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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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herausschwappte.
    Tatsächlich merkte ich, wie Tante Dahlia, die zu ihrer Zeit an so manchem Umtrunk unter Jägersleuten teilgenommen hat und deshalb die Symptome kennt, zusammenschrak und ihn lange und ernst ansah. Und gerade sagte sie etwas zu Onkel Tom links neben ihr, als der mit dem Barte nach vorne trat und eine Ansprache hielt. Aus der Tatsache, daß er völlig unverständlich nuschelte, ohne deswegen von den Jungs auf den hinteren Plätzen ausgepfiffen zu werden, schloß ich, daß es sich bei ihm um den Leiter dieser Anstalt handelte.
    Mit seinem Erscheinen im Rampenlicht schien sich stumpfe Resignation über das Publikum zu senken. Ich selbst lehnte mich bequem an den Kornhändler und ließ meine Gedanken schweifen. Bei der Ansprache ging es um das, was sich während des letzten halben Jahres in der Schule ereignet hatte, und dieser Teil der Festivität hat im allgemeinen wenig Faszinierendes für den zufälligen Besucher. Sie wissen ja selbst, wie es ist. Da erfährt man dann, daß J. B. Brewster ein Stipendium für Klassische Studien in Cambridge erhalten hat, und man hat das Gefühl, daß die Pointe dieser Geschichte nur für die verständlich ist, die den Kerl persönlich kennen. Und dasselbe gilt für die Mitteilung, daß die Lady-Jane-Wix-Stiftung G. Bullett ein Studium der Veterinärmedizin in Birmingham ermöglichen wird.
    Ich und der Kornhändler, der ein bißchen erschöpft wirkte, so als hätte ihn der Umgang mit Korn an diesem Morgen ziemlich mitgenommen, waren schon dabei wegzuduseln, als die Szene sich plötzlich belebte und Gussie sich erstmals zu Wort meldete.
    »Ich freue mich«, sagte der mit dem Barte, »am heutigen Tage in unserer Mitte Mr. Fitz-Wattle …«
    Beim Beginn der Ansprache war Gussie mit offenem Mund in eine Art Trance verfallen. Nach einiger Zeit aber hatte er Lebenszeichen von sich gegeben. Und während der letzten Minuten hatte er sich bemüht, ein Bein über das andere zu schlagen. Als es ihm nicht gleich gelang, versuchte er es noch einmal, aber auch der zweite Versuch schlug fehl. Jetzt aber war er plötzlich ganz da. Er richtete sich straff auf.
    »Fink-Nottle«, sagte er und machte die Augen auf.
    »Fitz-Nottle.«
    »Fink-Nottle.«
    »Ich wollte sagen Fink-Nottle.«
    »Warum nicht gleich so, Sie Knalltüte?« sagte Gussie freundlich. »Weitermachen.« Damit schloß er die Augen wieder und versuchte aufs neue, die Beine zu kreuzen.
    Ich merkte, daß dieser kleine Zwischenfall den Bärtigen ein bißchen aus dem Konzept gebracht hatte. Einen Augenblick lang stand er da und fummelte unschlüssig an seiner Matratze. Aber diese Schulleiter sind aus hartem Holz geschnitzt. Er hatte sich schnell wieder in der Gewalt und machte ruhig weiter.
    »Ich freue mich, wie gesagt, am heutigen Tage in unserer Mitte Mr. Fink-Nottle begrüßen zu können, der sich freundlicherweise bereit erklärt hat, die Preise zu verteilen. Wie Sie sicherlich wissen, sollte diese Aufgabe eigentlich einem allseits geschätzten Mitglied des Aufsichtsgremiums unserer Schule zufallen, nämlich Herrn Vikar Plomer, der jedoch zu unser aller Bedauern im letzten Moment durch Krankheit daran gehindert wurde, hier zu erscheinen. Aber um es mit den Worten des Dichters … um es mit einem allgemein bekannten Wort zu sagen: Kein Weiser jammert um Verlust; er sucht mit freud’gem Mut ihn zu ersetzen.«
    Er machte eine Pause und strahlte unübersehbar, um anzudeuten, daß dies ein Scherz sein sollte. Ich hätte dem Mann gleich sagen können, daß es zwecklos war. Er erntete nicht mal ein müdes Lächeln. Der Kornhändler lehnte sich gegen mich und murmelte: »Wasattergesagt?« Das war alles.
    Es ist schon ein dummes Gefühl, wenn man mit Gelächter gerechnet hat und dann merkt, daß der Gag nicht angekommen ist. Der mit dem Barte wurde sichtlich nervös, aber er wäre vermutlich darüber hinweggekommen, wenn nicht Gussie unglücklicherweise in diesem Augenblick wieder zum Leben erwacht wäre.
    »Wir müssen also am heutigen Nachmittag auf Hochwürden Plomer verzichten, haben dafür aber Mr. Fink-Nottle bei uns. Ich brauche Ihnen Mr. Fink-Nottle wohl kaum vorzustellen. Sein Name dürfte uns allen wohlbekannt sein.«
    »Ihnen aber nicht«, sagte Gussie.
    Und im nächsten Augenblick begriff ich, was Jeeves meinte, als er sagte, Gussie habe herzlich gelacht. Er lachte überaus herzlich. Es klang fast wie eine Gasexplosion.
    »Ihnen war er doch völlig unbekannt, was, was?« sagte Gussie. Und da er dieses »was« mit

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