… dann klappt's auch mit der Liebe (German Edition)
bin ich also ziemlich am Arsch.“
Sie studierte gerade nachdenklich die tiefen Kratzer im Tresen und überlegte, dass sie Ben von James Webster erzählen sollte, als ihr auffiel, dass Molly für ihre Verhältnisse erstaunlich ruhig geworden war. Als sie aufblickte, musterte ihre Freundin gerade aufmerksam ihr Gesicht und den Drink in ihrer Hand. „Was?“, fragte Lori.
„Ach, nichts, ich überlege nur, ob du schon betrunken genug bist.“
Lori richtete sich auf und runzelte die Stirn. „Wofür?“
„Um dich zu fragen, warum du nicht wegziehst. Warum verkaufst du das alles nicht, Lori?“
Loris Laune sackte schlagartig in den Keller. „Du nicht auch noch …“
„Oh, ich bin also nicht die Einzige, die findet, dass du hier versauerst? Hm, woran das wohl liegen mag …“
Lori hob das Kinn. „Ich mag Tumble Creek. Es ist eine tolle Stadt. Du bist doch selbst hierher zurückgekommen.“
„Klar, ich mag es hier auch, keine Frage. Aber früher hattest du mal Träume. Ziele, in denen Tumble Creek nicht mal vorkam. Du wolltest nach Europa, weißt du noch? Und um die ganze Welt reisen! Ich erinnere mich noch ganz genau, weil ich dich damals auf der Highschool wahnsinnig mutig fand deswegen.“
„Pläne ändern sich“, murmelte Lori. „Das Leben geht weiter.“
Molly verschränkte die Arme und sah sie skeptisch an. „Ach ja? Und in welcher Hinsicht geht dein Leben weiter? Für mich sieht es nämlich so aus, als ob du seit Jahren auf der Stelle trittst. Verkauf die verdammte Werkstatt und das Grundstück am Fluss, und dann ab mit dir in die weite Welt!“
„Ich kann die Werkstatt nicht verkaufen.“
„Warum nicht?“
Verdammt, sie wollte nicht darüber reden! Reden brachte gar nichts, außer dass es zeigte, wie unentrinnbar ihre Lage war. Leider wirkte Molly jedoch nicht so, als würde sie das Thema in absehbarer Zukunft auf sich beruhen lassen. Deshalb redete Lori weiter: „Weil sie nicht sonderlich viel wert ist. Und ehe ich sie verkaufen kann, müsste ich den Sondermüll hinten auf dem Schrottplatz entsorgen, der da herumliegt, seit mein Großvater die Werkstatt aufgemacht hat. Vorsichtigen Schätzungen nach müsste ich für die Entsorgung mehr bezahlen, als ich für das Grundstück bekommen würde.“
Molly blinzelte. „Oh, das wusste ich ja gar nicht.“
„Und das Grundstück am Fluss kann ich zwar verkaufen, aber das wird auch nicht reichen, um alle alten Rechnungen zu bezahlen. Ich würde immer noch auf einem Schuldenberg sitzen. Also kann ich es auch gleich lassen.“
Erst als Lori spürte, wie sich eine warme Hand auf ihre legte, bemerkte sie, dass sie die Augen geschlossen hatte.
„Tut mir leid für dich“, flüsterte Molly.
Lori schüttelte den Kopf und schluckte schwer. „Hey, ich hab ein Haus, einen Job und einen Abschleppwagen. Mehr als die meisten Menschen. Kein Grund, mich zu bemitleiden.“
Molly drückte ihre Hand.
„Und ich bin ziemlich gut in dem, was ich tue, also scheiß drauf.“
„Genau“, bekräftigte Molly. „Scheiß drauf!“
Lori hob ihren Drink. Als sie ihn wieder abstellte, war das Glas leer.
„Noch eine Runde?“, fragte Molly. „Und ein Themenwechsel?“
Lori konnte nur nicken, weil sie ziemlich sicher losgeheult hätte, wenn sie den Mund geöffnet hätte. Sie saß hier fest, und es gab keinen Ausweg. Ihr Leben war ein einziger großer Misthaufen. Und trotzdem hatte sie Angst, einfach alles aufzugeben und ganz von vorne anzufangen. Schließlich war sie keine achtzehn mehr.
Wieder drückte Molly ihre Hand. „Ich wollte jetzt nicht, dass du zu einer dieser bemitleidenswerten Frauen mutierst, die alleine am Tresen sitzen und in ihr Glas weinen, bis sie das Bewusstsein verlieren.“
„Danke.“
„Hey, vielleicht bekommt Quinn ja Rabatt auf die Garagentore! Er kennt eine Menge Lieferanten und Hersteller.“
„Aber er weiß noch gar nichts davon, was gestern passiert ist.“
„Was? Wieso nicht?“
Seufzend verdrehte Lori die Augen. „Weil ich nicht mit ihm herumstreiten wollte. Quinn kann ganz schön launisch sein.“
„Ähm … was?!“
„Dein Bruder. Wenn er wütend wird, ist er genau wie euer Vater. Aufbrausend und …“
„Du verarschst mich, oder? Mein Bruder ist der entspannteste Typ, den ich kenne! Es gibt sogar Leute, die ihn als entrückt bezeichnen würden.“
„Tja, aber nicht in meiner Gegenwart. Eigentlich streiten wir uns jedes Mal, wenn wir uns sehen. Was ziemlich albern ist.“ Und scharf.
Juan kam wieder zu ihnen.
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