Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Das machen Typen, die so viel Geld ausgeben, nicht eben im stehen. Dafür können sie eine von der Straße nehmen, die das kurz im Auto erledigen. Selbst wenn der Kerl Notstand hatte, so nie. Wer hierher kommt, verlangt mehr, wesentlich mehr. Das ist als wenn du richtigen Wildlachs kaufst und nicht nur nachgemachtes, billiges Zeug aus dem Supermarkt. Gut, die Schmitz hatte Laufkund- schaft, trotzdem denke ich nein.“
Für einen Moment dachte er an Jana, die den sehr gern mochte. Das hatte sie ihm am ersten Abend in dem Fischrestaurant erzählt. „Das ist etwas, wo ich immer schwach werde.“ Er sah sie vor sich, sah für einen Moment Bilder der letzten Nacht. Anscheinend gab es noch einiges mehr, das sie schwach machte, sann er amüsiert.
„Was ist, wenn ihr ein Ding heruntergefallen ist? Sie bückt sich, hebt es auf.“
Die Stimme riss ihn aus seinen Träumen. Benno trat in das Zimmer, schaute sich um.
„Denkbar“, überlegte Daniel. „Möglicherweise hat der Täter absichtlich einen Gegenstand fallen gelassen, damit sie sich hinunter beugte und er zuschlagen kann. Überdies sieht sie nicht so aus, als wenn sie auf einen Freier gewartet hätte. Der alte Bademantel, die hässliche Unterwäsche, da gruselt es jeden und der läuft nur fort. So ein Teil trägt noch nicht einmal meine Großmutter. Weiß, Feinripp.“ Er betrachtete die Tote. Nein, kein Lover, entschied er.
„Ines, bitte eines der Mädchen, die die Tote ein bisschen näher kannte, in das Zimmer. Ich möchte wissen, ob etwas von der Kommode fehlt. Steht ja nicht viel darauf.“
„Daniel, wir haben eine Zeugin, Karin Tellner.“
Er sah Benno Hoffmann an. „Wo ist sie?“
„In ihrer Wohnung. Der Notarzt hat ihr eine Spritze gegeben, sie ist total fertig.“
„Und was?“
„Kurz nach elf ist sie gegangen und hat gesehen, wie ein Mann das Haus betreten hat. Ein Ferrari stand vor der Tür.“
„Kann sie ihn beschreiben?“
„Ja, da sie ihn nicht das erste Mal gesehen hat. Der Wagen ist ihr öfter aufgefallen.“
„Hört sich mehr nach einem Typen an, der seinen Druck loswerden wollte, als nach einem Mörder. Wenn ihr die anderen Mädchen befragt, erkundigt euch bitte, wer welchen Typ zu welcher Uhrzeit hatte. Er könnte jemanden gesehen oder gehört haben. Wir benötigen seine Zeugenaussage. Dass es ausgerechnet sie getroffen hat? Ich habe vermutet, dass sie irgendwie da mit drinnen hängt“, murmelte er.
„Du meinst wegen den Vorstrafen?“
„Nein, deswegen nicht. Mehr wegen ihrer gehässigen, neidischen, boshaften Art. Irgendwie hatte ich den Eindruck, sie hasste all die anderen Frauen.“
Er durchsuchte die Kommoden, Schränke, fand aber nichts von Bedeutung. Mit drei Mitarbeitern der Spurensicherung verabredete er sich vor der Wohnung der Toten, da er den Wohnungsschlüssel gefunden hatte. Nur da würden sie nichts entdecken, da Kollegen die Wohnung erst vor einigen Wochen gründlich durchsucht hatte.
Er parkte seinen Wagen und sah das Mietshaus an. Nicht Schlimmes, nichts Besonderes, aber keine schlechte Gegend. Das Haus hatte sogar eine kleine Grünfläche mit einigen Bäumen, Sträuchern und einen Spielplatz, wie er bemerkte. Er eilte in die vierte Etage, klingelte zunächst, schloss auf.
Ein kleines Zwei-Zimmer-Domizil erwartete ihn. Sehr ordentlich, aufge- räumt, wie er feststellte. Er betrat das Wohnzimmer, das nur ein langes Regal, einen Schreibtisch und eine Couchecke enthielt. Nichts teures, im Gegensatz zu dem anderen Etablissement, dass sie gehabt hatte. Er las die Titel einiger Bücher, schaute den Schreibtisch näher an. Fotos darauf. Vermutlich die Eltern, Bilder von drei Kindern, zwei jungen Männern. Aus der Analogie schloss er, dass es ihre Brüder sein könnten. Ein Laptop lag zugeklappt auf der Platte, daneben ein Diktiergerät, dass er anschaltete. Ein Mann sprach in Französisch einen Text. Er ließ das Band weiterlaufen, während er die Schubladen durchsuchte. Ein rotes Portemonnaie mit wenig Kleingeld, Kreditkarte, Telefonkarte. Ein Terminkalender, den er durchblätterte und für den gestrigen Tag drei Eintragungen fand: Heinz 15.°° Uhr, Rolf 17.°°, Peter 20.°° Uhr. Für den heutigen Tag: Alfons 12.°°, Klaus 14.°°, Reiner 16.°°, Norbert 18.°° Theater.
Er griff zu seinem Handy. „Ines, sei bitte heute Abend so ab 17.30 Uhr in der Wohnung von unserem Opfer, sag Benno Bescheid. Es kommt gegen sechs ein Norbert. Er hat sich für einen Theaterbesuch angekündigt. Fahr dafür gleich nach Hause und schlaf
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