur.
„Nach der Operation wird ein Pflasterverband zum Wundschutz angebracht. Zusätzlich wird das Tragen eines Suspensoriums, eines Hodenhalters für die ersten zwei Wochen nach der OP erforderlich sein. Zur