Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
schüttelte ich mich, stand auf und machte mich wieder auf den Weg.
    Saint City pulsierte unter meinen Füßen, jeder Schritt brachte die Stadt zum Klingen. Ich hatte noch ungefähr vier Stunden bis zur Dämmerung, deshalb bewegte ich mich etwas schneller als die Menschen und glitt zwischen den Normalos hindurch. An der Ecke Marx und Ninth kam ich an einer Schamanin vorbei, einer schlanken Blondine mit Verschlüssen von Limodosen am Stab, die klingelten und klapperten, als ich vorbeiging. Die Frau lehnte mit dem Rücken an der Wand und schaute mit weit aufgerissenen Augen zur Straße. Ihre Füße nahmen eine Stellung ein, die mir bekannt war. Noch eine Schamanin mit Kampftraining, aber ohne Schwert. Wer hätte gedacht, dass es davon so viele gab? Als sie mir nachsah, kniff sie die Augen zusammen, die so dunkel waren wie ihr Haar golden. Vielleicht kannte sie mich von der Jagd auf Lourdes. Damals war mein Bild über alle Holovid-Kanäle geflimmert.
    Vielleicht auch nicht. Das war schon lange her, und jetzt trug ich die Haare offen, sodass sie mir in die Augen hingen.
    Dabei musste ich an Cam denken; diese Frau war mir ein Rätsel. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich sie dabei erwischt hatte, wie sie nach einem Schwert greifen wollte. Aber warum sollte sie ihre Waffe zu Hause lassen, wenn sie eine Sedayeen begleitete?
    In einer halben Stunde schaffte ich es zum Polizeirevier Süd. Dort hatte ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Glück. Der Mann, den ich suchte, stand wie üblich in der Rauchernische nicht weit von einer Mülltonne entfernt. Kringel von Synth-Hasch-Qualm umwaberten ihn. Mit seinen hochgezogenen Schultern ähnelte er einer Schildkröte. Seine Hände zitterten leicht. Er brauchte wohl mehr als dringend einen Drink. Sein knielanger Mantel aus Synthwolle flatterte vor sich hin. Wolken jagten vor der Sonne einher.
    Anubis, ich danke dir, betete ich leise. Ich danke dir. Es war aber auch höchste Zeit, dass mal wieder was Erfreuliches passiert.
    Detective Lew Horman arbeitete bei der Sitte. Wir kannten uns schon ziemlich lange. Immer wieder mal hatte ich für die Polizei von Saint City Nekromantenjobs erledigt, und mehr als einmal war er mein Verbindungsmann zu den normalen Bullen gewesen. Außerdem hatte ich ihm hin und wieder nützliche Informationen über Chill-Dealer zukommen lassen. Immer, wenn ich solchen Typen bei meinen Streifzügen durch die Welt der rechtlichen Grauzone begegne, gebe ich Horman Bescheid. Manchmal konnte er, in Vorschriften eingezwängt, nichts unternehmen, aber größtenteils war er nach meinen Tipps aktiv geworden. Wir waren seit langem so etwas wie Partner wider Willen, obwohl er von Psionen keine hohe Meinung hatte und auch sonst ein ziemlicher Snob war.
    Außerdem war er einer der wenigen Bullen, denen Gabe je das Kompliment gemacht hatte, „unkorrumpierbar“ zu sein.
    Ich suchte nach einem unauffälligen Weg, mich ihm zu nähern, hielt mich im Schatten auf der gegenüberliegenden Straßenseite, scannte Dächer und Nebenstraßen und überquerte schließlich unbemerkt die Fahrbahn. Ich konnte nichts Auffälliges erkennen, aber meine Nackenhaare stellten sich trotzdem auf.
    Du wirst paranoid, Danny. Du brauchst dringend einen sicheren Ort, wo du dich ein paar Stunden ausruhen kannst. Auch wenn dein Körper dem eines Dämons gleicht, dein Verstand ist immer noch der eines Menschen, und du verlierst vor Müdigkeit langsam den Überblick. Nur diese eine Sache noch, dann verkrümel dich und ruh dich aus, damit du heute Abend frisch bist. Es stehen einige Besuche auf dem Programm, und ein wenig Schlaf wird dir helfen, die Akte noch mal durchzugehen. Dann kannst du auch einen Blick in das Buch werfen, das Selene dir gegeben hat.
    Ich trat um die Ecke und stand vor meiner letzten großen Hoffnung.
    „Hallo, Horman“, sagte ich freundlich. Mein Smaragd schlug Funken und knisterte im Gleichklang mit meinen Ringen. „Ich muss mit dir reden.“

22
     
     
    Horman zuckte zusammen. Er stieß mich in die Nische, behielt aber weiter die Straße im Auge.
    „Was, zum Teufel, soll das?“, kreischte ich.
    Er stank nach Synth-Hasch-Rauch, halb verdautem Chivas Red und nach absterbenden menschlichen Körperzellen. Zusammen mit den Abgasen des Stadtverkehrs und den Ausdünstungen der Bio-Labore war das eine Mischung, die mir schwer zu Kopf stieg. Mein eigener Geruch hüllte mich wie ein Schutzschild ein. Beinahe hätte ich die Nase gerümpft. Regen lag in der Luft. Ich spürte die

Weitere Kostenlose Bücher