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Dann fressen sie die Raben

Dann fressen sie die Raben

Titel: Dann fressen sie die Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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uns aufmerksam geworden sind und angefangen haben, Fragen zu stellen«, sagt Alex. »Um sich zu schützen, hat Dennis sich Amari rangezogen, und ab dem Zeitpunkt wurde das alles eine Nummer zu groß für mich.« Er hebt den Kopf und sieht mich direkt an. »Ich hatte meine Rache gehabt, verstehst du? Ich wollte aussteigen. Aber Dennis hat mich nicht gelassen, sondern fing an, mich zu erpressen.« Sein Blick wird mutlos. »Ruby, du musst mir glauben, ich wollte dir das alles erzählen, schon viel früher. Neulich in der Nacht nach Linas Tod, da bin ich dir mit dem Auto gefolgt. Du bist zur Münchner Freiheit gelaufen und wieder umgekehrt. Aber in letzter Sekunde habe ich dann doch Schiss bekommen und bin weitergefahren.«
    Ich schließe für einen Moment die Augen und erinnere mich. Der schwarze BMW, der mit quietschenden Bremsen davongefahren ist. Aber ich lasse mich nicht ablenken. Egal, wann Alex mir es auch sagen wollte, das, was er getan hat, ist so ungeheuerlich, dass sein angebliches Geständnis nur unglaublich feige wirkt.
    »Und du kannst damit leben, dass deine Sklaven dir all diesen Luxus finanzieren?« Jetzt verstehe ich noch besser, warum meine Schwester dieses Loft verabscheut hat. »Dein fettes Auto? Diese Wohnung?« Ich lasse ihn nicht aus den Augen. »Musste Lina deswegen sterben, genau wie Kimoni? Weil sie das alles herausgefunden hat?«
    »Du täuschst dich, Ruby. Ja – sie hat alles gecheckt, aber nein – niemand hat sie ermordet. Du musst wissen, Lina war hinter Dennis her, natürlich vor allem, weil Gretchen so gnadenlos in ihn verliebt war. Deine Schwester hätte alles getan, um ihn zu kriegen, und kaum hatte sie erfahren, dass Dennis inoffizieller Chef der Alphatiere war, wollte sie unbedingt bei uns mitmachen. Ich hatte dabei kein gutes Gefühl und ich habe versucht, es Dennis auszureden, aber er war so geschmeichelt, dieser Idiot, dass er sie eingeweiht hat. Ein schwerer Fehler, denn Lina war empört und wollte uns verraten. Aber keiner hätte Lina etwas angetan. Ruby, deine Schwester war eine von uns.«
    Mir fehlen die Worte. Eine von uns! Und alle anderen kann man einfach ermorden? Was für ein unglaublicher Arsch!
    »Kimoni wurde von Amari erschlagen.« Alex räuspert sich ein paarmal. »Weder von Dennis noch von mir, sondern von einem seiner Artgenossen.« Er wendet sich zu John. »Dein elender Bruder wollte uns hochgehen lassen und es war diesem Verräter egal, dass dann auch seine Freunde abgeschoben würden.«
    John springt blitzschnell auf und prügelt Alex ins Gesicht, der reagiert überhaupt nicht, was John aus dem Konzept bringt. Er steht vor Alex, keuchend, mit geballten Fäusten, schlägt aber nicht mehr auf ihn ein.
    »Mein Bruder war kein elender Verräter! Er war mutig, sein Mörder aber feige. Feige wie deine widerwärtige Rache aus Selbstmitleid. Und im Übrigen bin ich sicher, dass du lügst. Amari handelt nur auf Anweisung.«
    »Ich bin kein Mörder. Lina ist mit Kimonis Tod nicht klargekommen. Ich glaube, sie hat sich die Schuld daran gegeben, weil sie ihn ermutigt hat, zur Polizei zu gehen.« Alex findet langsam zu seiner spöttischen Haltung zurück. »Oder dein schwarzer Freund hat sie sich vorgenommen. Von wegen Auge um Auge, Zahn um Zahn. Steht so was nicht auch im Koran?«
    »Davon weiß ich nichts, aber ganz sicher steht im Koran: Ihr Menschen! Eure Gewalttätigkeit richtet sich gegen euch selber.« John schüttelt den Kopf. »Kimoni hat geglaubt, es gäbe Gerechtigkeit in diesem Land. Er wollte, dass Dennis und Alex bestraft würden, und er hatte die Hoffnung, dass man das schaffen könnte, ohne uns alle zu gefährden.«
    »Was für ein Naivling.« Alex klingt jetzt wieder so wie immer. »Natürlich hätte man euch abgeschoben.«
    John nickt. »Das denke ich auch. Und ich glaube, Amari war das genauso klar. Er wollte unbedingt bleiben, nachdem seine Schwester die Papiere bekommen hat und damit legal im Krankenhaus arbeiten durfte.«
    »Siehst du, Ruby, er sagt es ja selbst.« Alex lehnt sich zurück. »Frag ihn doch mal, woher Amaris Schwester die Papiere hatte. Dennis hat sie ihr verschafft.«
    John lacht freudlos auf. »Und im Gegenzug musste Amari sein williger Helfer werden. Vergiss nicht, das auch zu erzählen.« Er schluckt ein paarmal trocken. »Er ist zum Mörder meines Bruders geworden, aber ich habe keine Beweise dafür.«
    »Und Lina?« Immer wieder gerät Lina aus dem Blickfeld.
    Alex legt seine Hand auf meine und schaut mir in die Augen, als wollte

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