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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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The Monk (dt: Der Mönch) von M. G. Lewis
oder Armadale (dt: Der rote Schaf) von Collins -, Bücher, die
weitgehend vergessen sind, abgesehen von Professoren für
gotische Schauerliteratur, die sie gelegentlich Studenten
geben, welche sie argwöhnisch betrachten … und dann verschlingen.
    Aber diese drei sind etwas Besonderes. Sie sind das Fundament eines riesigen Wolkenkratzers aus Büchern und Filmen
- den Schauerromanen des zwanzigsten Jahrhunderts, die als
»die moderne Horror-Story« bekannt geworden sind. Mehr
noch als das, im Mittelpunkt eines jeden steht (oder
schleicht) ein Monster, das sich zum »Mythen-Reservoir«,
wie Burt Hatlen es nennt, gesellt und dieses erweitert hat -zu
jener Masse fiktiver Literatur, in der wir alle, auch diejenigen, die nicht lesen oder ins Kino gehen, gemeinschaftlich gebadet haben. Wie ein beinahe perfektesTarotblatt, das unser
üppiges Konzept des Bösen repräsentiert, können sie ordentlich abgelegt werden: der Vampir, der Werwolf und das Ding
ohne Namen.
    Einen großen Roman übernatürlichen Schreckens, Henry
James’ The Turn of the Screw (dt: Die Daumenschraube, u. a.) habe ich aus diesem Tarotblatt ausgeschlossen, wenngleich er die Runde vervollständigt hätte, indem er die bekannteste mythische Gestalt des Übernatürlichen liefern
würde, nämlich die des Gespensts. Ich habe ihn aus zweierlei
Gründen ausgeschlossen: Erstens, weil The Turn of the Screw mit seiner eleganten Salonprosa und seiner straffen, psychologischen Logik einen sehr geringen Einfluß auf den Mainstream der amerikanischen Massenkultur gehabt hat. Wir
würden besser daran tun, Caspar, den freundlichen Geist, als
Archetyp zu behandeln. Zweitens, weil das Gespenst ein Archetyp ist (anders als diejenigen, die Frankensteins Monster,
Graf Dracula oder Edward Hyde repäsentieren), der sich
über ein so breites Gebiet ausbreitet, daß er unmöglich auf
einen einzigen Roman begrenzt bleiben kann, wie bedeutend
dieser auch immer sein mag. Der Archetyp des Gespensts ist
schließlich der Mississippi der Literatur des Übernatürlichen,
und wir werden uns selbstverständlich darüber unterhalten,
wenn der Zeitpunkt gekommen ist, aber wir werden unsere
Zusammenfassung nicht auf ein einziges Buch beschränken.
    Alle diese Bücher (einschließlich The Turn of the Screw) haben gewisse Dinge gemeinsam, und alle befassen sich mit
der Grundlage einer jeden Horror-Story: Geheimnisse, die
besser ungelüftet und Dinge, die besser ungesagt blieben.
Und doch versprechen uns Stevenson, Shelley und Stocker
(auch James), daß sie uns das Geheimnis verraten. Das tun
sie mit unterschiedlichen Stufen von Wirkung und Erfolg …,
und man kann keinem nachsagen, daß er wirklich ein Versager war. Vielleicht hat das die Romane vital und am Leben erhalten. Wie dem auch sei, sie sind da, und ich finde es unmöglich, ein Buch dieser Art zu schreiben, ohne etwas mit ihnen
anzufangen. Das ist eine Frage der Herkunft. Es mag Ihnen
nichts nützen, zu wissen, daß Ihr Großvater nach dem Essen
auf der Veranda seines Hauses zu sitzen und eine Pfeife zu
rauchen pflegte, aber es könnte Ihnen etwas nützen, zu wissen, daß er 1888 aus Polen auswanderte, daß er nach New
York kam und mithalf, das U-Bahn-Netz zu bauen. Wenn
sonst nichts, verleiht es vielleicht Ihrer morgendlichen UBahn-Fahrt eine neue Perspektive. Ebenso ist es unmöglich,
Christopher Lee als Dracula völlig zu verstehen, ohne über
diesen rothaarigen Iren namens Abraham Stoker zu sprechen.
Also … etwas über die Herkunft.
     
2
    Frankenstein wurde wahrscheinlich häufiger verfilmt als jedes
andere Werk der Literaturgeschichte, einschließlich der
Bibel. Zu den Filmen gehören Frankenstein, Frankenstein’s
Bride (dt: Frankensteins Braut), Frankenstein Meets the WolfMan, The Revenge of Frankenstein (dt: Frankensteins Rache),
Blackenstein und Frankenstein 1970 (dt: Die Hexenküche des
Dr. Rambow), um nur eine Handvoll zu nennen. Angesichts
dessen erscheint eine Zusammenfassung fast überflüssig,
doch wie eingangs gesagt, Frankenstein wird kaum gelesen.
Millionen Amerikaner kennen den Namen (aber, zugegeben,
nicht so viele, wie den Namen Ronald McDonald kennen;
das ist wirklich ein Kultheld), aber die meisten wissen nicht,
daß Frankenstein der Name des Monsterschöpfers ist, nicht
der des Monsters selbst, eine Tatsache, die sehr für die Vorstellung spricht, daß das Buch Bestandteil von Hatlens Mythen-Reservoir geworden ist und nicht davon zehrt. Es ist, als
würde man darauf

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