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Dann gib ihm die Axt

Dann gib ihm die Axt

Titel: Dann gib ihm die Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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die Qualitätsminderung in roten Zahlen für die Besitzer nieder.
    Daraufhin wurden in den meisten Bars für die Nachmittage strenge Vorschriften eingeführt. Damen ohne Begleitung wurden nicht mehr zugelassen, und auch die männlichen Besucher nahm man etwas genauer unter die Lupe.
    Das Rimley Rendezvous hatte sich gehalten. Von irgendwelchen auf Moral bedachten Beschränkungen war dort nichts zu erkennen, und das fand ich immerhin aufschlußreich.
    Das Stanberry-Haus stand am Rande einer belebten Geschäftsgegend, und es war deshalb ein Kunststück, den Wagen irgendwo in der Nähe abzustellen. Zwei Ecken weiter war ein Parkplatz. Ich setzte mich schon dorthin in Bewegung, als ich eine Chance erspähte. Ein Taxi, das direkt vor dem Eingang gehalten hatte, fuhr ab. Zwischen der Einfahrt und einem dicken Cadillac entstand eine Parklücke, in die man sich mit einigem guten Willen gerade noch hineinquetschen konnte. Lange wollte ich ja sowieso nicht bleiben. Der große Cadillac sah aus, als könnte er einem der Wirtschaftsbosse aus den Büros im ersten Stock gehören, und die hatten noch nicht Feierabend. Ich manövrierte also die Firmenkutsche unverfroren in die Lücke und stieg aus. Zwischen den Stoßstangen der beiden Wagen war wirklich kaum noch Platz.
    Der Lift katapultierte mich hoch zum Rimley Rendezvous. Dort empfingen mich der Duft schweren Parfüms, tiefe Teppiche, gedämpfte Beleuchtung, dezente Musik und beflissene Kellner. Dem Gast wurde geschickt eine Atmosphäre' heimlichen Wohllebens, gekoppelt mit stabilem Reichtum, suggeriert.
    Ich bestellte einen Scotch mit Soda, dessen Bläßlichkeit das bernsteingelbe Glas wirkungsvoll tarnte. Selbst wenn Pittman Rimley seinen Kunden Spitzenwhisky vorgesetzt hätte — was er nicht tat —, hätte er bei seinen Preisen und der minimalen Alkoholmenge pro Glas noch Profit herausgeschlagen.
    Den Raum bevölkerten eine erstklassige Band, eine größere Anzahl weiblicher Wesen und einige wenige Männer — zu einem Teil dickliche Managertypen, die von einem Arbeitsessen übriggeblieben waren, zum anderen Teil pokergesichtige Knaben mit langen Kotletten und Body-Building-Figuren, die sich Mühe gaben, wie Filmstars auszusehen. Junges Publikum war hier noch nie recht heimisch gewesen. Für die Twens waren die Preise zu gepfeffert.
    Eine verführerische Stimme direkt an meinem Ohr lockte: »Zigarren, Zigaretten?«
    Der Anblick war wohltuend. Sie war etwa dreiundzwanzig, trug einen Miniminirock, ein appetitliches weißes Schürzchen und eine Bluse mit Rüschenkragen und großzügigem Ausschnitt. Der Bauchladen enthielt eine reiche Auswahl an Zigarren, Zigaretten und Süßigkeiten.
    Ich investierte einen Dollar von Georgia Rushes Spesengeld in eine Packung Zigaretten, beruhigte mein dienstliches Gewissen mit dem Trost, daß ich vielleicht auf eine heiße Spur stoßen könnte, und genoß den erfreulichen Ein- und Ausblick.
    Sie hatte lustige graue Augen, die mir ein leicht spöttisches Dankeschön zulächelten. An Männer mit Sinn für Beinlichkeiten schien sie gewöhnt zu sein.
    Sie ging nicht gleich weiter, sondern gab mir Feuer.
    »Vielen Dank.«
    »Gern geschehen.«
    Ihre Stimme gefiel mir, und ich hätte sie mir gern noch länger angehört. Aber sie lächelte mir nur noch einmal zu und wanderte dann weiter.
    Ich sah mich um. Ob wohl Mrs. Ellery Crail auch da war? Ich sah niemanden, auf den die Beschreibung von Miß Rushe gepaßt hätte. Sentimentale Dulderinnen riskierten keine Liebe am Nachmittag. Die weiblichen Gäste derartiger Etablissements erfreuten sich vielmehr .eines ausgesprochen gut entwickelten Sexbewußtseins.
    Nun, diplomatische Winkelzüge waren wohl bei diesem Routinejob zu zehn Dollar pro Tag nicht vonnöten. Ich ging hinüber zum Telefon und rief im Büro an.
    Bertha war nicht da, aber ich wußte ja, daß ich mich auf Elsie Brand verlassen konnte. »Ich bin im Rimley Rendezvous. Genau in sieben Minuten rufst du hier an und fragst, ob Mrs. Ellery Crail da ist. Sag, daß du sie gern sprechen möchtest. Man soll sie ausrufen lassen, wenn sie den Leuten nicht persönlich bekannt ist. Mach es dringend. Dann wartest du, bis man sie holt, und legst auf.«
    »Noch was?«
    »Nein, mein Schatz. Das ist alles.«
    »Soll ich Bertha was ausrichten?«
    »Nur, daß ich jetzt hier bin.«
    »Okay, Donald. Nett, deine Stimme zu hören.«
    »Ebenfalls. Tschüs.«
    Ich ging zurück zu meinem Tisch. Der Kellner strich um mich herum, als könnte er durch seine bloße

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