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Dann gute Nacht Marie

Titel: Dann gute Nacht Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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Blätter ihres
College-Blockes eng beschrieben. Dabei hatte Marie wieder einmal erfahren, dass der menschliche Körper zum Umgang mit Giftstoffen zwei Abwehrmechanismen im Darm und in der Leber unterhielt, die universell funktionierten. Lutz Maibach erklärte ihr (und natürlich den anderen Teilnehmern) äußerst anschaulich die Bedeutung der Alkoholdehydrogenase und die Zusammensetzung der P-Glycoproteine. Den beeindruckenden Namen der Cytochrom-P450-Isoenzyme unterstrich Marie mehrfach mit einem farbigen Stift, damit er zumindest ihre Hinterbliebenen angemessen beeindrucken würde. Maibach warf ihr immer wieder prüfende bis anerkennende Blicke zu, die Marie darin bestätigten, mit ihrer eifrigen Mitarbeit, wenn auch nicht inhaltlich, so doch formell einen weiteren Schritt in Richtung erfolgreichem Aktionsabschluss zu tun.
    Nach der Stunde bat Lutz Maibach sie, kurz zu ihm zu kommen, und wartete, bis die anderen den Raum verlassen hatten. Marie war das ganz recht, denn so konnte sie Birthe mit einem bedauernden Schulterzucken stehen lassen, ohne noch einmal Gefahr zu laufen, auf ihr schriftstellerisches Werk angesprochen zu werden.
    »Liebe Frau Hartmann«, begann Maibach, als sie alleine waren, »ich konnte während der Sitzung beobachten, dass Sie offensichtlich einige verwertbare Punkte in meinem Unterrichtsstoff entdeckt haben, was ich sehr erleichtert zur Kenntnis genommen habe. Schließlich hatte ich Ihnen beim letzten Mal eben selbiges hoch und heilig versprochen.« Bei diesen Worten entwickelte sich auf seinem zunächst ernsten Gesicht ein breites Grinsen, das ihr zeigen sollte, dass er an die locker-ironische Unterhaltung in der Cafeteria anknüpfen wollte. WEITER.

    Marie, der immer noch die offensichtliche Blamage von vorhin im Magen lag, ließ sich gerne darauf ein, froh, dass er sie nicht mehr auf ihre Notlüge ansprach. Sie zwinkerte mit den Augen und meinte gönnerhaft: »Doch, doch … ich bin sehr zufrieden mit Ihnen, Herr Professor.«
    »Vor Ihren strengen Augen und Ohren bestehen zu dürfen rettet mir den Tag! Was sage ich … die ganze Woche!«, konterte Maibach. WEITER.
    Marie fand immer mehr Gefallen an diesem augenzwinkernden Gespräch mit dem unterhaltsamen Dozenten … bis er nach einigem Geflachse ganz plötzlich wieder ernst wurde und meinte: »Ich bin schon sehr gespannt, welche Einblicke Sie mir morgen bei unserer kriminologischen Verabredung bezüglich Ihres Romankonzepts geben werden.«
    »Ich … äh …« Wieder einmal wusste sie nichts als diese inhaltslosen, dümmlichen Füllwörter zum Gespräch beizutragen. RÜCKGÄNGIG? Um nicht jetzt schon komplett aufzufliegen und damit den Erfolg der gesamten Aktion zu gefährden, tat Marie so, als hätte sie sein Angebot von ihrem Kaffeestündchen am Montag ganz vergessen. »Ach so, ja, wann ist das denn genau, und wie lange dauert es?«
    »Gut, dass Sie mich darauf ansprechen. Die Veranstaltung beginnt um neunzehn Uhr und wird voraussichtlich etwa vier Stunden dauern. Das zumindest sagte man mir, als ich mich bei der Eventagentur nach den Modalitäten erkundigte. Wären das für Sie eventuell akzeptable Umstände, die Sie dazu verleiten könnten, mir jetzt nicht doch noch einen Korb zu geben? Ich habe uns schon angemeldet.«

    »Ich denke, das lässt sich einrichten«, grinste Marie - jetzt wieder ganz entspannt.
    »Wäre es Ihnen möglich, dass wir uns vor Ort um achtzehn Uhr fünfundvierzig treffen? Ich habe nämlich bis etwa achtzehn Uhr eine Sitzung der Fakultätsvertreter und würde mich anschließend direkt dorthin begeben. Es sei denn, Sie hätten mich gerne mit Anzug und Krawatte an Ihrer Seite?«
    »Und wo treffen wir uns?«
    »Ach ja - wo habe ich nur meine Gedanken? Der Veranstaltungsort ist in der Landsberger Straße, Nummer 250. Dann sehen wir uns dort?«
    »Gern. Bis morgen.« Marie war froh, das Gespräch mit Anstand zu Ende gebracht zu haben, und verließ den Seminarraum einigermaßen beruhigt.
    Auf dem Heimweg allerdings grübelte sie schon wieder über Maibachs deutliches Interesse an ihrem Krimistoff, das sie immer noch nicht zufriedenstellen konnte. Zumindest nicht so, wie es für ihre Zwecke wirklich hilfreich gewesen wäre. Das von ihr gesuchte Gift hatte schließlich die schon vor einiger Zeit festgelegten Bedingungen zu erfüllen. Wenn sie jetzt von diesen Kriterien abrückte, nur um dem Dozenten etwas präsentieren zu können, war die Arbeit von mehreren Tagen sozusagen für die Katz gewesen. SPEICHERN.
    Zu Hause

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