Danielle Steel
Magenverstimmung gelitten. Das war s icher die Ursache für ihr plötzliches Unwohlsein. Seitdem rumorte es ständig in ihrem Magen. »Setz dich für ein paar Minuten hin! Du bist ja schon den ganzen Vormittag über ununterbrochen auf den Beinen.« Kate war ein Dutzend Mal die Leiter hinauf- und wieder heruntergestiegen, um den Weihnachtsbaumschmuck zu entfernen. Nebenbei hatte sie noch mit den Kindern herumgealbert. Die Kinderfrau hatte während der Ferien frei. »Mir geht’s wirklich gut«, wiederholte sie schon kurze Zeit später und erhob sich rasch. Es gab noch viel zu tun, und sie durfte keine Zeit verlieren. Joe blickte auf, und in dem Mom ent verdrehte Kate die Augen und sank neben seinen Füßen zu Boden. Sie hatte das Bewusstsein verloren.
Sofort kniete Joe an ihrer Seite, tastete nach ihrem Puls und überprüfte ihren Atem. Als Kate schließlich lan gsam die Augen öffnete, erblickte sie Joes Gesicht ganz dicht vor ihrem eigenen. Sie stöhnte leise. Sie hatte keine Ahnung, was geschehen war. Erstaunt starrte s ie in Joes entsetztes Gesicht.
»Kate, was ist denn bloß los? Geht es dir nicht gut? «
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Kate war einunddreißig Jahre alt und fühlte sich plötzlich völlig kraftlos. »Ich weiß nicht …« Auch sie hatte Angst und war noch ganz benommen. »Mir ist auf ein mal schwindelig geworden.«
Die Frau eines von Joes Piloten war erst vor kurzem an einem Hirntumor gestorben. Dieser Gedanke schwirrte in Joes Kopf umher, während er Kate vorsichtig auf die Füße half.
»Ich werde dich morgen sofort in ein Krankenhaus bringen«, sagte er, während er sie auf das Sofa bettete.
Kate wehrte sich nich t. Sie war froh zu liegen, o bwohl sie sich bereits besser fühlte.
»Bleib einfach so liegen!«, befahl Joe.
Kate gehorchte, und kurz darauf war sie eingeschlafen. Joe beobachtete sie verwirrt. Er war krank vor Sorge. In all den Jahren, die er sie nun kannte, war sie noch nie ohnm ächtig geworden.
Als Kate erwachte, saß Joe immer noch neben ihr. Sie sah schon wieder frischer aus, und obwohl er energisch Einspruch erhob, machte sie sich daran, das Abendessen zuzubereiten. Sie selbst aß jedoch nur wenig. Joe nahm ihr das Versprechen ab, am nächsten Morgen einen Arzt aufzusuchen. Er selbst hatte sich bereits entschieden, den Leiter des Columbia Presbyterian Hospital anzurufen. Er war ein alter Freund von ihm und ein großer Fan der Fliegerei. Sicher konnte er Joe die Nam en der besten Ärzte in New York nennen. Vielleicht war das Ganze ja tatsächlich ernst.
Doch Kate nahm den Schwächean fall viel ge lassener als J oe. Als sie am selben Abend zu Bett gingen und er sich immer noch nicht beruhigt hatte, brachte Kate es nicht länger über sich, die Neuigkeit vor ihm zu verheim lichen. Sie drehte sich zu ihm, als er gerade das Licht ausschalten wollte, und küsste ihn. Er war in großer Sorge, dass sie ernsthaft krank sein könnte, und kämpfte mit den Tränen, während er sie an sich drückte.
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»Liebling, mach dir keine Sorgen … mir geht’s gut. Ich wollte dich nur nicht aufregen …« Schließlich war es sein Urlaub. Kate hatte geplant, wenigstens bis Ende Januar mit der Neuigkeit hinter dem Berg zu halten, doch nun hatte sie keine andere Wahl. Es war nicht fair, Joe solche Angst einzujagen.
»Warum sollte ich m ich aufregen? Es ist doch nicht deine Schuld, wenn du krank bist, Kate«, entgegnete er liebevoll. Kate ließ sich in die Kissen sinken. »Ich bin nicht krank … ich bin schwanger.«
Wenn sie einen Stein nach ihm geworfen hätte, wäre die Wirkung nicht geringer gewesen.
»Was bist du?« Fassungslos starrte er sie an.
»Wir bekommen ein Kind.« Kates Stimme klang sehr ruhig. Joe erkannte sofort, wie glücklich sie darüber war, obwohl sie noch etwas verhalten auf seine Reaktion wartete.
»Wie lange weißt du das schon?« Sie hatte ihn überrumpelt, es vor ihm verheim licht.
»Seit kurz vor Weihnachten. Im August ist es so weit.« Es musste also vor Thanksgiving passiert sein.
»Du hast mich reingelegt!« Wutschnaubend sprang Joe aus dem Bett.
Noch nie hatte Kate ihn so zornig gesehen, und sie beobachtete verstört, wie er durch den Raum s türmte. Er warf alle möglichen Dinge auf den Boden und schlug die Tür zum Badezimmer m it aller Kraft zu. Vor einem solchen Ausbruch hatte Kate sich gefürchtet. Sie hatte insgeheim ge hofft, er würde sich doch über die Nachricht freuen.
»Ich habe dich nicht reingelegt«, widersprach sie leise. »Natürlich hast du! Du hast doch
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