... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
aufgibt und sich in seine Schlittschuhe zwängt. Und ist er dann endlich zum Tanzen auf dem Eis, stellt sich das Weib an den Rand des Teichs und jammert und barmt und fleht den armen Kerl an, doch bloß schnell wieder zurückzukommen, bevor er einbricht und sich wehtut.“
„Was?“ Susanne feixte und spürte den glucksenden Lacher, der sich seinen Weg aus ihrem Bauch ihre Kehle hinauf bahnte. Hochrot im Gesicht kämpfte sie gegen einen Lachkrampf an, bis sie den Kopf nach vorn beugte und nicht mehr länger an sich halten konnte.
Ihr Lachen war genau wie sie – offen, ehrlich und herzerfrischend.
Lurgadhan de Búrca rieb sich zufrieden die Hände. Aodhagán hatte eine wahrhaft gute Wahl getroffen. Wer hätte das von ihm gedacht? Aodhagán, der verträumte, kleine Bursche, hatte sich eine lebensfrohe und unbeschwerte Frau gesucht, die kaum etwas lieber tat , als von ganzem Herzen zu lachen und fröhlich zu sein. Während der Junge alle Ruhe und Geduld der Ewigkeit gepachtet hatte, bündelte sich in Suse die Energie der Bewegung. Es schien, als wollte sich Aodhagán damit die Erinnerungen an seine unbeschwerte Kindheit bewahren. Mit Susanne Reichelt holte er sich das Lachen in sein Leben zurück. Hätten sie nur ein wenig mehr Zeit miteinander auf Erden gehabt, wäre ihm alles wieder eingefallen.
„Und ich kann mich rühmen, eine Menge Frauen …“, setzte Lurgadhan de Búrca noch eins obendrauf und schlug sich gerade rechtzeitig die Hand auf den Mund. „Im Vergleich zu dem kleinen Feurigen meine ich. Er hat sich klugerweise für die Richtige aufgespart.“
„Was sind Sie bloß für ein schräger Vogel! Es will mir einfach nicht in den Kopf, wieso Adrian das Reden schwerfiel, wo er doch von derart geschwätzigen Freunden umgeben war. Hätte das nicht wenigstens ein klein wenig auf ihn abfärben müssen?“
„Was Ihr nicht mit den Ohren vernehmt, hört Euer Herz.“
„Ich muss mich wohl berichtigen. Anscheinend vereinigt sich die gesamte Weisheit des männlichen Geschlechts in Ihnen.“
Es passte Susanne nicht, wieder einmal an einen Mann geraten zu sein, der ständig Recht behalten wollte.
„Der immer Recht hat“, berichtigte sie der Cluricaun.
Wide rwillig nickte sie. Es war ganz genau so, wie er es beschrieb.
„Ein Träumer“, wiederholte sie in Gedanken versunken und das Lächeln behauptete sich hartnäckig auf ihrem Gesicht.
Und plötzlich tauchte er vor ihr auf, so deutlich, dass sie lediglich die Hand hätte ausstrecken müssen, um ihn zu berühren. Wie in jener Vollmondnacht an eben dieser Stelle nickte er ihr zu, als wollte er ihr Mut machen. Er war so stark und so schön. Zu einer silbergrauen Hose trug er ein feuerrotes Hemd, wie er es zu Lebzeiten nie getragen hatte. Schwarz und Weiß. Kein einziges Mal hatte er für seine Kleidung andere Farben gewählt. Um seine Augen tanzten kleine Lachfältchen. Auch die hatte sie früher nicht bemerkt. Weil es keine gegeben hatte! Und wie gut sie ihm zu Gesicht standen. Sie schienen sie aufzufordern, mit dem Finger sanft darüber zu streichen und sie zu glätten.
Ihr Herz war übervoll von Liebe, während sich ihr Gehirn in Brei verwandelte und jedes rationale Denken unmöglich machte. Sie wusste, es konnte nicht sein, und do ch glaubte sie, was sie da sah.
Weil sie es glauben und sehen wollte! Adrian. Aidan?
„Ja, genau so ist es richtig.“ Lurgadhan de Búrca klatschte in die Hände. „Ein Träumer, der zu früh aus seiner vertrauten Umgebung gerissen wurde. Er war noch nicht stark genug, um den Widrigkeiten dieser Welt zu trotzen und er selbst zu bleiben. Und deshalb konnte der alte Graf ihm seine Träume austreiben. Tief in seinem Herzen allerdings ist Aodhagán das unbekümmerte Kind geblieben, das er hier war. Es hat sich bloß versteckt und ist nicht gänzlich verloren.“
Wie gebannt von der seltsamen Erscheinung, die sie für den Bruchteil von Sekunden gelähmt hatte, murmelte Susanne: „ Bedauerlicherweise habe ich davon nie etwas gemerkt.“
Überrascht blickte das Männchen auf. „Oh, sagt das nicht. Ihr habt ihn sehr verändert.“ Er senkte bedeutungsschwer seine Stimme und flüsterte: „Der kleine Feurige hat dank Eurer Hilfe sein Herz entdeckt. Sicher hatte er bis zuletzt Schwierigkeiten, es zu benutzen. Ich halte es indes bereits für einen enormen Fortschritt, dass er unter Eurer Anleitung herausfand, überhaupt eines zu besitzen. Schon, als Ihr an Deck des Unglücksschiffes in seine Arme gestolpert seid, war uns
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