Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
angekrochen, aber dann hast du Pech gehabt.“
Daniel knallte die Tür zu, wollte das nicht mehr hören und er fragte sich, weswegen er sich jemals mit dieser Frau eingelassen hatte?
Plötzlich fiel ihm etwas ein und nun grübelte er, grinste vor sich hin. Die Larsen würde sich wundern.
*
Rainer Helbich rief ihn zu sich. „Ich habe etwas für dich. Hast du gefrühstückt?“
„Ja, sicher. Was ist es?“
„Ich frage nur, falls du kotzen musst.“ Er schaltete einen Fernseher, ein Videogerät an und nach einem kurzen Vorspann, glaube Daniel wirklich, dass er sich übergeben musste.
„Das haben wir bei dem netten Kinderarzt sichergestellt. Einundzwanzig davon, um genau zu sein, aber für dich ist nur das wichtig.“
„Muss das sein?“
Daniel saß blass da, so schlimm hatte er es sich nicht vorgestellt. Er war abscheulich, dass man mit Kindern trieb. Eine Weile sah er zu, drehte sich um. „Willst du einen Kaffee?“
„Ja, gib her, ein Whisky wäre mir lieber.“
Rainer goss Kaffee und in zwei Gläser Cognac ein, stellte alles ab. Stumm tranken sie, spülten mit Kaffee nach.
„Jetzt kommt es gleich. Schau hin, wenigstens ein Stück.“
Daniel zwang sich auf den Schirm zu sehen, erblickte ein kleines Mädchen, blond, niedlich, nackt. Ein Mann setzte sich zu ihr, streichelte sie überall und man sah, wie erregt er war. Nun zwang er den Kopf des Mädchens hinunter und Daniel sah beiseite. Rainer drückt auf Stopp.
„Später nimmt er die Kleine von vorn und hinten, gefilmt in Großauf- nahme. Ist sie es?“
„Ja, ich denke schon. Kann man so ein Bild nicht ausdrucken ohne den ganzen Dreck? Ich möchte es gern einigen Leuten zeigen.“
„Hier“, Rainer Helbich reichte ihm ein Stapel Fotos. Immer nur das Gesicht des Mädchens.
„Danke, Rainer, wie hältst du das nur aus, dir fast tagtäglich so was anzusehen?“
„Gewohnheit. Du stumpfst dabei ab, sagst dir, das ist nur ein Film, versuchst dir vereinzelt einzureden, es seien nur Schauspieler, die so tun als ob. Gelegentlich gehe ich danach kotzen, aber jemand muss ja die Drecksarbeit machen und für mich ist es jedes Mal eine große Genugtuung, wenn man solche Schweine hinter Gitter bringt. Für mich müssten sie alle lebenslänglich bekommen und kastriert werden.“
Er trank Kaffee, streckte seine langen, dürren Beine aus, legte die Füße auf die Schreibtischkante.
„Sieh dir diesen Kinderarzt an. Verheiratet, zwei Kinder, zwölf und zehn, ordentlicher Familienvater, heile Welt. Im Keller ist sein Bastelraum, verschlossen, damit keiner hereinkommt. Ein Fernseher, Videorekorder, Pornos, wohlgemerkt keine Normalen, sondern dieser Schund. Magazine bergeweise. Da saß er abends, wenn die Kinder schliefen, die Frau Fernsehen guckte und holte sich einen runter. Eigentlich ein armes Schwein, aber eben ein perverses Schwein. Noch reicht ihm das Filmmaterial, die Bilder, nur irgendwann will er das richtig erleben, will wissen, wie es ist, ein zehnjähriges Mädchen unter sich zu haben. Und was bekommt er? Lachhaft!“
„Weiß der Herr Doktor nicht, dass er sich strafbar macht? Wer anderen verbotene Pornografie zugänglich macht, wer sich solche Darstellungen beschafft und sie auf seinen Rechner lädt, wird dafür belangt?“
Daniel sah ihn an und so etwas wie Bewunderung keimte in ihm hoch. Nein, den Job könnte er nicht ausführen. Er fragte sich, wie der Mann das verkraftete, zumal er verheiratet war und selbst drei Kinder hatte.
„Er hat sich sicher gefühlt. Vielleicht hat er, nachdem er eine Patientin behandelt hat, sich einen runtergeholt. Weiß man’s?“
Daniel erhob sich. „Widerlich! Du gehst mit deiner Tochter zum Kinderarzt, der betatscht sie und holt sich danach einen runter.“
„Sagt meine Frau und passt höllisch auf, was unser Arzt mit der Rasselbande anstellt. Aber unserer scheint in Ordnung zu sein. Ich habe mir den näher angesehen. Wenn du meinen Job machst, achtest du mehr auf die Typen, die mit deinen Kindern zu tun haben. Ob Lehrer oder Arzt. Irgendwie ist man da besonders sensibilisiert, selbst bei meiner Frau ist das inzwischen so, aber das Gröbste haben wir hinter uns. Jetzt beginnen die Probleme mit der Pubertät. Mein ältester entdeckt gerade Mädchen und blöde Sprüche. Wann ist denn nun dein großer Tag? Ich höre, unser schöner Hauptkommissar tritt vor den Traualtar.“
„Bestimmt nicht.“
„Das wird einer Larsen und einem Keitler nicht gefallen, wenn du einen Rückzieher machst. Sie haben gerade erst einen Doofen mit
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