Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
lachte sie, wurde rasch ernst, sah ihn traurig an. „Haben Sie einmal versucht ein Glas zu kleben, das heruntergefallen war?“
„Nein.“
Sie nickte leicht. „Es wird nicht gelingen und so ist es, wenn man seine Frau betrogen hat. Diese Wunde kann man nicht kleben, egal was man sagt. Man zerstört die Seele damit, bricht ein Herz, vernichtet Vertrauen und Glauben an alles, an die Aufrichtigkeit, die Liebe, die Achtung. Danach wird man immer ein anderer Mensch sein, voller Schmerz, der in einem bohrt. Ihre Frau ist so eine Stille, Ruhige. Sie würde nie dagegen angehen, sondern es in sich hineinfressen. Entschuldigen Sie bitte den Ausdruck. Aber es ist so, man frisst es in sich hinein. Sie würden sie damit ein bisschen zerstören, aber das würden Sie nicht merken, weil sie sich zurückzieht. So habe ich es gemacht. Man lebt weiter, der Schmerz wird weniger und man lernt lachen, aber es ist ein anderes Lachen, ein anderes Leben. Es ist geprägt von Misstrauen, Angst. Man will und kann keinem mehr richtig vertrauen, mehr glauben, weil man Furcht hat, dass man wieder nur belogen, betrogen, verletzt wird. Man zieht sich in sich selbst zurück.“ Sie aß ein Stück von dem Kuchen. „Er schmeckt gut, finden Sie nicht? Den werde ich vermissen.“
„Ja, er schmeckt sehr gut.“ Er sah sie an, wartete.
„Männer sind da vielleicht anders. Ich weiß es nicht? Nur meine Eltern haben mir als Kind beigebracht: Was man dir nicht antun soll, dass füge nie jemanden anderen zu. Daran ist etwas Wahres und ich habe mich danach gerichtet, aber es hat mir trotzdem damals nicht geholfen. Eventuell ist es, weil Frauen ihre Männer seltener betrügen oder die darüber hinwegsehen.“ Sie zuckte leicht mit der Schulter. „Mein Mann sah gut aus, nicht so gut wie Sie, aber gut. Wir haben sehr jung geheiratet, bekam ich eine Entzündung, so eine Frauensache, und stellten die Ärzte fest, dass ich nie Kinder haben würde. Ich war darüber sehr traurig, aber er hat nur gesagt, das ist gut so. Wenigstens keine Bälger. Verstehen Sie das?“
Abermals schüttelte er den Kopf, obwohl er es verstand. Nur, hatte er sich damals mit Petra nichtzwei Kinder gewünscht?
„Sie haben noch keine Kinder, hat Ihre Frau gesagt, aber irgendwann werden sie kommen. Ihre Frau ist ja noch so jung, fast ein halbes Kind noch. Man sollte über zwanzig sein, bevor das erste kommt.“
Er erwiderte nichts, schaute sie nur an, aber er stellte sich Jana als Mutter vor, mit einem kleinen Mädchen, das genauso süß aussah, wie die Mutter und er lächelte leicht, dass er aber unbewusst tat. Sie würde eine wundervolle Mutter sein.
„Ja, so begann es. Er hat sich anderen Frauen zugewandt. Solchen Frauen, die böse waren, die bereits die bösen Geister, Satan, in sich trugen. Man hat es ihnen angesehen, weil sie schwarze Haare hatten. Aber denken Sie nicht, dass alle Frauen die schwarze Haare haben, böse sind. Ihre Frau ist gut, sehr gut. Aber diese Frauen waren es. Man geht nicht ohne Liebe mit einem Mann ins Bett, und nicht mit einem Mann der verheiratet ist. Man nimmt kein Geld dafür.“
Sie machte Pause trank den Kaffee, sah ihn an. „Bekomme ich noch ein Stück Kuchen?“
„Aber sicher.“
Er winkte der Bedienung und bestellte noch eins für sie.
„Danke, Sie sind sehr nett, Herr Briester. Ich habe Sie im Fernsehen gesehen und fand sehr gut, was sie gesagt haben. In der Zeitung stehen manchmal sehr viele Sachen, die nicht gut sind und noch diese Bilder. Lauter nackte Frauen. Das ist nicht schön und macht die Frauen schlecht. Dabei sind sie es, die die Kinder gebären, neues Leben auf die Welt bringen. Diese Bilder bringen Männer nur auf dumme Gedanken, lassen sie denken, dass alle Frauen so sein müssen. Dabei sind die meisten anders. Aber es gibt eben solche und solche. Viele Frauen verdienen ihr Geld damit, dass sie ihren Körper verkaufen. Es gibt diese jungen Mädchen, die stehen an der Straße, aber sie müssen es machen, weil sie das Geld brauchen. Dann gibt es diese anderen. Diese Frauen machen es nicht, weil sie in Not sind, sondern aus reiner Habgier. Die sind vom Bösen besessen. Da hat der Teufel seine Hand im Spiel, aber das wissen diese Frauen nicht. Mir tun sie Leid, da sie nicht bemerken, wer in ihnen ruht, sie zu all dem Schrecklichen verleitet. Sie waren nicht immer schlecht. Geboren wurden sie rein, unschuldig, sauber, so wie die Göttin es bestimmt. Wissen Sie, bei manchen Frauen hat der Teufel leichtes Spiel. Bedauerlicherweise! Sie
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