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Dann fressen ihn die Raben

Dann fressen ihn die Raben

Titel: Dann fressen ihn die Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
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weiß ich es gar nicht richtig“, antwortete ich, „ich fand es nur immer schon widerlich, andere zu essen – also Tiere, aber trotzdem …“
    „Magst du denn Tiere?“, fragte sie. Es kam mir wie eine Fangfrage vor, aber ich hatte sowieso keine Lust, schon wieder jemanden abzuschleppen, also antwortete ich einfach, was mir gerade einfiel.
    „Nee, das kann ich nicht mal behaupten. Also Hunde und Katzen und so was zu halten, das ist doch, als hätte man seine eigenen Versuchstiere zu Hause. Manchmal hat man das Gefühl, die Leute halten sich die Hunde nur, damit sie ein Erziehungsobjekt zum Üben haben. Und Katzen machen doch eh nur, was sie wollen. Pinkeln überallhin, bis ihnen irgendjemand die Eier abschneidet.“
    Sie sah mich völlig verblüfft an. Anscheinend hatte der Afghane meine Zunge gelockert, denn es war ja schon ziemlich taktlos, mit Wildfremden über Klöten und solche Sachen zu sprechen – und noch dazu mit einem Mädchen, das ziemlich scharf war.
    „Entschuldige.“ Ich nickte kurz und reichte ihr den Joint.
    „Quatsch, ich bin ganz deiner Meinung.“ Mann, sie war wirklich süß.
    Kurz darauf kamen ihre drei Freunde auch nach draußen.Sandra konnte ich immer noch nirgends entdecken. Vielleicht hatte sie sich auf dem Klo verschanzt.
    „Wer ist der Typ?“, fragte einer der Kerle, der nicht punkig aussah, sondern einen kurz geschorenen Schädel hatte und ein normales T-Shirt trug. Er sah aus, als fröre er.
    „Jemand, den ich gerade kennengelernt habe. Er ist Vegetarier.“ Als würde das irgendwas erklären.
    „Wohnst du auch in Kopenhagen?“, fragte er. Ich nickte.
    „Willst du bei uns mitfahren? Wir fahren jetzt mit der Schüssel da drüben zurück.“ Er zeigte auf einen alten, verrosteten Lieferwagen.
    „Ja, wahnsinnig gern! Eine Sekunde …“ Ich überlegte kurz, ob ich einfach abhauen sollte, ohne Bescheid zu sagen, bekam jedoch sofort ein schlechtes Gewissen. Als ich meinen Kopf in die Schweinefleischhöhle steckte, saß meine Mutter schluchzend da, während Henrik ihr tröstend den Arm um die Schulter gelegt hatte.
    „Tja also, ich habe gerade eine Mitfahrgelegenheit ergattert, also … wir sehen uns später zu Hause.“
    Dann verdrückte ich mich schnell und rief Sandra an. Die saß bereits in einem Auto und erklärte kurz, dass sie ihren Daumen höchstens 30 Sekunden rausgehalten hatte, und schon war sie mitgenommen worden.
    Ich ging zum Lieferwagen und war erleichtert und gespannt zugleich. Das Mädchen, das Mira hieß, sah mich eindringlich an, und ich roch das Abenteuer. Meine Mutter wurde auf die Liste gesetzt, allerdings nach ganz unten. Irgendwie hatte sie sich das in vielerlei Hinsicht auch selbst eingebrockt.

Ferkel, die so ausgehungert und dehydriert waren, dass sie angefangen hatten, sich gegenseitig bei lebendigem Leibe aufzufressen. Ferkel, die in einer zehn bis fünfzehn Zentimeter dicken Schicht aus Kot versanken und Ferkel, die mehrere tausend Kilometer mit gebrochenen Beinen transportiert worden waren. Mit diesem Anblick wurden die lettischen Beamten konfrontiert, als sie die Türen eines dänischen Viehtransporters öffneten.
    Ekstra Bladet, 1. April 2007
    Wir fuhren in Richtung Christianshavn. Mira, ich und der Typ mit der Glatze, der sich als Aske vorgestellt hatte, fuhren auf der Ladefläche des Lieferwagens mit, die anderen saßen vorn. Das Auto war ziemlich mitgenommen und rumpelte den ganzen Weg bis nach Kopenhagen im Schneckentempo dahin. Während der Fahrt sprachen wir nicht miteinander. Es schien, als wollten die anderen nicht reden, solange ich dabei war.
    Sie nahmen mich in eine Wohnung mit, die ziemlich runtergekommen war. Wahrscheinlich eine WG, die nur aus jungen Menschen bestand. Das Fehlen jeglichen Nippes und das Vorkommen großer Schmutzwäschebestände fiel auf und wirkte extrem Anti-Tølløse.
    Aske holte fünf Bier, und Mira stellte mir die beiden anderen vor – Anders und Rudi.
    „Lies dir das mal durch“, sagte Mira und warf mir eine großeMappe zu. Auf der Vorderseite war eine Zeichnung mit einem großen stilisierten Affenkopf in Lila. Drinnen waren Bilder von Tieren abgeheftet – misshandelten Tieren. Ich blätterte die Seiten langsam durch und sah Bilder von Katzen, die mit Krankheiten infiziert worden waren, Hunden, die gehäutet worden waren und in einem Metzgersschaufenster hingen, Kühen, die auf gebrochenen Beinen herumstaksten, Bilder von Metallspießen und Cattle Prods.
    „Guck hier, genau so, wie ich es dir vorhin

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