Danielle Steel
immer behauptet, dass du was dagegen unternimmst.«
Tatsächlich verhütete Kate seit Jahren, seit der Fehlgeburt in Radcliffe. Nur während ihrer Ehe mit Andy hatte sie darauf
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verzichtet. »Das habe ich auch, aber es ist wohl etwas schief gegangen. Joe, so etwas kommt vor.«
»Warum ausgerechnet jetzt? Als wir neulich darüber sprachen, habe ich dir doch gesagt, dass ich k eine Kinder will. Of fenbar hattest du nichts Besseres zu tun, als sofort nach Hause zu gehen und dein Diaphragma die Toilette hinunterzuspülen. Interessiert es dich denn überhaupt nicht, was ich will?«
Joe war außer sich, und Kates Unterlippe bebte. Seine Vorstellungen widersprachen ihren W ünschen wie immer aufs Extremste.
»Natürlich interessiert es mich. Es war einfach ein Unfall, Joe. Ich kann nichts dafür. Es gibt doch Schlimmeres …«
Doch Joe sah das ganz anders. Kate hatte ihm nicht zugehört, und nun fühlte er sich außer Gefecht gesetzt.
»Ach ja? V erdammt, Kate! Sieh zu, dass du es los wirst. Ich will es nicht!«
»Joe, das ist nicht dein Ernst!« Kate war entsetzt. Joe verlor offenbar die Nerven.
»Doch, das ist mein voller Ernst! In m einem Alter will ich kein Kind. Lass es abtreiben!« Er ließ sich aufs Bett fallen und starrte sie feindselig an.
Seine Worte erschütterten Kate zutiefst. »Joe, wir sind verheiratet … es ist unser Kind! U nser Leben wird sich nicht ändern. Wir haben doch eine Kinderfrau, ich werde m it dir reisen können wie bisher.«
»Das ist mir egal. Ich will es nich t!« Joe sah aus wie e in trotziges Kind, und er schäumte vor Wut.
»Ich werde es niemals abtreiben lassen«, entgegnete Kate ruhig. »Ich habe schon einmal ein Kind von dir verloren, das zweite werde ich ganz bestimmt nicht töten.« Elf Jahre war das nun her, doch noch immer erinnerte Kate sich an jede furchtbare Sekunde und an die tiefe Trauer um das verlorene Kind.
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Monatelang hatte sie gebraucht, um sich davon zu erholen. »Du hast mich auf dem Gewissen, wenn du dieses Kind bekommst, Kate, und unsere Ehe dazu. Wir sind schon genug belastet. Du bist doch diejenige, die ständig jammert, weil ich nicht zu Hause bin. Bald wirst du heulen, weil ich keine Zeit für unser Kind habe. Himmel, wenn es das ist, was du willst, hättest du einen anderen heiraten oder bei Andy bleiben sollen! Der scheint ja jedes Mal ein Kind zu zeugen, wenn er eine Frau nur ansieht!«
Andy und seine Frau erwarteten tatsächlich ein weiteres Kind. Joes Bemerkung verletzte Kate sehr.
»Ich will aber mit dir verheiratet sein, Joe. So war es immer, und daran hat sich nichts geändert. Das alles ist nicht fair. Ich kann doch nichts dafür!«
Doch Joe war davon überzeugt, dass sie ihn hinters Licht geführt hatte. Kate konnte sagen, was sie woll te, er änderte seine Meinung nicht. Schließlich schaltete er das Licht aus und drehte ihr den Rücken zu.
Als Kate am nächsten Morgen aufwachte, war Joe schon fort. Seine Reaktion auf die Neuigkeit und seine Forderung nach einer Abtreibung hatten Kate bis ins Mark getroffen. Sie fühlte sich krank und schleppte sich mühsam durch den Tag. Am Abend beharrte Joe imm er noch auf seinem Standpunkt. Er war zwar sehr erleichtert, dass Kate nicht an einer schlimmen Krankheit litt, doch ihre Schwangerschaft hatte ihm ei nen Schock versetzt.
»Ich habe über die Dinge, die du vergangene Nacht gesagt hast, nachgedacht, Kate, … über … du weißt schon … die Schwangerschaft.« Es bereitete ihm offenbar Schwierigkeiten, das Wort Kind auch nur auszusprechen. Joe starrte auf seinen Teller, während er mit Kate sprach. Er konnte sie nicht einmal ansehen. Doch für einen kurzen Augenblick hoffte Kate, dass er nachgeben und sich entschuldigen würde. »Je länger ich darüber
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nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Sc hluss, dass ein Kind ein großer Fehler wäre. Ich weiß, dass dich das verletzt, Kate, aber ich glaube wirklich, dass du etwas unternehmen solltest. Für uns ist es das Beste und auch für Reed und Stevie. Für die beiden wird es schlimm genug, wenn Andy und seine Frau ein Kind bekommen. Wenn wir auch noch eins in die Welt setzen, werden sie sich zurückgesetzt fühlen. Sie werden eifersüchtig sein und vielleicht bleibenden Schaden davontragen.« Dies war Joes bestes Argument, doch Kate hätte beinahe laut gelacht angesichts dieser Scheinheiligkeit. Seine Worte erzürnten sie maßlos. Er bestand of fenbar auf einer Abtreibung.
»Andere Kinder scheinen durchaus damit
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