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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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Land unter! Völlige Anarchie! Sollte ich diesen Dienst überstehen, ohne mich oder irgendjemand anderen umgebracht zu haben, dann werde ich Frau Malarias Fall gerne an meinen Tagdienst übergeben, der dann – VIELLEICHT! – zwischen 150 ambulanten Notfallpatienten und einem halben Dutzend anderer Entbindungen zwei Minuten Zeit findet, um nach der hochaufgebauten Schleimhaut deiner Patientin zu schauen. Comprende? «
    »Wissen Sie, Dr. Josephine, ich kann auch gerne Ihren Hintergrund informieren!« Temperaturtechnisch befinden wir uns jetzt im Bereich flüssigen Stickstoffes, während mein Blutdruck gerade in reanimationspflichtige Werte driftet. Ich muss ein bisschen schnaufen, während ein dunkler Schmerz unschön in mein Kreuzbein fährt.
    »Weißt du, Schwester – DAS ist Kindergartenniveau! Aber wenn du mich tatsächlich wegen so etwas bei meinem Oberarzt verpfeifen willst, komm gerne hierher in den Kreißsaal und ruf ihn gleich persönlich an. Ich bin sicher, ihr zwei könntet einen gemütlichen Plausch miteinander halten, frühmorgens um Viertel nach drei, während ich …!«
    »JOOOOOOSEEEEEEPHIIIIIIIINEEEEEEE!«
    BLING – Mein Blutdruck hat gerade die dreihunderter Schallmauer durchbrochen …
    »… muss auflegen!« Das Echo von O-Helgas Schrei hallt noch durch die Weiten des Kreißsaalflures, als ich auch schon an Frau Dreis Bett stehe.

Fünf Tampons für Fred vom Jupiter
    18 Stunden zuvor …
    »Ich habe seit drei Wochen einen Pickel am Po – der stört mich jetzt. Können Sie mal schauen …?«
    »Es brennt beim Pinkeln – gibt es da nicht etwas von BlaBlaPharm?«
    »Meine Brustwarzen schielen – kann man das operieren?«
    »Wir versuchen jetzt schon seit zwei Monaten schwanger zu werden, und es klappt einfach nicht – was sollen wir tun?«

    Das ist nur ein kurzer Abriss der ambulanten »Notfälle«, die sich seit Dienstbeginn in meiner kleinen, heimeligen Ambulanz eingefunden haben. Schwester Notfall schüttet gerade entnervt den vierten Pott Kaffee hinunter, und ich frage mich ernsthaft, ob sie irgendwo eine externe Blase installiert hat. Bei dieser Menge Plörre käme ich gar nicht mehr runter von der Schüssel.
    »Notfall – du solltest auf Wasser umsteigen. Soviel Koffein beißt sich mit deinem Adrenalinüberschuss!«
    »Pffff«, bekomme ich nur abfällig zur Antwort. »Ohne Koffein käme hier ab 9 Uhr keiner mehr lebend rein. Oder raus!«

    Notfall ist eigentlich die Ruhe in Person, aber der fünfte Dienst in Folge hinterlässt auch bei ihr, der alten, erfahrenen Ambulanzschwester, Spuren.
    Drei Tage vor Vollmond und zwei Tage danach spielt die Welt monatlich verrückt. Dann spült der große, weiße Himmelskörper Wahnsinnige, Verrückte und wahnsinnig Verrückte in die Notaufnahmen dieser Welt, mit Krankheitsbildern, die so schräg sind, dass man es kaum glauben mag.
    Ich durchwühle den mittlerweile auf beachtliche Größe angewachsenen Aktenberg nach einer Patientin mit echten Beschwerden – und fördere stattdessen nur weitere Kuriositäten zutage.
    »ÄCHT JETZT? Kann meine letzten fünf Tampons nicht mehr finden!«
    Entgeistert starre ich erst auf den säuberlich in Kleinmädchenschrift ausgefüllten Ambulanz-Aufnahmezettel und dann hinüber zur Schwester, die mich mit dem Kaffeepott zuprostend mitleidig angrient.
    »Du wirst es nicht glauben: Das ›Mädel‹ ist Mitte zwanzig. Entweder hat sie die Tampons erst jetzt für sich entdeckt, aber das Prinzip nicht so ganz verstanden – oder sie ist nicht die hellste Kerze auf dem Kuchen!«
    Ich würde die ganze Sache ja wirklich gerne vertiefen, als sich justament der Kreißsaal ankündigt – Gloria-Victoria, geliebte Hebamme und wonniger Sonnenschein, eröffnet die heutige Runde mit dem ersten Überraschungsei: Eine Frau mit-ohne Geburtstermin in unbekannter Schwangerschaftswoche. Das ist ja lustig.
    Schwerfällig wackele ich den langen Flur entlang zum Treppenhaus, quäle mich tatsächlich zu Fuß ein Stockwerk nach oben – der Aufzug ist ja doch ewig anderweitig besetzt –, dann noch gute 300 Meter über frisch gewienertes Linoleum, vorbei am OP-Eingang, der Kinderklinik bis zur Doppelschnappschlosstür. Dann muss ich erst einmal kurz stehen und schnaufen. Wie gut, dass dies mein letzter Dienst ist! Die blöden Senkwehen sind kein Spaß, wenn man haufenweise Arbeit zu erledigen hat.
    Kurz darauf sitze ich einer zweiundvierzigjährigen Frau im wallenden Batikkleidchen gegenüber, deren Achselhaar frei und

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