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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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zu dem Krug hinüber. Die Fotografie von Onkel Tom war vom Kaminsims gefallen, und das Gefäß stand jetzt völlig ungedeckt da, so daß Gussie es unweigerlich hätte sehen müssen. Zum Glück war es jetzt leer.
    »Es war sehr umsichtig von Ihnen, Sir, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf, den Orangensaft zu beseitigen.«
    Ich sah den Mann groß an.
    »Was denn? Waren Sie’s denn nicht?«
    »Nein, Sir.«
    »Jeeves, um Mißverständnisse zu vermeiden: Sie haben den Orangensaft nicht weggeschüttet?«
    »Nein, Sir. Als ich dieses Zimmer betrat und das Gefäß leer sah, nahm ich an, Sie hätten es ausgeleert.«
    Wir sahen uns ahnungsvoll an und dachten beide dasselbe.
    »Ich fürchte, Sir …«
    »Ich auch, Jeeves.«
    »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dürfte …«
    »Mit Sicherheit. Bedenken Sie die Tatsachen. Der Krug stand für jedermann sichtbar auf dem Kaminsims. Gussie hatte über Durst geklagt. Sie fanden ihn hier herzlich lachend vor. Es gibt wohl keinen Zweifel, Jeeves, daß der gesamte Kruginhalt jetzt zusätzlich zu dem, was der Mann vorher schon gebechert hatte, in seinem sowieso beschickerten Kopf zirkuliert. Ich finde den Gedanken beunruhigend.«
    »Sehr beunruhigend, Sir.«
    »Überdenken wir die Lage und versuchen wir, ruhig zu bleiben. Sie haben in diesen Krug etwa ein Wasserglas Hochprozentiges getan, stimmt’s?«
    »Ein reichliches Wasserglas, Sir.«
    »Und ich habe aus meinem Vorrat ungefähr noch mal soviel dazugegeben.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Und in den nächsten Minuten wird Gussie mit seinen -zig Promille vor ein erlesenes Publikum von Würdenträgern der Grafschaft treten und die Preise der Höheren Schule von Market Snodsbury verteilen.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Mir scheint, Jeeves, die Situation entbehrt nicht einer gewissen Skandalträchtigkeit.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wozu wird das alles Ihrer Meinung nach führen?«
    »Es ist schwierig, eine Prognose zu stellen, Sir.«
    »Sie meinen, daß einem die Vorstellungskraft versagt?«
    »Jawohl, Sir.«
    Ich prüfte meine Vorstellungskraft. Und er hatte wirklich recht. Sie versagte mir.

17
    »Und trotzdem, Jeeves«, sagte ich, als ich sinnend am Volant saß, »hat alles auch sein Gutes.«
    Es waren etwa zwanzig Minuten vergangen, und nachdem ich den wackeren Gesellen am Hauptportal aufgegabelt hatte, fuhren wir nun in meinem Zweisitzer nach dem malerischen Städtchen Market Snodsbury. In der Zwischenzeit – während er gegangen war, um seinen Hut zu holen, und ich meine Garderobe beendet hatte – war mir so einiges durch den Sinn gegangen.
    Die Ergebnisse dieser Denkelei brachte ich ihm nun zur Kenntnis.
    »Mag die Zukunft auch noch so schwarz aussehen, Jeeves, und mögen sich auch noch so finstere Wolken zusammenbrauen – wer ein scharfes Auge hat, vermag stets einen Hoffnungsschimmer wahrzunehmen. Sicherlich ist es nicht schön, daß Gussie in etwa zehn Minuten die Preisverleihung im Zustand hochgradiger Alkoholisierung vornehmen wird, aber wir dürfen doch nicht übersehen, daß die Sache auch ihre gute Seite hat.«
    »Wollen Sie damit andeuten, Sir …«
    »Ganz recht. Ich denke an seine Rolle als Freiersmann. Er bringt jetzt eigentlich die besten Voraussetzungen mit, um seinen Heiratsantrag erfolgreich zu placieren. Es würde mich sehr überraschen, wenn er sich nach alledem nicht wie ein Supermann fühlte. Haben Sie schon mal James Cagney im Kino gesehen?«
    »Jawohl, Sir.«
    »So ungefähr stelle ich ihn mir vor.«
    Ich hörte Jeeves hüsteln und warf ihm einen Blick von der Seite zu. Er hatte einen mitteilungsbedürftigen Gesichtsausdruck.
    »Dann haben Sie es also noch nicht gehört, Sir?«
    »Was denn?«
    »Sie wissen nicht, daß zwischen Mr. Fink-Nottle und Miss Bassett eine Verlobung stattgefunden hat?«
    »Was?!«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wann war das denn?«
    »Kurz nachdem Mr. Fink-Nottle Ihr Zimmer verlassen hatte, Sir.«
    »Also in seiner Orangensaft-Phase?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Aber sind Sie auch sicher? Woher wissen Sie das denn?«
    »Mr. Fink-Nottle hat mich persönlich davon in Kenntnis gesetzt, Sir. Es schien ihm ein Bedürfnis zu sein, sich mir anzuvertrauen. Seine Äußerungen waren ein wenig inkohärent, aber das Wesentliche habe ich dennoch klar verstanden. Er schickte die Bemerkung voraus, daß das Leben doch wunderschön sei, lachte dann herzlich und erklärte mir, er sei offiziell verlobt.«
    »Keine weiteren Einzelheiten?«
    »Nein, Sir.«
    »Aber man kann sich vorstellen, wie es war.«
    »Jawohl,

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