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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Leber«, sagte Gussie und tippte sich auf den Magen. »Ich verstehe nicht, weshalb ich heute morgen so nervös war. Etwas Simpleres, als ein paar lumpige Bücher an eine Horde pickliger Knirpse auszuteilen, kann ich mir gar nicht vorstellen. Trotzdem war ich aus unerfindlichen Gründen ein bißchen aufgeregt, aber jetzt geht’s mir prima, Bertie – prima, prima, prima –, und das sage ich dir als ein alter Freund. Denn das bist du wirklich, alter Knabe, wenn man es mal bei Licht betrachtet: ein alter Freund. Wie lange bist du eigentlich schon ein alter Freund von mir, Bertie?«
    »Ach, schon seit etlichen Jährchen.«
    »Stell dir mal vor. Obwohl es ja mal eine Zeit gegeben haben muß, als du noch ein neuer Freund warst. – Da, der Gong zum Essen. Komm, alter Freund.«
    Und er sprang vom Bett wie ein dressierter Floh und eilte zur Tür.
    Ich folgte ihm gedankenverloren. Natürlich war das, was hier passiert war, große Klasse. Ich meine, ich hatte mir ja einen fidelen Fink-Nottle gewünscht – mein ganzes Sinnen und Trachten hatte einem fidelen Fink-Nottle gegolten –, aber jetzt fragte ich mich, ob nicht der Fink-Nottle, der da das Treppengeländer hinunterrutschte, vielleicht ein Ideechen zu fidel war. Ein Mann, der sich so aufführte wie er, brachte es womöglich auch fertig, bei Tisch mit Brotkügelchen zu werfen.
    Glücklicherweise wirkte der geballte Trübsinn der zum Essen Versammelten dämpfend auf ihn. Man mußte schon erheblich beduselter sein, als er es war, um angesichts einer solchen Gesellschaft zu albern. Der Bassett hatte ich gesagt, daß es in Brinkley Court jemanden gebe, dem es weh ums Herz sei, und jetzt sah es so aus, als werde es demnächst einigen auch weh um den Magen sein. Anatole hatte sich nämlich dem Vernehmen nach mit Migräne zu Bett gelegt, und das Essen, das vor uns stand, war vom Küchenmädchen zubereitet worden – einem im Umgang mit Kochlöffeln selten talentlosen Geschöpf.
    Da dies noch zum allgemeinen Kummer hinzukam, saßen alle stumm da – sozusagen in feierlichem Schweigen, das selbst Gussie nicht brechen mochte. Wenn man deshalb von einer kurzen Gesangseinlage absieht, die er gab, ereignete sich nichts Ungebührliches, und nach einer Weile wurde die Tafel von Tante Dahlia mit der Mahnung aufgehoben, uns festlich in Schale zu werfen und nicht später als halb vier in Market Snodsbury zu sein. Das ließ mir genügend Zeit für ein oder zwei geruhsame Zigarettchen unter den Bäumen am See, und gegen drei suchte ich dann mein Zimmer auf.
    Jeeves war schon am Werk und brachte meinen Zylinder auf Hochglanz, und schon wollte ich ihn von den jüngsten Entwicklungen in Sachen Gussie in Kenntnis setzen, als er mir mit der Information zuvor kam, daß derselbe soeben dem Woosterschen Zimmer einen Freundschaftsbesuch abgestattet habe.
    »Ich fand Mr. Fink-Nottle hier sitzen, als ich hereinkam, um Ihre Sachen zurechtzulegen, Sir.«
    »Was Sie nicht sagen, Jeeves. Also Gussie war hier?«
    »Jawohl, Sir. Er ging erst vor wenigen Minuten. Er fährt mit Mr. und Mrs. Travers im großen Wagen zur Schule.«
    »Haben Sie ihm die Geschichte von den beiden Iren erzählt?«
    »Jawohl, Sir. Er lachte herzlich darüber.«
    »Gut. Hatten Sie sonst noch was für ihn?«
    »Ich habe mir den Vorschlag erlaubt, die jungen Herren darauf hinzuweisen, daß die, die nichts wissen und wissen, daß sie nichts wissen, besser sind als die, die nichts wissen und nicht wissen, daß sie nichts wissen. Der verewigte Lord Brancaster war ein passionierter Schulpreiseverleiher und bediente sich immer gern dieser Spruchweisheit.«
    »Und wie hat Gussie darauf reagiert?«
    »Er lachte herzlich darüber, Sir.«
    »Sie waren sicherlich überrascht, wie? Über diese anhaltende Heiterkeit, meine ich.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Das kam Ihnen merkwürdig vor bei einem, der bei Ihrer letzten Begegnung noch zur Kategorie A der Defätisten gerechnet werden mußte.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Nun, es gibt dafür eine sehr einfache Erklärung, Jeeves. Seit Sie ihn zuletzt sahen, hat Gussie ein paar inhaliert. Er ist so voll wie eine Strandhaubitze.«
    »Tatsächlich, Sir?«
    »Ja. Seine Nerven hielten der Belastung nicht mehr stand, und da hat er sich ins Eßzimmer geschlichen und sich vollgetankt. Anscheinend hat er Whisky gezwitschert, und zwar mehr als eine halbe Karaffe voll. Da können wir aber von Glück sagen, Jeeves, daß er den gepanschten Orangensaft nicht noch hinterhergekippt hat, wie?«
    »In der Tat, Sir.«
    Ich sah

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