… dann klappt's auch mit der Liebe (German Edition)
ziemlichniedlich aussah. Es waren nämlich enge Jeans, und ihr dunkelrotes Top war tief ausgeschnitten. Alles in allem fühlte sie sich viel zu gut gelaunt für eine Frau, die in Problemen ertrank.
Die Bar, die nicht mal einen richtigen Namen hatte, weil es die einzige im Umfeld von Tumble Creek war, war heruntergekommen und ungefähr genauso charmant eingerichtet wie Loris Haus. Aber da es keine Ausweichmöglichkeiten gab, trafen sich Lori und Molly regelmäßig dort, seit Molly im vergangenen Jahr nach Tumble Creek zurückgekehrt war.
Davor war Lori so gut wie nie ausgegangen. Allerdings hatte sie ja auch keine beste Freundin gehabt, mit der sie hätte herumhängen können. All ihre Bekannten hatten die Stadt entweder nach der Highschool verlassen oder jung geheiratet und Familien gegründet. Und all die braven Hausfrauen von Tumble Creek zeigten ein erstaunliches Desinteresse daran, mit der Automechanikerlesbe im Ort auszugehen.
Als sie gerade die Straße vor der Bar überqueren wollte, begann ihre Unterleibsregion zu brummen. Das Handy.
Da sie davon ausging, dass es sich bei dem Anrufer um Molly handelte, klappte sie das Telefon auf, ohne aufs Display zu sehen, und sprintete über die Straße. „Hallo?“
„Lori, wo warst du gestern Abend?“ Im ersten Moment hatte Lori keine Ahnung, zu wem die hektische Frauenstimme am anderen Ende der Leitung gehörte. „Ich war in der Bar, aber ihr seid einfach nicht gekommen!“
„Helen?“
„Du meintest doch, dass du dich mit Molly triffst!“
„Ach, verdammt!“ Sie schlug sich gegen die Stirn und blieb mitten auf der Straße stehen. „Helen, es tut mir so leid.“
Ein Pick-up, der ihr entgegenkam, hupte sie an, und die männlichen Insassen pfiffen ihr beim Vorbeifahren hinterher. Nur einer der Typen pfiff nicht mit, und zwar James Webster, der Neffe des Stadtreporters Miles. Vor ein paar Monaten hatte sie James feuern müssen, nachdem er sie als Zicke beschimpft hatte, weil sie ihn nicht im Voraus hatte bezahlen wollen. Warer vielleicht der Täter? Nein, er musterte sie zwar genau, aber es lag keinerlei Hass in seinem Blick.
„Wie konntet ihr mich nur alleine da sitzen lassen?“, jammerte Helen.
„Tut mir leid“, murmelte Lori. „Ich musste absagen und habe einfach vergessen, mich bei dir zu melden. Hast du mit Juan gestritten?“
„Also, nein, nicht direkt gestritten.“
„Trotzdem tut es mir leid, dass ich dich versetzt habe und du ganz alleine und einsam in der Ecke sitzen musstest.“
„Schon gut …“ Ihre Wut verpuffte mit verräterischer Geschwindigkeit.
Lori hielt inne. „Helen? Hast du überhaupt alleine und einsam in der Ecke gesessen?“
„Eine Weile schon.“
„Und dann?“ Mit gehobenen Brauen wartete Lori ab, bis Helen das Schweigen brach. Was aber nicht passierte. „Helen, bist du wieder mit Juan zusammen?“
„Nein! Nein, so ist das nicht. Aber ich habe das erste Bier wohl ein bisschen zu schnell getrunken. Ich war nervös, und Juan hat mir die ganze Zeit über diese vorwurfsvollen Blicke zugeworfen, und dann … Ich weiß auch nicht genau, wie das passiert ist. Ich habe Wodka-O getrunken. Und du weißt ja, wie schnell ich von dem Zeug beschwipst werde. Dann habe ich geweint, und Juan war so nett zu mir, und da … also, heute Morgen bin ich in seinem Bett aufgewacht.“
„Verstehe.“
„Und dann bin ich am Nachmittag wieder aufgewacht, und da war er weg. Ich befürchte, dass er jetzt denkt, dass wir wieder zusammen sind.“
Lori lehnte sich gegen die Wand neben dem Eingang der Bar und versuchte, dabei nicht an die letzte Wand zu denken, an die sie sich gelehnt hatte. „Seid ihr denn wieder zusammen?“
„Nein! Das geht doch nicht!“, rief Helen. „Ich bin viel zu alt für ihn!“
„Seltsam. Es klingt nämlich so, als wärst du vor ein paar Stunden noch genau im richtigen Alter für ihn gewesen.“
„Ach, halt doch die Klappe.“
Lori konnte nicht anders, sie musste einfach lachen. „Also, Helen, es tut mir schrecklich leid, dass ich dich gestern Abend quasi in Juans Bett gestoßen habe, wo du leider Gottes mit ihm schlafen musstest. Und heute Vormittag noch mal.“
„Ach, Mann.“
„Aber ich habe dir neulich schon gesagt, dass er meiner Meinung nach eine Chance verdient hat. Die Chemie zwischen euch scheint jedenfalls zu stimmen.“
„Aber wir leben in verschiedenen Welten.“
Das Thema kam Lori so bekannt vor, dass sie einfach nur die Schultern zuckte. „Tut mir leid. Und ich bin jetzt gerade
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