Dann gute Nacht Marie
Tod über ihre seltsame Vorgehensweise dachte. SPEICHERN. Also wollte sie an diesem Mittwochnachmittag keinen weiteren Gedanken an unnötige Krimihandlungen verschwenden.
Nach diesem bewusst gefassten Entschluss hatte Marie das Gefühl, ein bisschen frische Luft würde ihr ganz guttun. Und da sie nicht wusste, wo sie allein hingehen sollte, beschloss sie, Alma in der Arbeit zu besuchen.
Ohne zu wissen, ob sie die Freundin um diese Tageszeit überhaupt dort antreffen würde, machte sich Marie unternehmungslustig auf den Weg zu Almas Zeitungsredaktion. GEHE ZU … Die Freundin saß auch tatsächlich hinter ihrem Schreibtisch in dem Großraumbüro, das sie sich mit den anderen Redakteuren der Lokalredaktion teilte.
»Hey, das ist ja witzig, dass du jetzt kommst«, meinte sie erleichtert und legte den Telefonhörer auf, »ich hab hier gerade eine Pressemitteilung über die Computermesse zum Redigieren auf dem Tisch und versteh nur Bahnhof!«
»Kein Problem.« Marie übersetzte die Meldung problemlos aus dem tatsächlich extremen Fachchinesisch in allgemein verständliches Deutsch und ersparte Alma so einiges an Arbeit.
»So, nachdem du mir jetzt mindestens eine Stunde geschenkt hast, können wir die genauso gut bei einem Kaffee in der Cafeteria wieder auf den Kopf hauen«, grinste Alma anschließend und zog Marie übermütig aus dem Büro. »Der Lokalteil für morgen ist eh dicht.«
In der Cafeteria war um diese Zeit, die normalerweise für Journalisten die arbeitsintensivste war, nicht sehr viel los. Scheinbar waren wenigstens Almas Kollegen noch investigativ am Ball. Die beiden holten sich einen Milchkaffee und setzten sich an einen Tisch am Fenster.
»Wieso bist du eigentlich nicht in der Firma? Du kannst doch noch nicht Feierabend haben«, fiel Alma jetzt erst auf.
»Ich hab kurzfristig meinen Resturlaub genommen.«
»Du und kurzfristig? Der Typ bist du doch sonst gar nicht.« Die Freundin kannte sie wirklich zu gut. Zum wiederholten Mal war Marie ihr gegenüber in Erklärungsnot. SUCHEN.
Zum Glück erwartete Alma offensichtlich keine Antwort auf ihren verwunderten Ausruf, sondern plapperte nach einer kurzen Pause sofort weiter: »Hey, wie wär’s denn dann, wenn wir beide uns heute mal wieder einen netten Abend machen? Hier ist nicht viel los. Ich gehe einfach früher, und wir treffen uns um sechs, kaufen zusammen ein und kochen was bei mir.«
Schon wieder Erklärungsnot. SUCHEN. »Äh, tut mir leid, da hab ich einen Termin.«
»Einen Termin? Was denn für einen Termin?« WEITER SUCHEN. Pause.
Jetzt, wo es äußerst praktisch gewesen wäre, dass Alma einen manchmal nicht zu Wort kommen ließ, wartete sie gespannt und völlig wortlos auf Maries Antwort. Zeit gewinnen. Ablenken. Wie sollte sie schließlich der Freundin erklären, dass sie ein Uniseminar besuchte, um die beste Methode für ihr eigenes Ableben zu finden. Sollte sie auch ihr die Geschichte vom Kriminalroman auftischen? Alma würde ihr das wohl kaum abnehmen. Dazu kannte sie sie zu gut. Formulieren war nie eine von Maries Lieblingsbeschäftigungen gewesen. Und das hatte sie ihr, der schreibenden Journalistin, gegenüber auch oft genug betont.
Nein, bei den Personen in ihrem momentanen Umfeld war es am besten, für jeden separat eine geeignete Geschichte zu entwerfen. Und für Alma hatte sie ja bereits die Kasimir-Geschichte erfunden. SPEICHERN. Das
war der rettende Gedanke: »Ich habe einen Termin mit einem Anwalt wegen Kasimirs Wohnrecht.« Damit hatte sie clever zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Marie klopfte sich in Gedanken selbst auf die Schulter. Ihr Termin am heutigen Abend war erklärt und Alma bezüglich des Katers wieder einmal zufrieden und damit ruhiggestellt.
Und tatsächlich zeigte sich die Freundin beeindruckt: »Super! Dann tust du ja endlich was. Wirst sehen, dass sich das ganz einfach regeln lässt, wenn man gut beraten wird. Woher hast du denn diesen Anwalt?« BEENDEN.
Hörte denn die Fragerei nie auf? Das war wirklich eine extrem unangenehme Journalistenkrankheit, die einen manchmal zur Weißglut bringen konnte. »Ich hab in der Arbeit ein bisschen rumgefragt. Einige haben schon Erfahrungen mit allen möglichen juristischen Problemen gemacht. Da war es nicht schwer, jemand Geeigneten zu finden.« Mit dieser Aussage hoffte Marie, Almas Investigativwut auf elegante Weise zu beenden, und … hatte Erfolg.
Die Freundin verzog anerkennend den Mund und äußerte außer einem knappen: »Sehr gut« keine weiteren
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